Kapitel 1

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Der Sonnenuntergang verlieh selbst der kleinsten Ecke in dieser verdreckten Gegend den wunderschönsten Anblick.

Das orangefarbene, fast rosafarbene Licht zauberte den Anblick eines jungen, zierlichen Mädchens hervor, dessen wilden Locken sanft in der untergehenden Sonne schimmerten, während es mit verschränkten Armen langsam durch die Straßen ging.

Plötzlich schrak sie auf und erinnerte sich daran, dass sie längst zu Hause sein sollte.
Sie schluckte schwer, als sie ihre Kippe auf den Boden warf und den Blick auf ihr Handgelenk, welches eine Uhr zierte, senkte.

„Fuck man, wieso ist es schon so spät? Papa tötet mich doch direkt, wenn ich nach Hause komme.", murmelte sie nervös und beschleunigte ihr Tempo noch mehr.

Die Tür des Hochhauses knarrte widerlich, als das Mädchen den Eingang des Gebäudes hinter sich lies, und ihren Weg auf den Treppen fortsetze. Warum wurde diese beschissene Tür eigentlich noch nicht ausgewechselt? Warum hing sie eigentlich noch?
Sollte die nicht mal langsam rausfallen, oder so?
Das verdammte Ding war schon Monate lang völlig  am Arsch und ging nicht einmal richtig zu.
Das Einzige, was die Tür noch maximal konnte, war laut gegen die Wand zu knallen und sie weiter zu beschädigen.

Naja, aber nicht nur die Tür sollte einen aufregen.
Der Fahrstuhl funktionierte schon seit Ewigkeiten nicht mehr, roch sogar von außen nach Pisse und war voller Dreck und Kippen.

Die Treppen des Hochhauses waren ebenfalls voller Dreck, und oft konnte man sogar die übriggebliebenen Pissflecken, von wem auch immer, von weitem sehen und riechen. Die Wände waren komplett mit Schimmel bedeckt und so dünn, dass man sie fast mit einem Luftstoß umwerfen könnte.

Die Nachbarn waren auch dezent beschissen. Man sieht natürlich nicht jeden einzelnen, aber es kam nicht selten vor, dass diese Leute im Treppenhaus herumliefen und begannen, einen anzuschreien oder dumm anzustarren.

Vielleicht hatte man sogar das Glück, in Echtzeit mitzuerleben, wie einer von ihnen in die Ecken pinkelte oder während sie komplett drauf waren, die Treppen hinunterfielen und dort für Stunden liegen blieben, um einfach den Rausch auszuschlafen. Wer wusste das schon?

Das Aufreißen einer Tür unterbrach das Mädchen bei ihren Gedanken über stinkende Pisse, Dreck und herumliegende Kippen.

„Ach, schau mal einer an? Hast dich also doch dazu entschieden, zurückzukommen, was? Wo warst du so lange, Mädchen?", erklang eine raue Stimme aus den Türspalt.

Sonne und Beton - Eine Suche nach LichtWhere stories live. Discover now