III

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POV MALOU

Eine neue Woche heißt ein neues Eishockeyspiel, denn so ungern Madox und ich das zugeben, aber die Devils haben es uns angetan. Die letzten drei Heimspiele haben wir mitverfolgt, aber wir beide sind definitiv nicht bereit, vor der Weihnachtspause keine Spiele mehr zu gucken. Also brettern wir mit meinem Auto gerade über die Autobahn – wir haben nämlich Zeit aufzuholen, denn eins ist klar: Ich werde im Leben nicht zu spät kommen. "Ähm", Madox Hand ist fest um den Türgriff geklammert, „Wie schnell fahren wir gerade?." Mit einem Blick auf mein Tacho und danach auf mein Navi stelle ich fest: Definitiv nicht schnell genug. „Äh 240 oder so", sage ich, während ich versuche, mit meiner Lichthupe dem Audi vor mir zu signalisieren, dass er mir zu langsam fährt. „Du fährst so asozial Malou, das ist schon nicht mehr lustig", höre ich von meiner rechten Seite. Und ja, mir ist durchaus bewusst, dass das hier wirklich nicht nett ist, aber was soll ich denn machen. „Ach komm, du willst doch auch nicht zu spät kommen", lache ich.

Wir sprinten beinahe zu unseren Plätzen, denn etwas Verspätung musste sogar ich in Kauf nehmen. "Fünf Minuten", keuche ich, während wir einen Powerwalk zur Eishalle hinlegen, denn einen guten Parkplatz haben wir um diese Uhrzeit natürlich auch nicht bekommen, "Fünf Minuten Verspätung ist ok, damit kommen wir klar." Es scheint auch noch kein Tor gefallen zu sein... nochmal Glück gehabt.

POV SAMUEL

Wenn ich Eishockey spiele, gibt es nichts um mich herum. Da gibt es keine Arbeit oder familiäre Probleme, da blende ich die Schmerzen in meinen Rippen aus, bis sich keine Luft mehr in meine Lungen zieht. Wenn ich Eishockey spiele, dann ist alles, was ich sehe, das Spielfeld: Meine Mitspieler, die Gegner und vor allem den Puck, das Ding, was alle haben wollen. Wir spielen noch nicht lange, aber meine Seite rebelliert bereits. Stechende Schmerzen ziehen sich von meinen Rippen hoch in meinen Kopf. Eine schwere Hand legt sich auf meine Schulter: "Samu", höre ich Domi nah an meinem Ohr, denn obwohl wir ein relativ kleines Team und eine niedrige Liga sind, sind die gegnerischen Fans enorm laut, "Du siehst aus, als hättest du Schmerzen." Wahr, ich habe Schmerzen, aber davon wissen die Jungs nichts. Ich bin ihr Captain und wir müssen in den letzten vier Spielen noch einiges rausholen, um noch in die Play-offs oder wenigstens die Pre-Play-offs zu kommen. Also nein, außer dem Trainer weiß niemand, dass meine siebte bis neunte Rippe gebrochen ist und das soll auch so bleiben. "Ach was", klopfe ich ihm auf den Rücken, "Hab nur ungünstig einen Ellenbogen zwischen die Rippen bekommen." Keine riesen Lüge, denn genau das ist passiert. Bei unserem letzten Heimspiel wurde ich von einer der Ratten angegangen und während der allgemeinen Rudelbildung, hatte es wohl jemand auf mich abgesehen. "Oh mein Gott, guckt euch mal an, wer jetzt auch bei Auswärtsspielen dabei ist", höre ich Reynolds hinter mir. Wie gesagt: Wir sind eine kleine Liga. Im Fußball mit der vierten zu vergleichen. Zu unseren Spielen zuhause kommen im Schnitt 400 Menschen. Auswärts freuen wir uns, wenn zehn bis zwanzig da sind und das sind meistens alles Menschen, die wir kennen oder ehemalige Spieler. Aber die beiden? Sie sind für uns ein völliges Rätsel. Sie sind einfach aufgetaucht und sind dann nicht mehr gegangen. Sitzen bei uns zuhause immer auf denselben Plätzen und sind jetzt anscheinend auch bei den Auswärtsspielen dabei. Bevor ich mir die beiden weiter angucken kann, werde ich wieder eingewechselt. Für gewöhnlich ist mein Kopf leer, wenn ich spiele, denkt nur an den Puck, denn ich unbedingt kriegen muss, ihn unbedingt ins gegnerische Tor bringen muss, damit wir die wichtigen Punkte mit in die Winterpause nehmen können. Aber mein Kopf ist nicht leer. Er brummt und zieht sich vor Schmerzen zusammen. Meine Seite ist unter meiner Ausrüstung beinahe komplett blau und lila. Aber ich schlittere weiter übers Eis, trotz der Schmerzen, die bin ich inzwischen gewöhnt. Es gibt fast kein Spiel, in dem nicht irgendetwas weh tut. Nein, es sind nicht die Schmerzen, die mich ablenken und dafür sorgen, dass ich unsauber spiele. Es ist das Wissen, dass sie zuguckt, dass sie kein Puckbunny ist, sondern tatsächlich ein Fan.

POV MALOU

Samuel spielt heute anders. Generell stimmt heute gar nichts. Das ganze Team ist unorganisiert und wirkt so abgelenkt. Man sieht, dass sie es versuchen, aber es funktioniert nicht. Kein Pass stimmt, die Absprachen sind quasi nicht vorhanden. Wir liegen bereits nach dem ersten Drittel fünf Tore hinten. Nur Reynolds schaffte es, den Puck am Goalie vorbei ins Netz zu bringen. "Was zum Teufel", drehe ich mich zu Madox, nachdem die Jungs deprimiert und auch wütend vom Eis gehen. "Ich bin so mad, what the fuck", wir gucken uns ein paar Sekunden an und gehen dann das Spiel noch einmal durch. Es ist wie verhext - aber besser wird es leider nicht.

"Neun zu Fünf. Lass dir das auf der Zunge zergehen. Wir haben neun zu fünf verloren", ich kann schon gar nichts mehr sagen, inzwischen bin ich einfach nur deprimiert. Wir hätten diese Punkte so gebraucht und mit einer so krassen Niederlage können wir jetzt in die Winterpause gehen. Na super. "Das war jetzt erstmal unser letztes Spiel bis Ende Januar weil wir weg sind", merke ich traurig an und bekomme nur noch ein zustimmendes Brummen.  

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⏰ Last updated: May 11 ⏰

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