Kapitel 1

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'Es hat wenig Sinn schneller zu laufen, wenn das Ziel fehlt.'

'Liebes Tagebuch,

es ist nicht leicht für mich geworden. Mom ist vor ein paar Wochen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ein Geisterfahrer war auf der falschen Fahrbahn. Nichts ungewöhnliches eben. Dad ist seit Mom's tot total anders. Er greift öfters zur Flasche und beachtet mich gar nicht. Ist glaub auch besser so. Hätte ich Geschwister, wäre ich zu denen abgehauen. Ich weiß nicht was ich noch hier rein schreiben soll.. Ich bin am Ende, habe alles verloren was ich geliebt habe. Wir sind auch vor kurzem umgezogen nach Los Angeles. Natürlich war Mom da noch am Leben. Ich weiß nicht was ich tun soll.. Ich hoffe Mom sieht uns zu. Ich liebe dich Mommy und hoffe du hast es gut da oben!

Love, Madi'

Laut seufzend klappte ich mein Tagebuch zu und legte es auf mein Nachttisch neben mir. Ich merkte wie sich der Hunger in mir breit machte und holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Da meine Mom gestorben war, gab es bei uns kein regelmäßiges Mittagessen. Wir mussten uns selber etwas zu Essen machen oder eben hungern. Öfters ging ich mit meiner besten Freundin Kelsey Mittags was Essen, so wie ich es heute vorhatte. Sie wohnte von hier aus, nur 2 Blocks weiter. Ich kenne sie schon seit dem Kindergarten, bevor wir hier nach L.A. umgezogen sind, haben wir in Virginia gewohnt. Nach den Ferien besuchen wir die Unity High. Vielleicht gibt es auf der Schule nicht all zu viele Idioten. Für mich und Kelsey ist es hier nicht sehr leicht, wir wohnen hier nicht so lange und kennen uns deshalb auch nicht gut aus. Ich wählte ihre Nummer auf meinem iPhone und lauschte gespannt dem Tuten.

„Hallo?“, fragte eine sanfte Stimme in den Hörer.

„Hey Kel's hier ist Madi.“

„Hey Madi, was gibt’s?“, lachte sie in den Hörer.

„Lust auf einen Burger in Mc Donalds?“

„Klar, warum nicht bin in 10 Minuten bei dir okay?“

„Okay, bis gleich!“, meinte ich gespannt und legte auf.

Aufgeregt sprang ich von meinem Bett und checkte mein Aussehen in meinem Spiegel, der an meinem, meiner Meinung nach viel zu großem Schrank montiert war. Ich steckte mein Handy in meine hintere Hosentasche und betrachtete mich in dem Spiegel. Meine braunen Locken hingen glänzend bis zu meinen Schulter und meine grünen Augen kamen dadurch gut zum Vorschein. Ich hatte eine Jeans Hotpants an und ein weißes Top mit weißen Chucks. Ein ganz schlichtes Outfit in dem ich mich wohlfühlte. Heute war ich nicht geschminkt, ich schminkte mich wenn dann nur zur Schule. Nachdem ich meine Haare gerichtet und ich mir etwas Geld eingesteckt hatte, schloss ich meine Zimmertür auf und ging leise die Holztreppe nach unten. Ich hoffte das mein Dad nicht da oder zumindest nicht angetrunken war. Komplikationen konnte ich gerade nicht gebrauchen. Vorsichtig lugte ich in die Küche. Mein Herz pochte bis zu meinem Hals als ich sah, dass die Küche leer stand. Ich rannte zum Kühlschrank und holte mir eine gekühlte Wasserflasche heraus. „Wohin willst du?“, lallte eine dunkle Stimme durch den Raum. Abrupt blieb ich stehen und drehte mich panisch um. „Ich – ich wollte mich mit Kelsey treffen gehen.“, antwortete ich ihm kleinlaut. Mein Vater hatte schwarz zerzaustes Haar und starke Augenringe, ein ungebügeltes Hemd und eine schwarze Jogginghose an. Er nickte benommen und machte Schritte auf mich zu. Erst jetzt bemerkte ich den Wodka in seiner rechten Hand. Um ehrlich zu sein hatte ich schon immer Angst vor ihm gehabt, Mom wurde früher oft von ihm verprügelt und ich als kleines Kind habe immer dabei zu gesehen. Ich bin zwar jetzt 17, 9 Jahre älter, aber trotzdem bleiben solche schlimmen Ereignisse in Erinnerung. Mom hatte früher immer Angst gehabt, dass er das gleiche mit mir anstellen würde und sperrte mich Nachts immer in meinem Zimmer ein. Ich dankte ihr dafür, denn wenn mein Dad zuschlägst, erlebst du den nächsten Morgen vermutlich nicht mehr. Wie unter Trance ging ich ein paar Schritte rückwärts, Richtung Tür. „Ähm.. Kelsey wird mich gleich abholen. Ich werde dann erst Abends wieder kommen!“ Abrupt blieb er stehen und sah mich ungläubig an. „Warum willst du erst so spät nach Hause kommen, huh?“, fragte er sichtlich verärgert und fuchtelte mit den Händen in der Luft herum, so das aus der Wodka-Flasche die Hälfte raus floss. „Dad? Denkst du nicht das du zu viel Getrunken hast?“, nuschelte ich kaum hörbar vor mich hin. „Was hast du gesagt? Ich gib dir gleich zu viel getrunken! Verschwinde aus diesem Haus bevor ich die Bullen rufe oder das Jugendamt!“, schrie er mich an und ich merkte wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Ich schniefte und rannte zur Tür hinaus, ich wollte gerade die Türklinke nach unten drücken da sah ich wie mein Vater mir hinter her rannte und die Wodka-Flasche nach mir warf. Ich duckte mich kreischend und merkte, das die Flasche an der Wand hinter mir zersprang und Splitter auf mich regneten. Die Flasche hatte er anscheinend ausgetrunken, sonst wäre ich jetzt auch noch total durchnässt. Weinend stand ich auf, würdigte ihm keines Blickes mehr und riss panisch die Tür auf. Ich stolperte fast die Treppen vor der Haustür runter, als ich die Tür im gehen zu machen wollte. Plötzlich knallte ich gegen jemanden und landete auf dem Rasen neben mir. Ängstlich sah ich hoch als ich Kelsey vor mir stehen sah, die mich mit einem verwirrten Blick musterte.“Komm! Wir müssen schnell hier weg!“, meinte ich ängstlich, packte ihr Handgelenk und zog sie vor den Hof. „Madi, warum bist du so verkratzt im Gesicht und warum hast du überall Splitter im Haar? Gott verdammt was ist passiert?“, fragte sie entsetzt und versuchte die Splitter aus meinem Haar zu zupfen. „Mein Dad hat zu viel getrunken! Ich hab ihm nur Bescheid gesagt, dass ich mich mit dir Treffe und dann hab ich ihn gefragt ob er nicht zu viel getrunken habe, weil er so schnell wütend geworden ist! Ich weiß nicht genau an was es lag, aber dann warf er mir auch noch seine Wodka-Flasche nach und anscheinend hab ich doch was abgekriegt.“, ich schniefte kurz und fuhr mir vorsichtig übers Gesicht um die Kratzer zu ertasten, „Dann hat er mir noch gedroht wenn ich nicht abhaue, ruft er die Bullen oder das Jugendamt an! Der hat sie doch nicht mehr alle!“ Erst jetzt bemerkte ich, dass Kelsey auch Tränen in den Augen hatte. „Ich kann heute nicht nach Hause gehen, Kel's. Kann ich heute nicht bei dir übernachten?“, fragte ich mit einem Zittern in der Stimme. „Doch natürlich. Ich werde schon eine Ausrede für meine Eltern finden!“, meinte sie immer noch verwirrt, „Komm wir gehen zu mir und pflegen erst einmal deine Wunden, außerdem müssen wir die Splitter irgendwie aus deinem Haar bekommen!“ Wie in Trance folgte ich ihr und versuchte das Geschehen erst einmal auf mich wirken zu lassen.

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