Kapitel 1

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Azura

Der Tag hatte erst gerade begonnen und ich sass beim Frühstück. In der Küche tummelten sich viel zu viele hecktische Leute. Einzig alleine ich sass friedlich auf meinem Stuhl, die neue Schülerzeitung, welche ich geschrieben hatte, in meinen Händen. Ich las, was alle andern schon lange gelesen hatten. 

Heute war der erste Ferientag und ich war trotzdem früh aufgestanden. 

Nachdem ich meine Haare elegant hochgesteckt hatte und mir ein buntes, luftiges Kleid übergezogen hatte, war ich in die Küche gelaufen. Meine zwei Brüder waren hektisch am Herumrennen und mein Vater ließ sich seine Krawatte von unserer Köchin anziehen. Gleichzeitig rief der persönliche Assistent meines Vaters der Köchin zu, dass die Pfankuchen verbrennen würden. Von draußen kam nerviger Rasenmäher Lärm und ich seufzte. Malachai, eine meiner Brüder brüllte in sein Telefon und Draven machte sich gerade einen frischen Orangensaft. Die Maschine war unheimlich laut und das Geräusch störend. Ich seufzte ein weiteres Mal und stand dann auf. 

Es war die perfekte angespannte Morgenstimmung. 

Heute war der erste Ferientag der Sommerferien, niemand würde mir meine gute Laune rauben können. Nicht einmal meine zwei Brüder. 

Nachdem ich mein Glas Orangensaft geleert hatte, stand ich auf, knallte die Zeitung auf den Tisch und verließ die Küche. 

Hinter mir verstummte alles. 

„Ist sie wütend?", fragte Draven, danach hörte ich nicht mehr.

Nachdem ich meine kleine Tasche geholt hatte, schwang ich mich auf mein Motorrad und brauste los. Ich fuhr aus der Ausfahrt meines Hauses und dann auf die Straße hinaus. Ich hatte es nach langem geschafft meinen Vater und vorallem meine Brüder davon zu überzeugen, dass ich genug reif war, um auch alleine irgendwohin fahren zu können. Alleine! Seitdem meine Mutter uns verlassen hatte, lagen um meine Hände Ketten. Als ich mich langsam der besten Stelle des Strandes näherte, breitete ich einen meiner Arme aus. 

Freiheit, das war alles, was ich in diesen Ferien wollte. 

Crystalhaven war die schönste Stadt überhaupt und ich wollte mich endlich frei in ihr bewegen können. 

Ich parkte mein Motorrad am Parkplatz für den Strand und lies über den heissen Sand. Die      Sonne schien heiss und hell auf mich herunter und ich blieb stehen, um meine beste Freundin zu suchen. 

«Coline!», rief ich ihr zu und sie winkte.

Coline hatte sandfarbene, mittellange Haare, die wegen des Wassers leicht gelockt waren. Ihre Augen waren braun und strahlten wie ein Licht. Zudem hatte sie breite Hüften, eine üppige Oberweite und schöne Beine. Der heisse Sand unter meinen Füssen war nicht mehr heiss, als ich über ihn hinweg rannte und ihr in die Arme fiel. 

«Hey, Azura!» Coline und ich kannten uns schon seit dem ersten Tag an. Ihre Mutter war schwanger gewesen, als sie meine ebenfalls schwangere Mutter kennengelernt hatte. 

Die beiden waren zwar nie beste Freundinnen geworden, hatten uns aber zusammen erzogen. Coline war die einzige Person auf dieser ganzen Welt, der ich alles anvertrauen würde und könnte. 

Sie war mein Schutz mein die Wellen an Problemen wieder zu hoch wurden. 

Auf dem Tuch hinter ihr sass ihr Verlobter. Er gehörte zu den vier einzigen Männern über fünf Jahren, die mich anfassen durften. Manchmal fühlte ich mich wie eine Prinzessin, umgeben von unsichtbaren Soldaten. Chester stand auf und schlang seine Arme kurz um mich, dann packte er Coline und warf sie sich über die Schulter. 

«Wir gehen jetzt ins Wasser», dirigierte er und ich lachte als Coline begann zu zappeln. 

«Ich kommen nach», rief ich den beiden zu und breitete mein Tuch unter dem Sonnenschirm auf dem Sand aus. Mittlerweilen waren Coline und Chester im Wasser angekommen und einmal untergetaucht. 

Als ich wieder hinsah, lagen ihre Lippen aufeinander und sie verschlangen sich förmlich. 

Es war nicht das erste Mal, dass ich sie so küssen sah, doch immer fragte ich mich, wie es sich wohl anfühlen würde. Ich schüttelte meinen Kopf, keine Zeit, um traurig zu werden. 

Ich stand auf und lief zum Wasser. Das Wasser um meine Beine war kalt und ich zuckte etwas zusammen. Chester rannte auf mich zu, vom Wasser her. 

«Nein, nein», warnte ich ihn und rannte los. Er rannte hinter mir her, bis er mich gefangen hatte, über seine Schultern gelegt und ins Wasser getragen hatte. 

«1,2,3...», riefen Coline und Chester gleichzeitig und er warf mich ins kalte Wasser. Wir begannen mit einem Ball ein Spiel zu spielen, etwa eine halbe Stunde später kamen wir wieder aus dem Wasser. 

«Azura», Malachai kam auf mich zu und ich winkte ihm kurz, bevor ich mich auf mein Tuch setzte. Er breitete seines neben meinen aus und ich drehte mich von ihm weg. Seine warme Hand strich mir die nassen Haare aus dem Gesicht und er gab mir einen kleinen Kuss auf die Schläfe, ehe er sich dem Mädchen, welches er mitgebracht hatte, zuwandte. 

Keine fünf Minuten später tauchte auch noch Draven auf und setzte sich neben mich auf die andere Seite und verrutschte dadurch Colines Tuch. Es war ihm egal. 

Draven zog eine langbeinige Brünette an sich und legte sie auf sein Tuch, ihre Lippen formten sich zu einem neugierigen Lächeln und er schwebte über ihr und stützte sich mich seinen Händen auf ihrer Seite ab. 

Ich blickte Richtung Meer, dort küssten sich gerade Coline und Chester. Frustriert schnaubte ich und holte mein aktuelles Lesebuch hervor. 

Ich war wohl wieder einmal umzingelt von Leuten, die gerade jemand anderen verschlangen, im wahren Sinne des Wortes.

Der Himmel war blau und ich ignorierte jegliches Stöhnen, welches von beiden Seiten kam und las weiter. 

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Das erste Kapitel ist geschrieben, hoffe es gefällt euch.

Bis bald


BlueAshesWhere stories live. Discover now