PROLOG
POV: Hermione Granger
***
Als Harry fiel, begann das Schweigen. Nicht das Schweigen des Friedens. Sondern das einer Welt, die gerade den Atem anhielt – um endgültig zu sterben.
Es war nicht das erwartete Schreien. Kein Weinen. Kein Aufbäumen der Menge. Es war schlicht und überwältigend – Stille. Als hätte jemand der Welt den Atem genommen.
Hermione hatte sich nie vorstellen können, dass sich das Ende der Welt so anfühlen würde: kein gewaltiger Donnerschlag, kein finales Gefecht, kein heldenhafter Zauber, der alles rettete. Nur eine unvollständige Einatmung, ein stockender Moment, der sich endlos dehnte. Keine Bewegung. Nur das Zittern in ihren Fingern, das Hämmern ihres Herzens, das plötzlich lauter war als alles andere.
Sie sah ihn. Harry. Wie er sich erhob. Nicht wie ein Held aus Geschichten. Sondern wie ein Mensch, der eine Entscheidung getroffen hatte. Eine Entscheidung, zu sterben – für jene, die er liebte.
Der Zauberstab in seiner Hand wirkte fremd, beinahe zerbrechlich. Viel kleiner, als sie ihn in Erinnerung hatte. So oft hatten sie sich ausgemalt, wie das Ende kommen würde – voller Licht, voller Mut, voller Hoffnung. Doch all das war eine Lüge gewesen.
Seine Schritte hallten über den zerbrochenen Steinboden, begleitet vom erbarmungslosen Blick Voldemorts, der reglos wartete. Ein Lächeln lag auf dessen Lippen – eiskalt, überlegen, voller grausamer Gewissheit.
Rons Griff um ihre Hand war so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. „Er... er macht das nicht wirklich...", flüsterte er entsetzt.
Aber Harry ging weiter. Unaufhaltsam. Und mit jedem Schritt wich ein Stück mehr Leben aus der Welt.
Hermione schrie. Laut, unkontrolliert, aus einem Schmerz heraus, den sie nicht in Worte fassen konnte. Es war kein Ruf nach Hilfe. Kein Flehen um Gnade. Es war der Aufschrei einer zerreißenden Seele.
„HARRY!"
Er drehte sich noch ein letztes Mal zu ihnen um. In seinen Augen lag Traurigkeit – nicht Angst. Und sein Lächeln war so weich, so voller Abschied, dass ihr Herz in Stücke zerfiel. Sie hatten geglaubt, dass es einen Plan gäbe. Eine Rettung. Einen Weg.
Dann hob Voldemort den Zauberstab. Ohne Ankündigung. Ohne Geste. Kein Wort, keine Zögerlichkeit.
Avada Kedavra.
Der grüne Lichtstrahl war gleißend, blendend – so endgültig, dass selbst die Hoffnung sich zurückzog. Harrys Körper zuckte kurz, dann riss es seine Arme zur Seite, als würde er im letzten Moment fliegen wollen. Doch die Schwerkraft war gnadenlos.
Er schlug auf dem Boden auf. Nicht mit dem dramatischen Krachen eines Helden. Sondern mit einem dumpfen Laut, wie ihn nur leblose Körper verursachen.
Hermione konnte sich nicht bewegen. Ihre Beine waren taub. Ihre Brust schien sich nicht mehr zu heben. Die Luft um sie herum war plötzlich zu dick, als würde sie in ihr ertrinken.
Ron schrie. Sein Aufschrei war ein gewaltiger Riss im Moment. „HARRY!"
Er stürmte los, doch Hermione hielt ihn zurück – oder vielleicht war es umgekehrt. Sie wusste es nicht. Alles verschwamm.
Und dann brach das Chaos aus.
Todesser stürmten den Hof. Flüche zerschnitten die Luft. Stein und Feuer regneten von den Mauern. Ein Junge – kaum älter als elf – lief mit brennendem Haar über das Schlachtfeld. Ein Mädchen stolperte über einen Körper und wurde von einem violetten Fluch zerfetzt.
„Hermione!", rief Ron. „Die Schlange! Wir müssen es beenden – wenn Harry... wenn er gefallen ist... dann ist es an uns!"
Sie rannte. Noch immer trug sie das Messer an ihrem Gürtel. Es war nichts Magisches – ein einfaches Muggelding aus Stahl. Doch sie hatte es mit Bedacht gewählt. Für genau diesen Fall.
Sie hatten es zu dritt beschlossen. Damals, im Zelt, als der Himmel noch Hoffnung versprach. „Wenn einer von uns fällt", hatte Harry gesagt, „geht ihr weiter." „Wir töten die Schlange", hatte Ron ergänzt. Und Hermione hatte nur genickt. Schweigend. Aber entschlossen.
Jetzt war der Moment gekommen.
Nagini war bereits da. Riesig, glänzend, pechschwarz. Ihre Bewegungen waren geschmeidig, fast elegant – als wäre sie sich der Zerstörung, die sie brachte, vollkommen bewusst. Sie glitt durch Flammen und Rauch, kroch über Leichen, wie ein Dämon auf der Suche nach neuem Fleisch.
Ron rannte voraus. „Da ist sie!", rief er.
Hermione wollte ihn zurückhalten, doch ihre Stimme ging im Lärm unter.
Dann traf ihn der Fluch.
Es war kein gewöhnlicher Todesfluch. Diese Magie war anders – uralt, verbogen, böse. Sie zerschnitt die Luft mit einem Klang wie zerreißendes Fleisch.
Die rote Energie traf Ron mitten in den Rücken. Sein Körper wurde emporgerissen, verdreht, in die Luft geschleudert. Dann – ein dumpfes, widerliches Gurgeln.
Er fiel auf die Knie. Seine Brust hob und senkte sich ruckartig, als würde etwas in ihm toben. Sein Gesicht verzerrte sich vor Qual. Dann spie er Blut – dunkelrot, beinahe schwarz, dick und zähflüssig.
„Ron?!"
Hermione erreichte ihn keuchend.
Er krümmte sich, zitterte. Blut trat aus seinen Ohren, seiner Nase, seinem Mund. Seine Augen waren weit aufgerissen, glasig vor Schmerz, doch noch lebendig.
Und dann schrie er.
Es war kein menschlicher Schrei. Kein Ruf, wie man ihn kannte. Es war ein markerschütterndes, gebrochenes Röcheln, das sich anhörte, als würde seine Seele sich losreißen.
Die Haut auf seinem Brustkorb spannte sich, als würde etwas darunter pulsieren. Dann riss sie an mehreren Stellen auf – nicht völlig, aber genug, um das Unvorstellbare zu erahnen. Es war, als hätte der Fluch seine Organe von innen zerfetzt.
„Ron, bitte..." Hermiones Stimme war erstickt. Sie griff nach ihm, wollte ihn halten, ihn retten, irgendetwas tun.
Er wandte das Gesicht zu ihr. Tränen liefen ihm über die Wangen, vermischt mit Blut. Und dann – inmitten all der Qual – flüsterte er:
„Beende es... für ihn... für uns..."
Ein letzter, zuckender Ruck fuhr durch seinen Körper. Dann verstummte alles.
Sein Blick blieb offen. Doch er war nicht mehr da.
Hermione brach über ihm zusammen. Sie schrie nicht. Sie konnte nicht. Alles in ihr war zerrissen.
Doch dann hob sie den Kopf. Und sah sie – Nagini. Noch immer da. Noch lebendig. Noch immer der letzte Splitter von Voldemorts unheiligem Leben.
Und etwas regte sich in ihr. Kein Mut. Keine Hoffnung. Nur blanke Entschlossenheit.
Sie zitterte. Aber ihre Hand schloss sich. Denn jemand musste es tun. Sie zog das Messer. Und sie rannte.
Nagini wandte sich zu ihr. Ihre Augen glühten gelb im Licht der Flammen. Sie zischte. Spürte die Bedrohung.
Hermione sprang. Das erste Stechen war zu schwach, rutschte an den Schuppen ab. Das zweite traf. Die dritte Bewegung – präzise, brutal, final – durchbohrte den Schädel.
Nagini wand sich. Riss sich. Schlug um sich. Ihre Schuppen schnitten Hermiones Haut auf, ihre Muskeln umschlangen ihren Arm. Etwas knackte – ihr Unterarm. Sie spürte, wie er brach. Doch sie ließ nicht los.
Die Schlange wand sich noch ein letztes Mal – dann wurde sie schlaff. Reglos.
Hermione kauerte über dem Kadaver. Blut tropfte von ihren Lippen. Ihre Lunge brannte. Ihr Körper war erschöpft. Ihre Haut bedeckt mit Tod.
Und dann hörte sie Schritte.
Langsam. Präzise. Eisig.
Sie hob den Blick.
Voldemort stand vor ihr. Unversehrt. Unrührbar. Wie eine Erscheinung aus einer anderen Welt.
Sein Blick lag auf ihr – messerscharf. Wie ein Jäger, der ein merkwürdiges Tier betrachtet.
„Interessant", murmelte er.
Er hob nicht einmal den Zauberstab. Es brauchte keinen.
Der Schlag traf sie, wie ein Sturm. Kein Licht. Kein Wort. Nur eine Kraft, die ihr Bewusstsein wegriss. Sie wusste nicht, dass dieser Tag nicht ihr Ende war. Sondern nur der Anfang.
***
Disclaimer:
Alle Rechte an den Charakteren und der Welt gehören selbstverständlich J.K. Rowling. Ich verdiene damit kein Geld – dies ist ein reines Herzensprojekt.
Ich hoffe, ihr habt genauso viel Freude beim Lesen, wie ich beim Schreiben. Feedback und Kommentare sind herzlich willkommen – sie bedeuten mir sehr viel!
Viel Spaß mit der Geschichte!
Eure LeseEulee
KAMU SEDANG MEMBACA
Zone Null
Fiksi PenggemarNach dem Krieg liegt die magische Welt in den Händen des Dunklen Lords. Die Gesellschaft ist in streng kontrollierte Zonen aufgeteilt, in denen Macht, Angst und Gehorsam herrschen. In den Schatten dieser neuen Ordnung kreuzen sich die Wege zweier Me...
