Kapitel 18

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Mein Atem ging schnell.
Lucy weinte immer noch still an Marios Arm.
Ich konnte nicht fassen, dass Lucy vom Internat gehen würde.
All dieser Aufruhr verwirrte mich.
Ich wollte nach Hause. Plötzlich war mein Heimweh größer wie nie zuvor.
Zuhause müsste ich jetzt nicht in solch einem Bunker sitzen.
Ich biss mir auf die Zunge um zu verhindern, hier noch in Tränen auszubrechen.

Ich unklammerte meine Beine und fing an zu bibbern. Doch irgendwie war es hier unten schon kalt ohne die Decke, die ich Mario und Lucy überlassen hatte.
„Ist dir kalt?”, fragte mich plötzlich eine Stimme neben mir.
Phil.
Ich schüttelte automatisch den Kopf, auch wenn ich mich für dieses Starke Mädchen getue Ohrfeigen hätte können.
Phil lachte.
„Hör doch auf, ich seh doch dass dir Kalt ist, so wie du zitterst” , meinte er.
„Nein, es ist alles bestens!”, fauchte ich ihn daraufhin an.
Ich wollte nicht, dass er jetzt einen auf Gentleman machte. Wer weiß wie viele Mädchen er mit dieser Masche schon rum gekriegt hatte. Ich wollte nicht zu diesen gehören.
Hilfesuchend sah ich zu Lucy, doch die lag schon schlafend mit Mario auf einer der Bänke.
„Hör auf, Tamara. Hör auf mich zu hassen verdammt” , sagte er plötzlich.
Ich sah ihm in die Augen.
Sein Blick war so sanft und enttäuscht , dass ich irgendwie das Bedürfnis hatte ihn in den Arm zu nehmen und durch die Haare zu Wuscheln.
Ich wollte antworten, aber mir fielen die Worte. Und so lies ich seine Worte in der Luft zwischen uns stehen.

Es half mir aber trotzdem nicht, mir war kalt. Und es gab in diesem Bunker nur zwei Decken.
Eine, die sich Lucy und Mario genommen hatten und die anderen die Phil hatte.

Stur starrte ich gerade aus. Ich würde gerne etwas sagen, sagen, dass ich ihn nicht hasse. Aber eine unabhängige, stolze Prinzessin bin und etwas in mir drin mich immer vor ihm warnt.
Eine Träne lief mir über die Wange.
Ich konnte es nicht verhindern.
Aber ich konnte mich nicht überwinden.
Es ist so viel passiert heute und ich konnte das nicht einfach so vergessen.
Auch wenn mir plötzlich wieder seine Worte in den Kopf schossen.
Ich finde dich nur atemberaubend.
Ein Schauern überkam mich. Ich fand diese Worte so unwirklich. Fast als bildete ich mir nur ein Phil hätte das gesagt.
Und als ob er meine Gedanken lesen konnte, rückte er auf einmal näher zu mir.
„Möchtest du meine Decke?” fragte er.
Ich schwieg.
Mein Kopf hing noch an Josh, aber ich merkte, wie mein Herz sich langsam von ihm löste, wie es sich an jemanden anderen zu ketten versuchte.
„Nimm sie”, Phil legte mir seine Decke über die Schultern.
Fröstelnd nahm ich sie und schlang sie enger um mich.
Ich wollte mich gerade bei Phil bedanken, da wurde die Türe auf gestoßen.
Ich hielt die Luft an und klammerte mich unwillkürlich an Phils Arm.
Lucy und Mario waren sofort hell wach.

Ich stieß erleichtert Luft aus als ein Wachmann eintrat.
„Alles Clean, Wir bitten sie wieder auf ihre Zimmer zu gehen. Es waren nur ein paar Rebellen gegen die Monarchie.

Ich seufzte erleichtert und als mir bewusst wurde, wessen arm ich da umklammerte, lies ich ihn schnell los.

„Kommt wir gehen”, sagte Mario, legte einen Arm um Lucy und lief mit ihr voraus. Ich hinterher und Phil zuletzt.

Die Flure sahen wirklich nicht schlimm aus, nur ein wenig chaotisch, was wohl ehr von den aufgeregten Schülern kam, als von Rebellen.
Mit solchen Monarchie Rebellen hatten wir auch zuhause oft zu kämpfen, doch seit mein Vater in seinem Staat die Demokratie eingeführt hat, wird nur noch ganz selten rebelliert.

Nachdem sich Mario und Lucy endlich voneinander trennen konnten, wollte ich ihr in unser Zimmer folgen.
Doch stattdessen  blieb ich stehen und drehte mich um.
Phil stand dort und sein Blick wurde weicher, als ich mich zu ihm drehte.
„Phil”, sagte ich, „Ich hasse dich nicht”, ich bemerkte gerade noch sein schiefes Grinsen, dann drehte ich mich um und ging zu Lucy in unser Zimmer.

Erschöpft legten wir beide uns auf unsere Betten.
„Das war ein langer Tag”, sagte ich und gähnte einmal herzhaft.
Lucy nickte. „Gute Nacht, Tam”, sagte sie und schloss die Augen.
Einen kurzen Augenblick später schlief auch ich ein.

Als ich am nächsten morgen aufwachte, lag Lucy nicht wie gewöhnlich neben mir und schlief noch. Ihr Bett war schön sauber und ordentlich gemacht und auf dem Kopfkissen lag ein Zettel.

Guten Morgen Tam!
Ich bin schon mal mit Mario los, Frühstücken.
Hoffe du bist mir nicht böse, aber du hast noch so tief geschlafen da wollte ich dich nicht wecken.
Lucy

Die Süße, schreibt mir extra einen Zettel. Erst jetzt wurde mir bewusst,was gestern alles geschehen ist.
Und, dass Lucy bald nicht mehr hier sein würde.
Ich würde sie vermissen, sie war meine einzige richtige Freundin und ich habe die Zeit mit ihr wirklich genossen.
Plötzlich klopfte es an meiner Tür, ich dachte es wäre Lucy oder meine Zofe und rief die Person automatisch herein.
Doch es war keine von beiden.
Es war Phil, der da in mein Zimmer eintrat. Und ich erötete. Hoffentlich  interpretiert er in meine gestrigen Worte nicht zu viel rein.
Denn es war schlichtweg so gemeint wie ich es gesagt habe, ich hasste ihn nicht.
„Ähm, Hi, also, ich wollte nicht stören...” , stotterte er verlegen herum.
Ich lachte. Und sah an mir herab, wirklich nicht sonderlich hübsch, in meinem Nachthemd und den Zerzausten Haaren.
„Schon okay, was gibts?”, ich versuchte möglichst höflich zu erscheinen.
„Mario hat sich überlegt eine Abschiedsparty für Lucy zu schmeißen und du sollst auch kommen, das soll ich dir sagen”
Ich nickte, zwar war ich von der Idee begeistert, eine Abschiedsparty hatte Lucy wirklich verdient, doch irgendwie hatte ich mir mehr erhofft von Phil.
„Okay gut, ich rede dann einfach nochmal mit Mario über die Details” antwortete ich und Phil nickte.

Dann verlies er das Zimmer und ich bekam die Enttäuschung, die ich dabei empfand einfach nicht los.

Wenn die Prinzessin liebt Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt