Hintergangen.

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»Meinst du es wirklich?«, frage ich leise und er nickt langsam. »D-Danke ... i-ich, oh Gott, danke dir.«

Sein Lächeln verblasst ein wenig, sodass ich fast schon Mitleid bekomme. Dann nickt er und geht einen Schritt zurück.

»Ich wünsche dir nur das Beste, Raven«, meint er leise. »Das Beste für dich ist, dass du ein erfülltes Leben hast.«

»Wie hast du dir dein Leben vorgestellt?«, frage ich leise und verbleibe an Ort und Stelle. Er soll nicht denken, dass ich nur noch schnell weg von ihm will, obwohl es genau das ist, was ich wirklich will.

Weg von ihm.

»Ich habe mir vorgestellt, dass ich Fußballspieler werde«, sagt er leise und lächelt etwas mehr. »Und wenn ich es geschafft habe, dann wollte ich die Frau meines Lebens kennenlernen, um sie dann zu heiraten. Mit ihr wollte ich einen kleinen Sohn haben und wenn er vier Jahre alt ist, dann hatte ich mir zweites Kind gewünscht. Am besten ein kleines Mädchen. Ihr Bruder sollte dann immer Acht auf sie geben, auch wenn ich durch einen Unfall nicht mehr wäre.«

»Schöne Vorstellung«, murmle ich und streiche mir durch die Haare. »Wenn ich es ändern könnte, dass du heute noch leben würdest, dann hätte ich es geändert. Denn dieses Leben hätte ich dir gewünscht und wünsche es dir immer noch, obwohl es jetzt schlichtweg unmöglich ist.«

»Ich wünsche mir, dass du hierbleiben würdest, Raven ... aber dein Leben ist da draußen und nicht hier, ich kann dich nicht festhalten.«

Können kannst du schon, aber du darfst nicht.

»Mach was aus deinem Leben«, meint er dann lächelnd und nickt zur offenen Tür. »Gestalte es schön und sei erfolgreich.«

»Dankeschön«, sage ich leise und wende mich zum Gehen um, doch halte nochmal inne. »Wie ist dein vollständiger Name?«

»Louis William Tomlinson«, beantwortet er mir meine Frage mit gerunzelter Stirn. »Wieso möchtest du das wissen?«

»Dann werde ich dein Grab besuchen gehen«, meine ich und gehe nochmal auf ihn zu. Schließlich stelle ich mich leicht auf die Zehenspitzen und lege meine Lippen nochmal sanft auf seine.

Dafür, dass ich kein Schauspielunterricht hatte, kann ich das sehr gut.

Louis erwidert den Kuss, doch löst sich kurz darauf wieder.

»Jetzt geh, bevor ich es mir anders überlege«, meint Louis und drückt mich leicht zur Tür, wobei ein leises Lachen von ihm zu hören ist.

Ich bekomme eine leichte Gänsehaut und schenke ihm ein gequältes Lächeln, dann wende ich ihm den Rücken zu und laufe geradewegs aus dem Haus heraus.

Doch weit sollte ich anscheinend nicht kommen, denn ohne, dass ich irgendetwas bemerkt habe, sacke ich mit einem gequälten Schrei zusammen. Die Schmerzen bringen meine Nerven zum explodieren. Meine Augen drehen sich nach hinten und einfach so wird es dunkel.

Meine Atemwege sind blockiert, alles zieht sich schmerzlich zusammen und dann weiß ich, dass er mich hintergangen hat. Louis hat mich angelogen. Er hat mir was vorgemacht.

Mich hintergangen.

Als ich das nächste Mal meine Augen öffne, fühle ich mich merkwürdig. Die Umgebung kenne ich nicht.

Aber ich kann sagen, dass es ein Friedhof ist. Der Friedhof sieht alt aus, alte Grabsteine stehen herum und die Bäume besitzen allesamt keine Blätter. Sie sind dunkel, scheinen wie ausgestorben zu sein.

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