Psychiatrie

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Mein erster Tag war beängstigend. Irgendwie kam ich mir total dämlich vor, denn ich wusste, dass ich mit keinem darüber reden kann, auch nicht mit einem Psychologen. Was soll mir das hier also bringen? Warum bin ich hier?
Ich lernte meine Zimmernachbarin Ayla kennen, sie war in meinem Alter. Schönes langes blondes Haar, es sah so seidig aus und glatt. Ich fragte mich ob sie ihr Haar jeden Tag glättet oder ob sie von Natur so wunderschön sind. Sie saß auf ihrem Bett und schaute mich mit ihren großen blauen Augen ängstlich an. Sie war wahnsinnig hübsch und das verunsicherte mich extrem. Sie war sehr schlank aber eins hatte ich, dass sie nicht hatte, Kurven! Und irgendwie versuchte ich mein Ego mit diesem winzigen Fakt zu pushen.
"Hey, ich bin Ayla. Ich bin wegen meiner Sozialphobie hier und du?" ihre Stimme zitterte, ich merkte sofort das es ihr schwer fiel. Ich erzählte ihr das ich auf Grund meiner Panikattacken da bin und räumte währenddessen meinen Kram aus.
Und so verging die erste Woche, Therapien, essen und meine neuen Psychofreunde. Ayla und ich wurden immer bessere Freunde und unterhielten uns bis in die Nacht.
Während alle in ihren Einzeltherapien waren, war ich ganz alleine auf der Station. Mein zuständiger Psychloge sollte erst in 2 Tagen wieder da sein. Ich setze mich in den Flur mit meinen Kopfhörern und hörte Musik. Ich sah eine Familie am Zimmer der Pfleger und da stand er plötzlich. Ein Mann der wie ein verängstigter Junge wirkte, mit seinen Eltern gemeinsam. Ich konnte ihn nicht richtig erkennen mit seiner schwarzen Sonnenbrille. Der Pfleger brachte ihn in sein Zimmer und dabei liefen sie an mir vorbei. Sein Vater nickte freundlich aber er ignorierte mich komplett.
Da wusste ich noch nicht das ich jeden verdammten Tag, jede einzelne Sekunde nur an ihn denken werde.

2 Tage waren vergangen bis er aus seinem Zimmer kam. Bei der abendrunde musste er sich endlich vorstellen. "Ich bin Adrian, bin 28 und bin wegen Depressionen hier", er blickte dabei auf den Boden und spielte an seinen Händen. Ich konnte nicht anders als ihn anzustarren. Er war muskulös aber nicht zu krass, seine hellbraunen Haare sahen so weich und voll aus, er hatte ein Muttermal an seiner rechten Wange und dann bemerkte er meine Blicke. Er schaute direkt in meine Augen und ich versank in seine unglaublich grünen Augen, für einige Sekunden nahme ich nichts anderes wahr als ihn. Als wäre ich hypnotisiert und nicht mehr in der Lage wegzuschauen, ich fühlte seinen Schmerz, seinen Kummer und all die Sorgen als wären wir durch ein unsichtbares Band verbunden. Ich versank immer mehr und mehr in seinen Augen, bis ich endlich wieder zu mir kam. Da war es wieder, die Panik, Finn, mein Gott ich liebte Finn so sehr und er mich. Das hat ihn umgebracht. Ich merkte wie mir schwindlig wurde, wie schwer das Atmen fiel. In einem Moment als ich kurz wieder die Beherrschung erlangte lief ich aus dem Gemeinschaftsraum und rannte einem älteren Mann in die Arme. Dieser umarmte mich und flüsterte in mein Ohr " Lou ich bin hier, das Institut schickt mich, wir werden das alles überwinden, mach dir keine Sorgen und lass es raus", diese Worte ließen endlich die Mauer fallen.

Am nächsten Tag wachte ich auf mit etwas mehr Zuversicht als die letzten Tage. Ab diesem Zeitpunkt merkte ich wie gut es tat von Menschen umgeben zu sein, denen es wie mir ging und dies war auch eine Art der Therapie.
Adrian kam nun öfter aus seinem Zimmer und freundete sich mit Ayla an. Es machte mich rasend vor Eifersucht. Ich konnte es ihm aber nicht verübeln, denn sie war bildschön. " Lou oder? Setz dich doch dazu. Ich glaube wir haben uns noch nicht kennengelernt" seine Stimme war tief aber trotzdem von so viel Wärme Umgeben. Er lächelte mich an und natürlich hatte er auch noch umwerfende Grübchen. "Richtig, Lou und du bist Adrian? Naja, man kann sich nicht kennenlernen, wenn man ständig im Zimmer sitz" ich versuchte dabei irgendwie cool und lässig zu wirken und es klappte auch. Er lachte und schüttelte den Kopf und um einen drauf zu setzen drehte ich mich um und ging. Aber ich spürte etwas, etwas was ich nie erwartet habe hier zu spüren.

Chroniken der Schatten Where stories live. Discover now