8 - Geduscht

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Was meinte sie damit, schoß es mir durch den Kopf. Meine Hände auf ihrer Haut? Oder die leichte Massage ihrer spürbaren Verspannung? Genoß sie es, dass ich sie berührte? Aber sie hatte doch auch nach meinen Händen gegriffen!?

Verwirrt und zweifelnd zugleich, für den Bruchteil einer Sekunde durch die gleichen, sanften, feingliedrigen Hände an Chantal, ihre Halbschwester, erinnert, blitzten in mir Bilder auf. Erinnerten mich an diese, deren Hände mich so oft verzaubert, meine Gefühle so oft und immer wieder im Sturm erobert hatten - bis sie ermordet worden war. Ermordet von diesem wahnsinnigen Psychopathen, von Mike.

Und obwohl ich ihre leichte Erregung, nur durch meine sanfte, unabsichtliche Berührung ihrer Brüste hervorgerufen, bemerkt hatte, versuchte ich ihre Worte abzutun.

"Gleich sollten deine Verspannungen besser werden", unterbrach ich die Stille, die sich breit gemacht hatte.
"Inzwischen kannst du mir ja von gestern Abend erzählen. Wie war es? Komm erzähl schon!", antwortete sie neugierig.
"Naja, wie wir es uns gedacht hatten, ist er in der Bar aufgetaucht."
"Und? Lass dir doch bitte nicht alles aus der Nase ziehen."
"Und habe mit ihm, wie geplant, ein wenig geflirtet. Ihm sogar einen Drink spendiert, und dann war es wirklich einfach ihn rumzukriegen, ihn dazu zu bringen mit mir mitzufahren."
"Einfach für dich vielleicht", entgegnete sie, "Und dann?"

Mehr und mehr erzählte ich ihr. Wie ich ihn langsam aufgestachelt, ihn gereizt und zum Spielball unseres Plans gemacht hatte. Daß ich dabei immer versuchte die Kontrolle zu behalten, und diese nur einmal beinahe verloren hätte, als mich die unglaubliche Geschicklichkeit seiner Zunge zum magischen Erschaudern brachte. Mich beinahe dazu verleitet hatte mich hinzugeben, meinem lustvollen Verlangen nachzugeben, sie spüren wollte, seine pralle Härte tief in mir.

"Wow", unterbrach sie meine Schilderung, und die Gänsehaut auf Beautys Nacken bildete sich wieder, "Und das passiert dir, mit deiner Erfahrung?!"
"Hei, du Frechdachs. Auch ich bin eine Frau mit Gefühlen und Empfindungen!" Ich schüttelte dabei den Kopf, lachte laut auf und verpasste ihren Schultern einen leichten Klaps, der sie kurz zucken ließ.
"Gib acht, was du sagst", fuhr ich kichernd fort, massierte sie noch einmal sanft. "Geh mal duschen. Das wird dir gut tun, Beauty. Und dabei erzähle ich dir den Rest."
"Gute Idee. Aber tu mir den Gefallen und nenne mich bitte nicht immer Beauty. Das passt nicht zu mir." Dabei drehte sie sich zu mir um und rollte mit ihren türkisfarbenen Augen.
"Wenn es dich stört, dann eben Charlotte", und zog dabei ihren Namen bewusst in die Länge, was sie mit einem dankbaren Blick quittierte, sich erhob und leichtfüssig im Badezimmer verschwand, die Türe leicht offen lassend.
"Und dann? Erzähl weiter", hallte es heraus, das Plätschern der Dusche im Hintergrund.
"Dann habe ich ihn gefesselt, und er ist ausgeflippt, wie erwartet", rief ich zurück.
"Großartig!"
"Genau! Er hat nur geschrieen 'Nein, so nicht'. Dann habe ich ihn nach Hause gefahren und regelrecht raus geworfen, mein Auto ein paar Meter weiter zwischen Büschen versteckt geparkt und bin zurück zum Haus."
"Was? Du bist zu ihm zurück? Ach komm doch rein ins Bad. Ich kann dich kaum verstehen", rief sie nun noch lauter zurück, versucht, das laute Geräusch des prasselnden Wassers zu übertönen.

Mit einem kurzen "Okay" kam ich gerne ihrem Wunsch nach. Schreien lag mir nicht besonders. Wobei ich bei diesem Gedanken schmunzeln musste, denn es gab durchaus Momente bei denen ich es genießend mochte. Sehr sogar!

Charlottes Bad, so klein es war, bot nur eine Möglichkeit Platz zu nehmen, auf dem Toilettensitz. Nicht sehr bequem, aber zumindest war es von hier aus leichter sich zu verständigen.

Dem Schatten ihres sich bewegenden Körpers hinter dem Duschvorhang, dessen unteres Ende in die Badewanne reichte und durch die Nässe daran festklebte, mit meinen Augen folgend, erzählte ich ihr von der restlichen Nacht.
Daß ich Mike von der gegenüber liegenden Straßenseite durch die Fenster zumindest teilweise beobachten konnte. Er aber bald das Haus wieder verließ und mit seinem Mini in einem Höllentempo losbrauste. Zu schnell um ihm folgen zu können und daraufhin nach Hause fuhr.
Ohne eine einzige Unterbrechung folgte sie gespannt meinen Worten. Ich konnte nur wage erkennen, dass sie den Duschkopf langsam über ihren Körper führte.

NEIN, SO NICHT! (Slow Updates)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt