sick of you

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Donnerstag
12:30

"Es ist komisch, dass der Professor so viel sagt, aber auch irgendwie nichts, weißt du was ich meine? Das klingt gerade so dumm-"
"Nein, der redet echt Unsinn, ich weiß, was du meinst" unterbrach ich Brice, einen guten Freund, den ich erst seit paar Monaten aus der Uni kenne.

Wir gingen aus der Uni raus und unterhielten uns. Er war echt cool drauf. Er war der einzige aus der Uni mit dem ich richtigen Kontakt hatte. Er ist gechillt und ist sehr fleißig. Er ist nebenbei Friseur und meint, dass er sehr gut in dem ist, was er macht und vorhat seinen eigenen Laden aufzumachen, aber erstmal sich um sein Studium kümmert.

"Ein sehr guter Freund holt mich ab. Wir könnten dich mitnehmen" schlug Brice vor.
"Das ist echt nett von dir, aber das muss nicht sein. Auf den Weg muss ich noch einkaufen gehen-"
"Komm schon. Das wird sicher lustig" unterbrach er mich.

Ich zögerte, aber Brice ließ nicht locker und überredete mich schließlich. Als wir auf dem Parkplatz ankamen, gingen wir auf einen schwarzes Mercedes s63 AMG Coupé zu.

"Ist dein Freund zufälligerweise reich oder so?" Fragte ich Brice.
"Der Typ ist stinkreich" erwiderte Brice lachend.
"Hat der nh Freundin?" Grinste ich.
"Nein, ich bin gerade dabei euch zu verkuppeln" zwinkerte er mir zu.

Wir fingen beide an zu lachen und als wir bei dem Auto ankamen, stieg plötzlich Kylian aus den Wagen aus und mein Lachen verschwand wie auf Knopfdruck. Er war überrascht mich zu sehen und lächelte mich an, aber ich hingegen war total verwundert.

"So sieht man sich doch wieder" lachte Kylian.
"Was?" Fragte Brice verwirrt.
"Was geht?" Fragte ihn Kylian und die beiden umarmten sich kurz, als die sich die Hand gaben.

Er kam zu mir und wollte mich auch umarmen, aber ich drückte ihn verwirrt weg und er schaute grinsend zu mir runter. Er amüsierte sich doch nur dabei mich so zu sehen.

"Ihr kennt euch?" Fragte Brice verwirrt.
"Ja, sie war Fotografin auf meiner letzten Party" erzählte Kylian.

Brice's Augen weiteten sich auf und er fing an laut aufzulachen, während ich genervt meine Arme vor der Brust verschränkte. Das kann doch nicht wahr sein.

"Warte mal! Du bist die 'Fotografin' und du der 'komische Typ'?" Fragte er uns beide lachend.
"Brice" seufzte Kylian.
"Nein, nein, das kann echt kein Zufall sein" lachte er weiter.
"Okay, das reicht. Fahrt ihr mich jetzt nach Hause oder nicht?" Fragte ich genervt.
"Natürlich Madame" erwiderte Kylian.
"Geht doch, willst du mir noch die Tür öffnen?" Fragte ich sarkastisch.
"Gerne doch" zwinkerte er mir zu und öffnete mir tatsächlich die Tür.

Ich gab ihn noch einen komischen Blick, nachdem ich einstieg. Er schüttelte nur lachend sein Kopf. Die beiden Jungs stiegen vorne ein und Kylian startete den Motor und fuhr dann auch endlich los.

"Willst du mir deine Adresse geben oder kommst du mit?" Fragte Kylian und schaute vom Rückspiegel aus zu mir.
"Ich möchte nach Hause" erwiderte ich und gab ihn die Adresse.
"Du wohnst nicht weit von Kylian" sagte Brice.
"Ist ja schön" erwiderte ich leise und monoton.
"Wie kommt's, dass ihr beide euch kennt?" Fragte Kylian konzentriert.
"Wir gehen auf die selbe Uni, kannst du dir die Frage nicht selbst beantworten?" Fragte ich genervt.
"Warum so genervt Fotografin? Verachtest du immer noch die Welt?" Ich spürte sein grinsen bis hier hin.
"Klappe Mbappé" verdrehte ich die Augen.
"Sie hatte aus versehen Wasser auf mein Rucksack verschüttet" erzählte Brice.
"Das tut mir immer noch so leid" sagte ich.
"Ach, war doch nichts" lächelte er mich an.
"Okay, ihr kitschigen, wie wärs, wenn wir kurz in den Supermarkt gehen?" Fragte Kylian.
"Kannst du mich dann hier schon ablassen?" Fragte ich Kylian.
"Warum denn? Wir sind doch noch weit weg-"
"Ist schon gut. Ich muss noch zu Apotheke" erwiderte ich.
"Okay" nuschelte Kylian konzentriert.
"Na dann" erwiderte Brice.

Er ließ mich vor der Apotheke raus und ich bedankte mich bei den Jungs. Als sie nicht mehr zusehen waren, ging ich in die Apotheke rein.

"Hallo" lächelte ich die Apothekerin an.
"Guten Tag" erwiderte sie höflich.
"Hier ist meine Krankenversicherung und ich bräuchte mein Dauerrezept" sagte ich.
"Einen Moment bitte" erwiderte sie und tippte in ihr Computer.

Ich wartete und es dauerte länger als normalerweise, weshalb sich eine Schlange schon hinter mir gebildet hatte.

"Oh wie es aussieht, kann Ihr Dauerrezept nicht verlängert werden- erst in vier Tage" sagte sie plötzlich.
"Äh- okay, ehm.. ich kann aber nicht vier Tage warten" sagte ich verwirrt.
"Meine Vorräte an Langzeitinsulin und Kurzzeitinsulin sind alle, und meine Reserveflaschen sind beinahe leer. Das ist Lebensgefährlich, wenn ich keins habe" fuhr ich verzweifelt fort.
"Sie müssten es halt aus eigener Tasche bezahlen, dann würde ich es Ihnen sofort geben" erwiderte sie.
"Sie verstehen nicht-"
"Ihre Krankenversicherung wurde nicht verlängert. Ich kann es Ihnen nicht aushändigen" unterbrach sie mich.

Ich seufzte genervt und ich biß mir verzweifelt auf die Oberlippe. Ich war kurz davor in Tränen auszubrechen. Ich hasse Frankreich. Ich hasse diese Welt und genauso sehr hasse ich diese Krankheit.

"Was kostet das?" Fragte ich kalt.
"Alles zusammen würde 300€ machen" antwortete sie.
"Okay, ich zahl mit Karte"

Während ich bezahlte, erinnerte ich mich an die Jahre, seit bei mir Diabetes Typ 1 diagnostiziert wurde. Es war eine ständige Herausforderung, mich an die täglichen Insulininjektionen, den Blutzuckerspiegel und die Ernährungsvorschriften zu halten.

Ich hielt einen Moment inne und dachte an die vielen Male, in denen ich mich selbst aufopfernd um meine Gesundheit kümmerte. Die Stille meines inneren Kampfes hat mich geprägt, aber gleichzeitig auch gestärkt.

Mit dem Insulin in der Tasche verließ ich die Apotheke und ging nach Hause.

- ombragéWo Geschichten leben. Entdecke jetzt