Ankunft

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Es war heiß. Die Sonne schien unbarmherzig. Schweiß rannte über seinen Körper. Die dunkle Kleidung tat ihr Übriges. Dabei hatte Kakashi sich schon extra einen Schattenplatz auf dem kleinen Fährboot gesucht. Was gar nicht so leicht war, denn mit knapp 50 Mann war das Boot um 15 Mann zu viel beladen. Jedenfalls teilte dies das rostige Schild unter der Uhr mit, die gegenüber von Kakashi an der Holzwand hing. Und auf die er nun seit drei Stunden immer wieder blickte. Doch niemandem schien dies hier wirklich zu stören. Eng an eng harrten die meisten Passagiere aus. Mal schweigend, mal schwatzend mit ihren Sitznachbarn. Kleine Kinder jagten sich über das Deck gegenseitig und schafften es trotz Platzmangel, noch wilde Verfolgungsjagden zu vollführen. Ein paar Sitzreihen hinter ihm jagten sich gerade zwei Jungen und stießen gegen eine Gruppe alter Männer, die sich gemeinschaftlich eine Flasche Rum teilten. Jedenfalls vermutete Kakashi dies, da sie alle schon ziemlich schief auf ihrer Bank saßen und ihre Gesichter ein dreckiges Rot angenommen hatten. Der Junge, der einen der Männer angestoßen hatte, wurde angebrüllt. Doch schien ihn das wenig zu kümmern, denn er jagte nach einer Minute schon wieder weiter über das Deck hinter seinen Freund her. Neben den Männern saß ein Mann, der scheinbar seine ganze Familie inklusive Haustiere mitgenommen hatte. Jedes seiner fünf Kinder hatte ein Huhn auf dem Arm und seine Frau führte eine Ziege an der Leine.

„Das ist ja hier wie ein Irrenhaus", flüsterte Gai neben ihm mit zusammengepressten Zähnen. Sein Gesicht hatte eine seltsame Farbe angenommen. Die Schaukelbewegungen des Bootes machten ihm zu schaffen. Die Hitze und die Ausdünstungen der Menschen und Tieren verschlimmerten seine Übelkeit, so dass er sich, seit fast drei Stunden ständig übergab. Trotzdem versuchte er, noch cool rüber zu kommen, indem er sich zwischendurch immer noch ein Grinsen heraus quälte. Besonders oft tat er dies in Richtung von Reika, der jungen Medic-Nin, die sie auf ihrer Mission begleitete und ihnen gegenüber saß. Reika war eine hübsche junge Frau mit langem blauschwarzem Haar und laut Tsunade eine ihrer besten Leute derzeitig. Seltsamerweise schien Gai wirklich eine Wirkung auf Reika zu haben, denn sie sah oft hinüber und errötete, sobald man sie ansah.

„Ich glaube, die Kleine hat einen Narren an mir gefressen", sagte Gai und klang nun wieder mehr nach sich selbst. Reika blickte hinüber und als sie sah, dass sowohl Gai als auch Kakashi sie anschauten, wurde sie rot und senkte den Blick.

„Sag ich doch!", grinste Gai. Doch bei der nächsten Bewegung des Schiffes, lief er wieder grün an und presste die Lippen aufeinander. Kakashi machte sich aber weiterhin Gedanken über Reika, die ihn mit ihrer übertriebenen schüchternen Art ein wenig Sorgen machte. Eine Medical-Nin, die sich kaum traute mit ihm zu reden, konnte bei dieser schwierigen Mission zu Problemen führen. Doch noch mehr machte er sich Gedanken über das andere Teammitglied. Sakamoto saß neben Reika und döste vor sich hin. Kakashi kannte ihn gar nicht, da er lange Zeit auf Außenmissionen war. Doch sollte er wohl über vielfältige Fähigkeiten verfügen. Zwei so unsichere Variablen für eine solche Mission, ließen ihn doch ein wenig grübeln. Er fragte sich, warum gerade Tsunade diese beiden ausgesucht hatte, um die Schriftrolle von Dai wieder zu bekommen. Ein eingespieltes Team wäre bestimmt sinnvoller gewesen. Allgemein war diese Mission verworren. Weder wusste Kakashi genau, was sie wieder beschaffen sollten, noch wer ihr Feind war. Die Schriftrolle von Dai. Alles, was er wusste war, dass sie wohl sehr alt war und viel Macht in sich hatte.

Man hatte sie vor einer Woche gestohlen aus strengster Sicherheitsüberwachung. Dabei waren alle, die sie überwacht hatten, getötet worden. Seltsam war nur, dass niemand sonst von dem Einbruch etwas gemerkt hatte. Keine Augenzeugen. Kein Alarm. Keine Spuren. Fast wie Geister. Obwohl es gab doch eine Spur. Ein Grenzposten hatte eine Gruppe von Männern bemerkt, die sich in Richtung Inselreich begeben wollte. Sie waren wohl auch bis ins Inselreich gekommen, doch auf der Insel Viti verliert sich ihre Spur, laut den Behörden des Inselreiches. Deswegen wurden sie losgeschickt, um auf der Insel Viti nach weiteren Anhaltspunkten zu suchen.

Inselreich befand sich im südlichen Meer und war eine Inselformation aus wohl über 8000 Inseln, wovon aber nur 1500 bewohnt wurden. Es besaß keinerlei militärische Macht und nur auf der Hauptinsel eine richtige Polizei. Eine Ausnahme war die Ila de Carcelario", welche eines der derzeitig größten Gefängnisse der Welt beherbergte. Viti war eine kleine Insel am südlichen Außenrand mit gerade Mal 500 Einwohnern.

„Oh, schau mal, wir scheinen, da zu sein", ereifert sich Gai neben ihn und riss somit Katashi aus seinen Gedanken. Er schaute sich um und überall bewegten sich die Leute in Richtung Ausgang.

„Nei, dies ist noch nicht Viti. Sondern Levu. Wir brauchen wohl noch zwei Stunden laut Plan", erwiderte Kakashi und sah, wie Gai wieder in sich zusammen sackte.

„Zwei Stunden! Ich glaube, das überlebe ich nicht", stöhnte er.

„Also mir macht diese Bootsfahrt nichts aus", erwiderte Kakashi neckend und holte sich eines seiner Bücher aus der Tasche. Gai zuckte zusammen.

„Mir auch nicht", presste er hervor, um nur bei der nächsten Welle noch einen Hauch blasser, um die Nase zu werden.

Die letzten zwei Stunden waren um einiges angenehmer, da sie nun die einzigen Passagiere waren und es somit angenehmer roch. Es schien auch nicht mehr so heiß zu sein. Kakashi verbrachte diese Zeit lesend, Gai über die Reling gebeugt, Reika errötend und Ron weiterhin dösend. Kurz vor dem Ende der Reise kam nochmal der Kaptän, der einen merkwürdigen Dialekt sprach.

„Tso ihr Landsratten. Hierts ists Viti", sagte er und zeigt auf eine kleine Insel, die von türkisblauem Wasser umgeben war. Ein kleiner Berg erhob sich in der Mitte der Insel und sonst war sie sehr grün. Palmen grenzten an einen weißen Sandstrand und der kleine Hafen bestand aus gerade mal 5 Anlegestellen.

„Ists nen tschönes Flecksschen Erde", lispelte er vor sich hin.

„Warum sind wir dann die einzigen Besucher?", fragte Kakashi, nach dem er sich den ersten Eindruck von der Insel gemacht hatte.

„Ists Tsunami-Zeit", erwiderte der Kapitän, als ob dies jedes Kind doch wissen müsste. Kakashi blickte hinüber zu seinen Teamkameraden, doch niemand von ihnen wirkte sonderlich beeindruckt.

„Wo kann man hier Informationen bekommen über andere Besucher?"

„Mussts szum Pub gehen!"

„Welchen denn?", fragte Gai. Doch der Kapitän fing an zu lachen.

„Hier gibts nur einen. Bei Mamma Molly. Kanns man nix verfehlens. Tso und jetzts machts, dass ihrs wegs kommtst."

Nach ein paar Minuten standen sie auf den Steg des Hafens, wo nur noch zwei weitere Schiffe befestigt waren. Menschen sah man keine, obwohl es schon später Nachmittag war und die größte Hitze vorüber schien.

„Was war denn das für ein merkwürdiger Kauz?", fragte Gai in die Runde, aber niemand machte sich die Mühe zu antworten. Der Hafen befand sich vor einer kleinen Straße, die in Richtung Inselinneres führte und leicht bergauf ging. Die Straße war gesäumt von bunten Holzhäusern. Umgeben waren die Holzhäuser von tropischem Regenwald. Kakashi streckte sich kurz, um die Steifheit durch das lange Sitzen abzuschütteln, dann fing er an, das weitere Vorgehen zu erläutern.

„Wir werden uns aufteilen. Reika und ich, wir werden zum Pub gehen und uns dort mal umhören. Sakamoto und Gai, ihr schaut euch hier mal in der Gegend um und vielleicht fällt euch ja etwas auf. In einer halben Stunde treffen wir uns wieder vor dem Pub."

Gai schaute kurz mürrisch. Er hätte wohl lieber mit Reika Nachforschungen betrieben, aber wahrscheinlich wäre die junge Frau, dann noch gehemmter gewesen. Sakamoto zeigte keinerlei Regungen und ging einfach drauf los. Gai folgte ihm und bald waren sie im Wald verschwunden. Kakashi schaute neben sich und musterte Reika, die auf den Boden vor sich blickte. Ihr Gesicht war durch das lange Haar verdeckt.

„Na dann werden wir uns auch losmachen."

... und ewig lockt das Weib!Where stories live. Discover now