Keiner kann die Zukunft vorhersagen

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POV: Changbin

Seit Stunden wartete ich nun darauf, dass endlich die Sonne aufging. Geschlafen hatte ich natürlich nicht, dafür war ich zu aufgeregt. Oder ich hatte zu viel Angst. Heute war der Tag, an dem ich nach drei Jahren wieder nach Korea zurückkehren würde.

Ich hatte mein altes Leben anfangs sehr vermisst, doch das legte sich mit der Zeit. Es gab vieles, das nie ausgesprochen worden war und vielleicht war das auch einfach gut so. Damals, bei dieser Party, wurde mir das Herz gebrochen. Es ist jetzt schon lange her, dennoch will ich nicht behaupten ich sei darüber hinweg gekommen. Das wäre eine Lüge.

Trotzdem war ich nicht bereit heute nach Seoul zu fliegen. War nicht bereit wieder dahin zurück zu gehen, wo ich alles verloren hatte. Wo ich mich gefühlt hatte als wäre ich nichts, wertlos. Wo ich mir gewünscht hatte einfach in Luft aufzugehen und nie wieder gesehen zu werden. Wo ich es letztendlich nicht mehr aushielt und verschwand.

Seit etwa zweieinhalb Jahren machte ich Musik, irgendwann war ich von einem Unternehmen hier in Sydney, wohin ich geflohen war entdeckt und aufgenommen worden. Vor zwei Wochen ist aber dieses Unternehmen verkauft worden. Jetzt gehörte ich nicht mehr zu Sign Entertainment sondern zu JYP. Dieses hatte nun einmal seinen Sitz in Seoul und hatte alle, die unter Sign gearbeitet hatten nach Seoul bestellt.

Somit auch mich. Ich wollte nicht. Ich hatte Angst Chan wieder zu sehen. Damals hatte es schon fürchterlich wehgetan. Was wäre dann jetzt? Nach drei Jahren war sicherlich viel passiert. Erinnerte er sich überhaupt noch an mich? Oder hatte er mich in dem Moment verdrängt, als ich von der Party geflohen und ihn danach nicht in mein Haus gelassen hatte um es zu erklären? War er mit diesem Mädchen glücklich geworden?

Ich wusste nicht, welche Aufgabe mir JYP zuteilen würde. Bei Sign hatte ich für mehrere Bands und Gruppen Songs geschrieben. Auf Englisch. Wenn ich jetzt plötzlich Koreanisch schreiben müsste, so würde man schon daran merken, dass ich nicht wie ich vorgab australisch war.

Die ganzen Anderen von Sign hatten entweder gekündigt oder büffelten gerade Koreanisch. Das neue Entertainment lag nun mal in Seoul man konnte nichts machen. Viele trauerten um Sign, das für sie wie ein Zuhause geworden war. Es war wie eine große Familie gewesen. Jeder war nett zu jedem, jeder tröstete jeden, jeder vertraute jedem und jeder half jedem. JYP hingegen war so ein großes Unternehmen, dass ich bezweifelte, dass sich überhaupt jeder kannte, beziehungsweise jemals gesehen hatte.

Ich war eine ruhige, entspannte und freundschaftliche Arbeitsatmosphäre gewohnt. Laut dem, was man hörte war JYP alles andere als so. Vielleicht innerhalb der Gruppen, aber außerhalb sicherlich rein geschäftlich. Das machte mich traurig. Viele waren ausgestiegen und zogen nicht mit weiter zu JYP. Ihre Entscheidung lag bei ihnen und das würde ich auch akzeptieren, wenn auch ich sie alle sehr vermissen würde.

Ich war nicht der Einzige, der heute nach Seoul fliegen würde. Mit mir im selben Flugzeug wäre eine Gruppe, für die ich schon oft etwas komponiert hatte. Eine Gruppe, die ich nach und nach als als Freunde dazugewonnen hatte. JTS hießen sie. Jake, Thomas und Sin. Alle drei waren älter als ich und ein ganz schöner Haufen Chaos.

Dennoch fühlte ich mich bei ihnen wohl, da sie mich an meine alte Freundesgruppe erinnerten. Dort waren zwar die Chaoten fast alle jünger als ich gewesen, aber das machte keinen Unterschied. JTS waren gute Freunde von mir und benahmen sich alle mir gegenüber ziemlich beschützerisch, als wären sie meine großen Brüder.

Es tat gut zu wissen, dass immer jemand da war um dir aus der Patsche zu helfen. Es fühlte sich auch so an, als wären sie meine Brüder.

Müde raffte ich mich auf und schaffte es endlich auf die Uhr zu sehen. 4:52 Uhr. Ich hatte noch immer viel zu viel Zeit. Aber im Bett rumlungern brachte auch keine plus Punkte.

Ich schälte mich also aus dem Bett und lief gemächlich Richtung Küche, wo ich mir erst einmal einen Kaffee machte. Irgendwie war ich weder wirklich müde noch richtig wach.

Schweigend betrachtete ich die Kaffeemaschine, wie sie die dunkle Flüssigkeit in meine Tasse verfrachtete.

Wieder stiegen diese Gedanken in meinem Kopf auf, die mich bereits nicht hatten schlafen lassen.

Wenn ich wieder nach Seoul käme, würde ich Chan oder die Anderen wiedersehen? Was würde das mit mir anstellen? Würde ich das überhaupt durchhalten ohne wieder wegzurennen?

Changes (Deutsch)Where stories live. Discover now