I | Der Slug-Club

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Am nächsten Morgen stand Hayley früh auf, um sich ein Bild von der ganzen Situation zu machen. Abgesehen von ein paar Sechstklässlern saß sie alleine am Tisch der Slytherins und so konnte sie die kurze Ruhe genießen.

Vertieft in ein Buch, das sie von ihrem Vater erhalten hatte, bemerkte sie im ersten Moment nicht, wie drei männliche Gestalten sich ihr gegenüber setzten. Einer räusperte sich zögerlich, woraufhin sie aufsah und die drei erwartungsvoll anblickte.

»Hayley, wir wollten mit dir reden«, begann Rufus Lestrange zaghaft.

Mit verschränkten Armen vor der Brust nickte sie ihnen auffordernd zu.

»Wir wollten uns bei dir … entschuldigen«, fuhr Antonin Dolohow langsam fort, dabei blickte er ihr unsicher in die Augen. Immer noch machte sie keine Anstalten ihnen zu antworten.

»Wir wissen, dass wir uns ziemlich … idiotisch verhalten haben –«, ergänzte Antonin, wurde aber von dem jungen Rookwood unterbrochen.

»Du musst uns doch bitte auch verstehen.«

»Wir würden dir so etwas ebenfalls verzeihen –«

»Darum geht es nicht, Rufus«, schnitt Hayley ihm das Wort ab.

»Worum dann?«, fragte er leicht gereizt. Der junge Lestrange und Hayley hatten schon immer die Angewohnheit schnell in einen Streit zu geraten und scheinbar hatte sich dies nicht geändert.

»Hierbei geht es nicht darum, ob ich euch verzeihen kann«, begann sie schließlich mit brüchiger Stimme, »sondern hier geht es darum, dass ihr meine Freunde seid und diese normalerweise immer füreinander da sind … Ich habe mit euch meine Kindheit verbracht und –«

Sie brach ab. Würde sie jetzt weitersprechen, würde sie anfangen zu weinen und diese Demütigung wollte sie sich ersparen.

Sie senkte ihren Blick, damit niemand ihre aufkommenden Tränen bemerkte. Doch auf einmal spürte sie, wie sich jemand neben sie setzte und ihr sanft über den Rücken strich. Es war Antonin, der ihr zögernd zulächelte. Rufus griff währenddessen über den Tisch nach ihrer Hand und drückte sie leicht. Er hatte nie beabsichtigen wollen, dass sie anfangen würde, zu weinen.

»Wir wissen, dass wir für dich hätten da sein sollen«, meinte Augustus, nachdem er auf ihrer anderen Seite Platz genommen hatte und ihr vorsichtig eine Strähne aus dem Gesicht strich. »Du weißt nicht, wie viele Schuldgefühle uns seit dem Tag an plagen … Und glaube bitte nicht, dass wir jetzt nur mit dir darüber reden, weil du dieses Jahr nach Slytherin gekommen bist. Als wir uns das vorgenommen hatten, kannten wir die Entscheidung des Hutes noch gar nicht.«

»Wir waren schreckliche Freunde, die sich von den Gedanken unserer Eltern leiten ließen«, unterstrich Antonin die Aussage seines Freundes und zog sie näher zu sich heran.

»Bitte, verzeih uns, Hayls«, flüsterte Rufus mit flehender Stimme, dabei schämte er sich nicht einmal dafür, dass er bettelte.

Langsam nickte sie und blinzelte ihre Tränen weg. Gestern noch wollte sie einem Gespräch mit den drein aus dem Weg gehen, doch jetzt war sie froh darüber, dass sie eine Unterhaltung mit ihr gesucht hatten. »Ich habe euch vermisst.«

***

Die drei Slytherins verbrachten seit der Versöhnung in der Großen Halle wieder mehr Zeit mit Hayley. Die junge Campbell hatte ihnen schlussendlich verzeihen müssen. Ihre Worte hatten so aufrichtig geklungen und zusätzlich hatte sie ihre drei Kindheitsfreunde wieder vor Augen gesehen. Natürlich war sie immer noch nicht damit einverstanden, dass die drei Slytherins Muggelgeborene – so wie Myrte – schikanierten, jedoch tat sie nichts dagegen, da es ihr einfach schwer fiel, ihren jahrelangen Freunden zu sagen, dass sie das nicht billigte. Da die Jungs jedoch ihre Ansichten kannten, versuchten sie es so wenig wie möglich in ihrer Gegenwart zu tun. Trotz allem war Hayley sich bewusst, dass diese Freundschaft viel Kraft erfordern würde.

Die wahre GryffindorNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ