Kapitel 1

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Jennys Sicht

Da bin ich nun. Mitten in Hamburg. In einer kleinen Wohnung. Alleine. Es ist ungewohnt, so ganz alleine zu sein und deshalb, nehme ich meinen Schlüssel und mein Handy und gehe nach draußen in die Hamburger Innenstadt. Meine Sachen, werde ich heute Abend auspacken. Hatte schließlich Ferien, also genug Zeit. Ich mischte mich unter die vielen Menschen und fühlte mich sofort viel besser. Ich hatte das Gefühl, in ein neues Leben zu tauchen. Weg vom Land. Von meiner schrecklichen Familie, die mich behandelt hat wie Dreck. Und rein in die Stadt.
Ich weiß nicht, wo ich hin will und was ich gerade tue. Ich habe zwei Euro in meiner Hosentasche, also kaufe ich mir zwei Kugeln Eis und setze mich etwas abgelegener in die Sonne auf eine Parkbank. Ich esse mein Eis in Ruhe und nehme dann mein Handy raus. Es ist viertel vor drei. Ich beschließe, Ronny anzurufen, meinen besten Internet Freund. Das Freizeichen ertönt und ich warte.

-"Hallo?"
"Hey, hier ist Jenny. Ich wollte mich einfach mal melden."
- "Ach hey, Schwesterherz. Alles gut bei dir? Wie läuft der Umzug?"
"Ganz gut soweit. Meine Wohnung ist zwar klein, aber was soll ich auch anderes erwarten? Und alleine geht es voll klar. Kartons und so weiter packe ich heute Abend aus."
- "Hört sich doch ganz gut an. Und was machst du jetzt so?"
"Ich sitze bloß im Park herum, habe eben ein Eis gegessen. Und du?"
- "Gehe gleich zu meiner Freundin."
"Na dann, viel Spaß."
- "Danke, Jen. Ich muss jetzt echt los. Ich melde mich nachher noch. Machs gut und pass auf dich auf!"

Damit beendet er das Gespräch. Zwar kurz, aber wenigstens eine vertraute Stimme in dieser ganz fremden Stadt. Ich mache mich langsam auf den Rückweg zu meiner Wohnung. Innerhalb von 15 Minuten war ich da. Wege konnte ich mir relativ gut merken, auch wenn sie neu für mich waren. Ich betrat die Wohnung und beschließe, mir alles noch einmal genau anzusehen. Vorhin, als mir meine Sozialarbeiterin die Wohnung gezeigt hat, hatte ich nur flüchtig einen Blick in die Räume geworfen.

Durch den kleinen Flur, gelangte ich in die Küche. Drei Schränke, ein paar Schubladen, vier Herdplatten, eine Mikrowelle und ein kleiner Kühlschrank befanden sich darin. Ein Fenster gab es auch, was mich sehr freute. Im Nebenraum war das Bad. Es gab ein Waschbecken, einen Spiegel, ein Klo, eine Dusche und ebenfalls ein Fenster. Alles noch leer, aber mit meinen Pflege Produkten und einem kleinen Teppich würde es bestimmt gut aussehen. Ich ging weiter ins letzte Zimmer, mein Schlafzimmer. Naja, Schlaf- und Wohnzimmer in einem, würde ich sagen. Hier war lediglich eine Lampe an der Decke, ein großes Fenster und eine Heizung. Mehr auch nicht. Möbel hatte ich noch keine. Vom Jugendamt bekam ich ab nun 300 Euro im Monat gestellt, für Essen, Kleidung und so etwas. In einem billigen Laden würde ich bestimmt eine Matratze, Bettzeug, einen Tisch und ein paar Stühle bekommen. Ich würde mich morgen sowieso auf den Weg zum Einkaufen machen. Ich brauchte dringend etwas zu Essen für die nächsten Tage, das stand fest. Heute, würde ich es noch einmal ohne Essen auskommen. Ich hatte ja eben Eis gegessen und heute morgen gut gefrühstückt.

Ich nahm mir meine große Reisetasche und packte alle nötigsten Dinge aus. Zahnpasta, Zahnbürste, Handtuch, Mascara, Labello, Puder und ein Shampoo landeten im Badezimmer. In einer Ecke meines Schlafzimmers stapelte ich meine Kleidung so ähnlich wie ein Kleiderschrank, nur, das ich eben keinen besaß. Ich legte mir ein paar Strickjacken und ein Kissen auf den Boden. Dort würde ich heute schon schlafen können. Das würde schon gehen. Es war ja schließlich noch warm draußen, für Anfang Herbst.
Als alles geschafft war, ließ ich mich erschöpft auf den Boden fallen. Es war alles so neu. Und ich war so alleine. Das wurde mir jetzt noch viel mehr bewusst, als vorher..

Achterbahnliebe ❤ {girlxgirl }Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt