Von unsichtbaren, überwundenen Hürden und rotem, rettenden Lebenssaft...

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Der Kuss war ziemlich schnell von einem sanften Lippen aufeinander bewegen zu einem leidenschaftlichen Zungenspiel übergegangen.
Als Dean auch noch leicht in die Unterlippe des Engels biss, während er eine Hand über Castiels Wirbelsäule bis hin zu seinem Hintern gleiten ließ, schien auch der letzte Funken Zurückhaltung vergessen zu sein.
Es war wie eine unsichtbare Hürde, die sie gerade durchbrochen hatten und die sich wahrscheinlich auch nicht mehr wieder zwischen ihnen aufbauen ließ.
Wenn sie überhaupt noch die Chance dazu bekommen würden...


Mit einem leisen Grollen nahm Castiel seine Hand von Deans Wange und griff stattdessen nach der Hand in seinem Nacken, die sich immer noch in seine Haare krallte.
Nur widerwillig löste Dean seine Finger aus der dunklen Haarpracht, wollte er den Engel doch am liebsten noch näher zu sich heran ziehen.
Aber Castiel hatte scheinbar andere Pläne.
Er verwob seine Finger mit denen von Dean, so dass sie ineinander verschlungen waren und drückte ihre Hände schließlich neben dem Kopf des Jägers auf den Boden.
Ein letztes Mal strich der Engel mit seiner Zunge über Deans Lippen, obwohl ihm bewusst war, dass diese an der aufgeplatzten Stelle wahrscheinlich schon wie Feuer brennen mussten.
Aber der Jäger schien trotzdem nicht genug zu haben...
Mit einem leisen, empörten Wimmern wollte Dean schon den sich entfernenden Lippen des Engels folgen, allerdings gab ihm Cas dazu nicht die Chance.
Er streifte mit seinem Mund über die Wange des Jägers bis hin zu dessen Hals, wo er einmal feste in die weiche Haut biss, um dann fast schon entschuldigend seine Zunge über die nun gerötete Stelle gleiten zu lassen.
Das leise Wimmern von Dean wandelte sich daraufhin in ein tiefes Stöhnen, was in dem lauten Flugzeuglärm zum Glück unterging.


„Oh Gott..."


Deans Stimme klang ganz rau und ungewohnt in seinen eigenen Ohren.
Er drehte seinen Kopf ein wenig weiter zur Seite, so dass Castiel besser an seinen Hals heran kam, jedoch hielt der Engel in seiner Berührung inne.
Dean konnte genau spüren wie sich die Lippen des Kleineres zu einem schiefen Grinsen verzogen, ehe er sich weiter nach oben beugte um in Deans Ohr hauchen zu können.
„Nicht ganz, Dean... auch wenn ich für einen kurzen Moment tatsächlich euer Gott war..."
Der Jäger zuckte leicht zusammen, als ihn der heiße Atem des Engels streifte.
Wenn er gedacht hatte, dass seine eigene Stimme ungewöhnlich rau klang, so hatte er sich definitiv getäuscht. Castiels Stimme war so tief und betörend, dass Dean sie fast nicht wiedererkannte.
So hatte er den Engel noch nie zuvor gehört...


Vorsichtig öffnete Dean die Augen und das erste was ihm in den Blick kam, waren die verschränkten Finger von ihnen, die genau neben seinem Gesicht zu Boden gepresst wurden.
Castiel ging ein wenig auf Abstand als Dean seinen Kopf drehte, so dass er den Engel wieder direkt anschauen konnte.
In den blauen Augen, die nun um einige Nuancen dunkler wirkten, lag immer noch dieser... dieser Blick, auch wenn er mittlerweile ein wenig von leidenschaftlichem Verlangen überschattet wurde.
„Cas... ich..."
Dean wollte gerade zum Sprechen ansetzen, als ihn plötzlich die laute Stimme seines Bruders übertönte.
Was zum...


Augenblicklich richtete sich der Engel auf, wobei er den Jäger durch ihre immer noch einander festhaltenden Hände mit nach oben zog, so dass Dean schlussendlich Castiel in seinem Schoß sitzen hatte.
In ihrer jetzigen Position hatten sie leider keinen freien Blick auf Sam, aber...
So wie das klang war er nicht mehr zwei Reihen hinter ihnen, sondern etwas weiter entfernt, fast schon am Ende des Abteils bei dem Vorhang, wo auch die leere zurückgelassene Hülle des Dämons liegen musste.
Sam brüllte schier um den Flugzeuglärm übertönen zu können.
Lateinische Worte, die exakt wie ein Exorzismus klangen, jedoch hatte Dean diesen Exorzismus noch nie zuvor gehört...
Was zur Hölle machte Sam da nur?
Es hatte doch gar keinen Zweck zu versuchen den Dämon durch einen Exorzismus auszutreiben, wenn er gar nicht von einer menschlichen Hülle Besitz ergriffen hatte.
Dean versuchte einen fragenden Blick auf Castiel zu werfen, aber der Engel schien konzentriert den Worten zu lauschen um sich einen eigenen Reim darauf machen zu können...



~*~



Sam kam es wie eine halbe Ewigkeit vor, bis er es endlich geschafft hatte die wenigen Meter zu überbrücken, die ihn von dem toten Mr. James Kennedy trennten.
Er musste immer wieder kurz inne halten, um bei einer erneuten Erschütterung nicht den Halt zu verlieren, aber am Ende hatte er es tatsächlich geschafft.
Ein kurzer Blick den Gang entlang zeigte Sam ein kleines Chaos.
Drei Koffer, von denen einer seinen Inhalt verstreut hatte, lagen in dem Gang verteilt und irgendwo dazwischen konnte er Stiles und Derek ausmachen, die scheinbar reglos am Boden lagen.
Sam wusste nicht, ob sie von einem der Koffer getroffen worden waren, oder ob sie einfach nur den Halt verloren hatte.
Er würde sich aber keine weiteren Gedanken um die beiden Jüngeren machen könne, da er gerade einen ganz anderen Plan verfolgen musste.


Sams Blick huschte über den zerknitterten Zettel, den er in seiner Hand hielt, ehe er sich wieder dem leblosen Körper vor sich zuwandte.
Okay... Das dürfte nicht zu schwer werden...
Einzig vielleicht das ständige Wackeln könnte ihn bei seinem Vorhaben behindern, aber davon würde sich Sam bestimmt nicht aufhalten lassen.
Mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck blieb Sams Blick schließlich an der Hüfte des Mannes hängen, an der gut sichtbar die Wunde hervorstach, die Dean dem Dämon zugefügt hatte.
Das Blut an dem Hemd war zwar schon getrocknet, aber die Verletzung an und für sich bot noch mehr als genug von dem roten Lebenssaft, der hoffentlich ihre Rettung sein würde...
Ohne weiter darüber nachzudenken fuhr Sam mit seinen Fingern der rechten Hand an der Hüfte des Toten entlang, während er sich mit der anderen Hand in dessen Schulter festkrallte, darauf achtend den Zettel nicht zu verlieren.
Nachdem seine Finger feucht und rot glänzten, beugte sich Sam weiter nach vorne, so dass er problemlos an die Stirn des Mannes herankam.
Ein letzter Blick auf seinen Zettel... Dann machte er sich an die Arbeit.
So gut es ging, versuchte Sam das Symbol auf die Stirn des Toten zu zeichnen. Er musste immer wieder kurz inne halten, da seine Hand bei jeder Erschütterung unkoordiniert zitterte.
Er brauchte viel länger, als ihm eigentlich lieb gewesen wäre, aber schließlich prangte das okkulte Zeichen endlich auf der Stirn.


Sam ließ sich nach hinten sinken, so dass er sich gegen einen der Sitze lehnen konnte.
Jetzt musste er nur noch die lateinischen Worte heraus posaunen und darauf hoffen, dass dieser Spruch auch tatsächlich das erfüllte, was das alte Buch, aus dem er ihn entnommen hatte versprach.
Sams Augen huschten über die komplizierten Exorzismusformeln, bis er ganz am Ende des Zettels angekommen war und somit bei dem einzigen Spruch, der kein Exorzismus hervorrufen würde.


Sam holte noch einmal tief Luft, ehe er die lateinischen Worte brüllte...


We're so NOT ready for take-off [Sterek + Destiel]Where stories live. Discover now