11 | Nicht mein Typ

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Nach der letzten Unterrichtsstunde mache ich mich auf den Weg nach draußen, wohlwissend, dass mich dort Blake erwartet. Ich freue mich sogar ein wenig, da ich absoluten Frieden dabei empfinden werde, ihm eine reinzuhauen. Schließlich will ich das schon seit meinem ersten Tag an dieser Highschool, der schon mehrere Wochen zurückliegt. Und heute habe ich höchstwahrscheinlich die Ehre.

Ich laufe gelassen Richtung Tor und bekomme immer wieder mit, wie Nolan und Owen auf mich einreden. Nachdem sie mich in der Mittagspause tausend mal ausgefragt haben, was Naina von mir wollte und mir keine Ruhe gelassen haben, habe ich ihnen letztlich erzählt, wovor sie mich gewarnt hat.

Und das hat die beiden noch nervöser gemacht, als sie ohnehin schon waren.

Ich habe ihnen versichert, dass ich von keinen von ihnen verlange, dass sie sich wegen mir mit wem schlagen und dass sie gerne weit weg bleiben können, wenn ihnen das lieber ist, doch zu meiner Überraschung waren beide mehr als nur überzeugt davon, mich nicht alleine zu lassen.

Und obwohl ich denke, dass sie keine große Hilfe sein werden, bin ich fast schon gerührt davon, dass sie hinter mir stehen. Ich schätze, dass ist in so einer kurzen Zeit, in der wir uns erst kennen, alles andere als selbstverständlich.

»Vielleicht haben wir Glück und Blake hat es sich doch anders überlegt«, spekuliert Owen, als wir durchs Tor laufen, nur um im nächsten Moment zu verstummen. Ich folge seinem Blick und erkenne nicht nur Blake und seine Freunde, sondern auch viele Mitschüler, die sich wie Schaulustige in einem Kino um die Typen versammelt haben.

Einige von den Typen kenne ich, einige wiederum nicht.

Als Blake mich erkennt, beginnt er böse zu lächeln. Ich erwidere es mindestens genauso amüsiert.

»Leano, da bist du ja. Ich dachte, du würdest dich den ganzen Tag da drinnen verstecken«, begrüßt mich Blake, als ich geradewegs auf ihn zulaufe.

»Ich wusste nicht, dass du wie ein Schisser mit deinen Freunden vor der Schule auf mich wartest. Wenn du eine auf die Fresse haben willst, hättest du auch schon früher fragen können«, entgegne ich und bin nun unmittelbar in seiner Nähe. Ich bleibe direkt vor Blake stehen und wir liefern uns ein Blickduell.

Er ist fast genauso groß wie ich und ich muss zugeben, dass er mir körperlich eben ist. Man erkennt, dass er wie ich eine ziemlich lange Zeit geboxt hat und als ich ihn letztens beim Boxen gesehen habe, wie er den Typen mit nur einem Schlag K.O. geschickt hat, musste ich schlecht staunen.

Und doch werde ich ihm die Fresse polieren.

Blake lacht spöttisch. »Hey, entspann dich. Wie kommst du darauf, dass ich mit dir kämpfen will?« Er zieht eine Braue in die Höhe und als ich nicht antworte, fährt er fort. »Ich will nur, dass du vor allen klarstellst, dass du nichts mit meiner Freundin hattest.«

Ich halte inne. Natürlich geht es ihm um den Ruf von Naina. Und es ist die Wahrheit... ich hatte nichts mit ihr.

Ich seufze. Gerade, als ich zu einer bissigen Antwort ansetzten will, erkenne ich, wie eine bestimmte Person aus der gaffenden Meute hervortritt. Und es ist keine geringere als Naina. Sie sieht ziemlich besorgt aus, als sie zwischen Blake und mir hersieht. Dann, als sie meinen Blick bemerkt, schüttelt sie kaum merklich den Kopf. So, als würde sie mich darum bitten, nun nichts Falsches zu sagen.

Das ist der Grund, weswegen ich widerwillig nachgebe. »Ich habe nie behauptet, dass ich und sie etwas hatten. Heute morgen habe ich ihr nur geholfen, nachdem sie sich verletzt hat. Das ist alles.«

Blake nickt. »Genau. Habt ihr gehört, Leute? Der Kerl hier hatte nichts mit meiner Freundin und wird auch nie etwas mit ihr haben. Naina ist mein Mädchen, das weiß hier jeder. Und wenn ich noch einmal mitbekomme, wie jemand so ein Gerücht verbreitet, dann werde ich diese Person fertigmachen. Das ist ein Versprechen!«

Ich lache leise und erlange nun all die Aufmerksamkeit, die zuvor auf Blake lag. Es ist unheimlich schwer, mich zusammenzureißen, denn dieser Typ ist so lächerlich.

»Warum lachst du?«, knurrt Blake im nächsten Moment und steht wieder direkt vor mir. Ich merke, wie aggressiv er ist, und muss mich noch stärker zurückhalten.

»Nichts... Ich finds nur lustig, dass du ein einfaches Gerücht so ernst nimmst. Müsste es dir nicht reichen, dass du weißt, dass Naina und ich nichts miteinander hatten«, beginne ich wie die Ruhe selbst und höre nur, wie einige scharf die Luft einziehen. Doch das hält mich nicht vom weitersprechen ab, »Gut, wenn ich du wäre, würde ich mir bei einem so gutaussehenden Kerl wie mir auch sorgen machen, aber keine Panik, ich steh nicht auf deine Freundin. Sie ist einfach nicht mein Typ.«

Blake's Kiefer beginnt zu mahlen. Ich erkenne, wie seine Halsschlagader hervortritt und als er noch einen Schritt auf mich zumacht, muss ich wieder gegen das Grinsen ankämpfen.

»Willst du damit etwa sagen, die Lage sähe anders aus, wenn sie dein Typ wäre?«, flüstert Blake gefährlich nah.

Ich erwidere seinen dunklen Blick. »Wenn sie mein Typ wäre, dann hätte ich keine Woche gebraucht, um meinen Spaß mit ihr zu haben.«

Gerade, als das letzte Wort meinen Mund verlässt, rastet Blake aus. Er holt aus, doch seinen Schlag habe ich schon längst kommen gesehen. Ich weiche ihm ohne große Anstrengung aus und lache leise. »Hey, ich dachte, du bist nicht hier, um zu kämpfen.«

Blake knurrt und will erneut auf mich zu, doch gerade als er sich in Bewegung setzt, ertönt eine Stimme.

»Stopp! Bitte...«

Wir sehen beide zu Naina, die nun neben uns steht. Sie stützt sich auf den Krücken ab und sieht aus, als würde sie gleich einknicken. »Bitte hört auf. Blake... Jetzt wissen alle, dass dieses Gerücht Schwachsinn ist. Das ist es doch, was du wolltest. Bitte, hör auf... für mich.« Sie starrt Blake an. Ihr steht die Erschöpfung im Gesicht geschrieben.

Blake ringt mit sich und seiner Wut. »Ich lasse keinen Bastard so über dich reden! Ich werde–«

»Lass ihn doch sagen was er will«, unterbricht Naina ihn verzweifelt. »Soll er sich doch Gott weiß was einreden. Tatsache ist, dass ich mich niemals auf so einen arroganten Menschen wie ihn einlassen würde. Selbst wenn er der letzte Mensch auf dieser Welt wäre.« Sie sieht für einen Moment zu mir und ich bin überrascht über die Intensität dieses Blickes, »Komm Blake. Lass uns gehen.«

Blake sieht nochmal zu mir zurück und kommt mir so nahe, sodass nur ich seine nächsten Worte hören kann. »Wenn ich dich noch einmal neben ihr sehe, dann wirst du dir wünschen, nicht hierher gezogen zu sein...«

Ich ziehe beide Brauen in die Höhe und beobachte Blake nur noch dabei, wie er auf Naina zugeht und ihr dabei hilft, voranzukommen. Mich überkommt wieder ein komisches Gefühl und gerade als ich etwas erwidern will, werde ich von Nolan abgehalten, der mich am Arm zurückzieht. »Lass es sein, Mann. Ich meins ernst.«

Owen stellt sich nun auch dicht zu mir und schüttelt den Kopf. »Der Kommentar mit Naina war unnötig. Sie ist ein gutes Mädchen und hat dir nichts getan.«

Völlig perplex sehe ich zwischen den beiden her. »Steht ihr jetzt auf deren Seite, oder warum kritisiert ihr mich? Blake ist schließlich derjenige, der den Streit begonnen hat.«

»Das wissen wir«, entgegnet Nolan. »Du hättest ihn aber nicht weiter provozieren müssen. Es geht auch um dein Wohlergehen, vergiss das nicht. Blake ist nämlich skrupellos und glaub mir, er ist der Letzte, der irgendjemanden verschont.«

Ich schnaube verächtlich. »Keine Sorge, nächstes Mal werde ich ihn nicht provozieren. Nächstes Mal werde ich direkt zuschlagen.« Mit diesen Worten drehe ich mich um und verlasse den Campus. Ich habe keine Lust mehr, mit überhaupt jemanden zu reden. Ich schätze, ich sollte mir ernsthaft überlegen, auf das Erbe zu scheißen und einfach wieder zurück nach Manhatten zu fliegen.

Schließlich hält mich hier nichts.

  
   
A/N:

Bitte bitte sagt mir, ob das Kapitel grauenhaft ist. Seid ehrlich, wenn ihr genauso empfindet wie ich, werde ich es nochmal überarbeiten, denn ich bin echt unzufrieden damit, aber weiter bin ich nicht gekommen ☹️

Sonst hoffe ich, dass es euch gut geht. Morgen ist eeeeendlich Freitag ❤️‍🔥

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 23 ⏰

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