ONE

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Es war heiß. Mein Atem war schwer. Meine Beine schmerzten, als ich den Berg zu meinem Haus hoch fuhr. Mein Fahrrad quietschte, bei jedem Tritt in die Pedale. Ich bog um eine Ecke und erblickte mein Haus, freute mich innerlich darauf, endlich etwas essen zu können. Ich stieg ab und stellte mein Rad gegen meine weiße Hauswand. Erschöpft von der langen Fahrt, schlenderte ich den Weg zu meinem Hauseingang entlang. Ich streckte meine Arme aus und berührte mit meinen Fingerspitzen die Fassade. Sie endete, die Tür stand offen. Ich trat ein, der süße Duft von frischen Pfirsichen lag in der Luft. Als ich meine Tasche an der Treppe abstellte, die hoch zu meinem Zimmer führte, hörte ich etwas poltern. Ich rannte in die Küche.

"Mama!", krächzte ich ängstlich in meine Hand hinein, die ich kurze Zeit davor gegen meinen Mund geschlagen hatte.

Sie lag auf dem Boden. Die Schale mit den Pfirsichen lag zerbrochen unter ihrem Arm. Sie musste sich wohl an den Scherben geschnitten haben, anders konnte ich mir das Blut das aus ihrer Hand strömte nicht erklären. Ich blieb einige Sekunden so stehen, verzweifelt, überfordert mit der Situation. Ich bekam keine Luft, ich wollte ihr helfen , doch ich konnte nicht. Ich schüttelte den Kopf, um das Schweigen meiner Gedanken zu brechen. Langsam streckte ich meinen Arm aus und griff nach dem Telefon , das neben der Brotschneidemaschine stand. Ich hatte immer schon Angst vor dieser Maschine, doch jetzt kam sie mir noch viel unheimlicher vor. Ich tippte die Nummer vom Krankenhaus und als ich von dem Geschehnis erzählte, spürte ich wie sich in meinen Augen Tränen sammelten. Ich stürzte auf meine Knie und strich meiner Mutter eine Strähne aus dem Gesicht. Die Frau am Telefon beruhigte mich und sagte, ich solle doch bitte auf Hilfe warten. Ich legte auf und wimmerte laut. Ich erschrak ein wenig, als das Telefon aus meiner Hand fiel und ein leiser Aufprall zu hören war. Ich legte meine Hand auf ihren kalten Hals. Ich hatte Angst ,dass ich ihren Herzschlag nicht fühlen würde, doch ich versuchte stark zu bleiben. Ich atmete tief ein bevor ich auf ihre Halsschlagader drückte. Eine Träne machte sich ihren Weg an einer Wange hinunter. Es war ein kurzer Moment ohne Gedanken, bis ich den Schlag ihres Herzens spürte. Ich lächelte. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ich schaute ihr friedliches Gesicht an, nahm ihre Hand und drückte sie. Ihre Augenlider zuckten. Ich flüsterte:

"Mum?Hilfe ist unterwegs!"

Ein kleines Zucken ihres Mundwinkels war ihre Antwort. Ich dachte einen kurzen Augenblick daran, was mit mir passiert wäre, wenn sie wirklich tot wäre. Ich senkte meinen Kopf und schluchzte. Ihr Mund öffnete sich leicht, als wollte sie etwas sagen, doch sie konnte nicht, sie war zu schwach. Ein paar Minuten wartete ich auf den Rettungsdienst, bis es dann schließlich an der Tür klopfte.

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Ich stand vor ihrem Bett im Krankenzimmer. Ich holte einen Stuhl von der Seite des Zimmers. Der Raum war leer und kalt. Ich stütze meine Ellenbogen auf die Knie und senkte faul mein Kinn in beide Hände. Ich zuckte kurz zurück, meine Hände waren Eis im Gegensatz zu der Wärme meines Kinnes. ich schloss meine Augen und horchte zu, wie dieses Piepsen bei jedem Herzschlag meiner Mutter ertönte. Nachdem mein Vater vor knapp 3 Jahren an Krebs verstarb, war meine Mutter die einzige die mir geblieben war. Ich hatte kaum Freunde, ich wurde damals verdrängt, gemobbt und ausgestoßen. Ich wusste, wenn ich mich einmal rächen könnte, für das was mir diese Mindie angetan hatte, ich würde es sofort tun. Diese Demütigung. Sie war bis heute unerträglich. Der Arzt von meiner Mutter betrat das Zimmer, ich konnte ihn atmen hören. Brachte er gute Neuigkeiten? Was war die Diagnose? Würde sie sterben? Genauso wie mein Vater? Die Fragen überschlugen sich in meinem Kopf. Er atmete tief ein, bevor er anfing zu sprechen:

"Hallo, Sophia. Du willst sicher wissen was los ist.. also, deine Mutter hatte einen Schlaganfall. Sie ist auf jeden Fall auser Lebensgefahr, so viel kann ich sagen. Wir müssen einfach abwarten, alles wird gut werden. Ich verspreche es dir. Sie muss sich hier im Krankenhaus etwas erholen. Ich weiß ihr lebt alleine ,deshalb kann ich deine Mutter nicht nachhause schicken. Du musst ein paar Tage oder Wochen alleine wohnen, aber ich finde du bist alt genug dafür, " er lächelte bevor er weitersprach. ",doch wenn du das nicht willst, gibt es ganz in der Nähe von hier ein Heim für Jugendliche. es wäre ja nur vorübergehend und..."

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