Eine Menge sadistische Gedanken

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Es war schwer, Gefühle zu überdecken, das wusste Marco. Aber es ging. Man konnte Gefühle unterdrücken, das beschissene Bauchkribbeln und das blöde Herz mit den asozialen Geschwindigkeitsrekorden blieb trotzdem. Aber es ging. Es zwickte und ziepte zwar in der Brust, aber es ging. Und Rückfälle gab es, verdammt viele Rückfälle. Alles aber noch im Rahmen, wenn man sich zusammenreißen konnte. Und Marco konnte das. Meistens.

Ein *bling* riss Marco aus seinen deprimierten Gedanken. Sein Handy hatte vor einer halben Stunde, als er gerade dabei war, sein Abendessen zu verspeisen, nervtötend geklingelt. Minutenlang hatte er sein Handy mit total-Ignoranz gestraft, dann hatte er doch angenommen. Nicht schlecht hatte Marco dann gestaunt, als der Bundestrainer an der anderen Seite der Leitung gehangen hatte. Dieser hatte den Borussen zum Länderspiel nominiert. Aber Marco hatte keine Lust. So gar keine Lust. So null Komma null Lust. Ihm waren im Nachhinein doch einige Ausreden eingefallen, wie er sich davor drücken hätte können. Ein Hamster mit Husten war schließlich ein realistischer Grund dafür. Blöd nur, das er keinen Hamster hatte. Sein Appetit war demnach vergangen  und seitdem hockte er auf dem Küchenstuhl mit einer Menge sadistischer und pessimistischer Gedanken. Sein Fuß war eingeschlafen und kribbelte schmerzhaft unter dem Tisch. Der Abend war versaut, der Liebe Gott hatte seine Stoßgebete, nicht nominiert zu werden, vom Vortag nicht erhört oder einfach gekonnt ignoriert. Jetzt fiel Marco auch mal wieder ein, das sein Mobiltelefon ja eine Nachricht angezeigt hatte. Somit setzte er sich nach einer hängenden Haltung, die seinem Kreuz bestimmt nicht gut getan hatte, auf und entsperrte das Handy. Und? Freust du dich auf Länderspiel? André. Marco antwortete nicht und legte das Handy wieder auf den Tisch. Nein, er freute sich nicht.

Götzeus: Verlieben tut immer weh (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt