Kapitel 1

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Kocham çie, Litwa.

Ich weiß nicht genau, wann es begann. Würde mich jemand danach fragen - ich könnte nicht antworten. Plötzlich war es einfach da, und bis heute ist dieses Gefühl einfach nicht gewichen. Niemals, selbst, als es mein sehnlichster Wunsch war, verschwand es komplett.
Liebe kann man weder erzwingen, noch vertreiben. Sie geschieht einfach, unerwartet. Früher hatte ich so oft versucht, es mir vorzustellen. Wie es passiert, wie es sich anfühlt. Und jetzt weiß ich es. Liebe schmerzt, mehr als alles andere. Mehr als jeder Schwerthieb, mehr als jeder Schuss.
Wunden sind gar nichts gegen eine Liebe, die nicht erwidert wird.

Toris war schon immer da. Nun gut, fast immer. Aber ich werde diesen einen Tag niemals vergessen. Mój Bóg, ich weiß noch genau, was ich für eine Angst hatte!
Noch nie zuvor hatte ich Litauen persönlich getroffen, geschweige denn sein Volk.
Ich weinte, schrie und schlug meine eigenen Leute, aber sie ließen mich nicht gehen, zwangen mich dazu, zu bleiben und auf ihn zu warten.
Auf den jungen Mann, der mein Leben komplett verändern sollte.

Wie ich es letzten Endes geschafft hatte mich, ohne Nervenzusammenbruch, aber mit deutlich mehr Würde als jemals zuvor (gut, vielleicht etwas übertrieben viel), auf diesen Thron zu setzen, wird für mich wohl immer ein Rätsel bleiben. Aber darum geht es hier gar nicht. Das einzige, was zählt, ist er.
Von Anfang an hatte Toris etwas Faszinierendes an sich gehabt, dieses unbeschreibliche Gewisse Etwas.
Seine Augen, Haare, Lippen, diese unglaublich beruhigende Stimme...
Selbst mit dicker Winterkleidung, eingekuschelt in zahlreiche Felle und Leder, war er perfekt.
Zu perfekt.

Was nach dem ersten Blick geschah, habe ich vergessen, vielleicht auch verdrängt?
Ich weiß es jedenfalls nicht mehr, bis zum folgendem Abendmahl ist da nichts mehr.
Schien wohl eher weniger gut gewesen zu sein, man redet nicht gerne darüber, und auch Toris will es mir bis heute nicht erzählen. Jedes mal läuft er rot an, und versucht, so schnell wie möglich das Thema zu wechseln.
Mittlerweile habe ich aufgegeben. Irgendwann vielleicht... Irgendwann.

"Feliks!" Erschrocken zuckte ich zusammen.
"W-Was?" Verwirrt sah ich auf. "Was ist denn heute los mit dir? Geht es dir nicht gut?"
Besorgt setzte er sich neben mich, strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
"Du siehst schon seit Wochen niedergeschlagen aus, Lenkija. Sag es mir doch, bitte."

Ich wollte ihn nicht traurig sehen. Nicht den Mann, den ich liebte.

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Vokabeln:
Mój Bóg = Mein Gott (Wenn Google mich nicht verarscht...)

Kocham cię, LitwaWhere stories live. Discover now