Where our eyes are never closing, hearts are never broken

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25.04.2016 - sechzehn Jahre alt

„Dein Ernst?!", schrie ich wütend und nicht unbedingt leise. David sah mich nur an. „Kannst du nicht einmal ruhig bleiben?" „Junge. Ich musste gerade von Elena erfahren, dass ihr... mehr als nur gute Freunde seid, und du verlangst jetzt, dass ich ruhig bleibe?!" Ich konnte es nicht aussprechen, wollte mir selbst nicht eingestehen, dass mein Freund mich betrogen hatte. Als ich David kennengelernt hatte, hatte ich ihn für anders gehalten. Für vernünftig. Und nun landete er mit seiner besten Freundin im Bett. Immerhin hatte ich meine Lautstärke gedrosselt. „Verdammt, Jo, wir sind Sechzehn! Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich jeden Abend brav im Bett liege und Schäfchen zähle, genauso wenig wie ich das von dir! Wir gehen beide öfters feiern, wir haben beide betrunken Scheiße gebaut. Nicht nur ich mache Fehler, weißt du?!", gab David zurück. Nun war er es, der die Stimme erhob. „Nein, aber ich betrüge dich immerhin nicht mit meinem besten Freund und benutze die Erklärung, dass ich ein, zwei Bier getrunken habe!" „Was hätte ich denn sonst sagen sollen? ‚Tut mir Leid, Jo, aber ich habe dich dummerweise vollkommen nüchtern mit Elena betrogen. Ups, das passiert nie wieder'?! Das ist nun mal nicht die Wahrheit, okay?!" Frustriert schnaubte ich, dann drehte ich mich um. „Viel Spaß noch mit Elena, Arschloch", zischte ich über meine Schulter, bevor ich die Haustür von Davids Haus öffnete. Ein Glück, dass seine Eltern gerade nicht zuhause waren. „Jo, nur damit du es weißt: Es würde niemanden wundern, wenn du mich Flo in der Kiste landest, so, wie ihr dauernd zusammenklebt", rief David mir noch hinterher, dann fiel die Tür ins Schloss. Mit schnellen Schritten lief ich um die nächste Ecke, erst dort erlaubte ich mir einen Gefühlsausbruch. Ich hieb mit der Hand gegen die Wand, gegen die ich mich lehnte, bevor ich meinen Tränen freien Lauf ließ. Elenas Nachricht, die nicht einmal für mich bestimmt war, hatte mich mehr mitgenommen als angenommen. Ich hatte einfach am Tisch nebenan gesessen und war in ein Buch vertieft gewesen. Und dann war Elena aufgetaucht. Sie hatte sich zu Jelena und Eliane gesetzt. „Ich hab Scheiße gebaut, Leute", hatte sie gesagt und den Kopf in den Händen vergraben. „Josefine wird mich töten, dabei waren wir betrunken. Ich hab mit David geschlafen." Entschlossen verscheuchte ich die Erinnerung an das Gespräch der Dreien, wischte meinen Tränen ab und machte mich auf den Weg in den Wald. Wie immer, wenn ich traurig oder wütend war. Im Moment war ich beides. Und das Schlimmste war, dass ich einfach nicht sauer auf Elena sein konnte. Ich mochte sie. Einzig und alleine David hat mich zutiefst enttäuscht.

Eine Zeit lang saß ich auf dem großen Stein, auf dem ich für gewöhnlich saß, und starrte ins Nichts. Mein Kopf war sanft an dem großen Baum angelehnt, der mir als Rückenlehne diente. Ich leibte diesen Ort. Er eignete sich gut für die verschiedensten Dinge. Nachdenken. Oder Unterhaltungen. Und manchmal saß ich da und starrte Luft in die Löcher. Keine Löcher in die Luft, das klang zu brutal. Seufzend zog ich die Beine an, schlang die Arme um meine Knie und legte meinen Kopf darauf. So saß ich noch immer da, als sich jemand neben mich fallen ließ. Ich wusste nicht, wie lange ich schon hier war. „Du sitzt hier in letzter Zeit oft. Was ist los?", fragte Flo neben mir. „Hab mit David Schluss gemacht. Er hat mit Elena geschlafen." Mein bester Freund schwieg eine Weile. „Ich mochte sie noch nie so wirklich", sagte er letztendlich. „Mach sie nicht schlecht. Beide waren betrunken, trotzdem... Außerdem warst du in der Sechsten total in sie verknallt, leugne das nicht", antwortete ich mit einem leichten Lächeln. „Stimmt gar nicht!", empörte sich Flo und schubste mich leicht zur Seite. Das ließ ich mir nicht gefallen und schubste ihn stärker zurück. „Ey!", rief er und stupste mich so stark, das ich vom Stein aus auf den weichen Waldboden fiel. „Oh Gott. Lebst du noch?", kam es von oben. „Tu nicht so, ich höre genau, dass du dir ein Lachen verkneifst! Halt einfach den Mund und zieh mich hoch!", rief ich grinsend zurück. Flo sprang zu mir, zog mich hoch und entfernte mir sogar freundlicherweise die Blätter und Tannennadeln, die sich in meinen Haaren verfangen hatten.



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