Zwanzigstes Kapitel

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Evelyn POV:
„Akzeptiere es, eine Malfoy gehört auf einen Besen." Dracos Worte ließen ein Gefühlschaos in mir ausbrechen. Zwar wollten wir heute genau darüber reden und ich wusste, dass er gerne mit der Tür ins Haus fiel, aber das war doch etwas sehr direkt. Auf der anderen Seite machte es mich unendlich glücklich, dass er Cecilia als seine Tochter anerkannte.

Nach dem Mittag schlief Cecilia wie ein Stein auf der Couch ein. Schweigend räumten wir das Geschirr wieder ein. Es fiel mir trotzdem schwer, geeignete Worte zu finden. Ich hatte Fragen, ebenso wie er und doch war ich mir nicht sicher, ob ich die Antworten hören wollte. 

„Kannst du dich an die Nacht vom Abschlussball erinnern", fragte ich schließlich leise. Es war der Beginn für all das und diese eine Frage beschäftigte mich schon viel zu lange. Draco nickte und starrte dabei auf seine Hände.
„Das heißt, dir war bewusst, wer sie ist?" Diesmal schüttelte er den Kopf.

„Nicht direkt. Am Anfang war ich verwirrt, ihre Augen waren wie ein Spiegelbild. Doch ich habe mir eingeredet, das Ganze sei nur ein extremer Zufall. Ich konnte mich zwar an jene Nacht erinnern, aber ich hätte nie gedacht, dass sie solche Folgen haben würde", seine sonst so starken Stimme war ebenfalls leise. Er holte tief Luft und schloss kurz die Augen.

„Evelyn, ich liebe dich. Seit unserem vierten Schuljahr warst du immer mehr und mehr präsent in meinem Kopf, mit jedem Jahr bist du nur schöner geworden. Du warst immer stark und so selbstsicher, immer anders, als die anderen Slytherin. Deine Meinung war nicht oberflächlich, du warst viel offener für eine gute Welt und hast dich darin nicht verunsichern lassen. Du warst alles, was ich mir immer gewünscht habe. Und an diesem Abend warst du so betrunken." Mit einem schiefen Lächeln sah er mich an.
„Ich weiß, das ist eine dumme Ausrede und kein Grund oder gar eine Entschuldigung, für das, was passiert ist. Aber du hast dich an mir festgehalten und zum ersten Mal meine Gesellschaft genossen und mich angehimmelt. Und dann bist du gestolpert, ich konnte dich gerade noch so halten. Wir waren uns so nah und dann hast du mich geküsst. Es war das schönste Gefühl, welches ich jemals gefühlt habe. Ich konnte nicht mehr klar denken, das Einzige in meinem Kopf warst du. Und dann ist es passiert."

Ich schaute ihn schweigend an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Endlich wusste ich, wie das alles passiert war, auch wenn mir immer bewusst war, der Alkohol hatte seinen Teil getan. Gleichzeitig hatte er sich entschuldigt, aber auch seine Gefühle so offenbart, wie er es wahrscheinlich noch nie bei einer Person getan hat. Und er hat gesagt, er liebt mich.

„Ich wollte mit dir reden, wollte wissen, ob du etwas weißt und mir die Ungewissheit nehmen kannst, aber du hast immer abgeblockt", jetzt sah er mir wieder direkt in die Augen. Ich seufzte leise.

„Ich kann mich zwar an nichts erinnern, aber sie hatte schon immer diese hellen Strähnen und diese Augen - ich habe immer überlegt, dass du es hättest gewesen sein können. Aber irgendwie war es total absurd, wir haben uns gehasst. Zumindest dachte ich das immer. Und ich dachte niemals, dass wir uns wiedersehen würde." Ich spielte gedankenverloren mit meiner Haarsträhne.
„Als ich diesen Job annahm und dich täglich gesehen habe, sind mir immer mehr Parallelen zwischen euch aufgefallen und ich war mir ziemlich sicher. Aber wäre der Angriff nicht passiert, wäre ich wahrscheinlich weggelaufen." Ich wich seinem Blickkontakt aus und schaute aus dem Fenster.

„Ich hatte Angst, Angst davor, was du sagst, ob du sie überhaupt akzeptieren würdest, aber vor allem hatte ich Angst, dass du sie mir wegnimmst", ich wischte schnell mit meinem Handrücken die Tränen weg.
„Warum sollte ich das tun?"
„Keine Ahnung, in mir hat sich eine Panik breit gemacht, dass du denkst, ich sei nicht gut genug als Mutter oder könnte nicht richtig für sie sorgen. Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, aber die Angst in mir hat mir alles Mögliche gesagt. Und dann hat Cecilia angefangen so von dir zu schwärmen, ich hatte Angst sie würde mich . . ersetzten. Ich stand in deinem Schatten und hab mich einfach klein gefühlt."
Draco überwand die wenigen Schritte zwischen uns und nahm mich in den Arm.

„Für eine sehr lange Zeit gab es nur sie und mich, wir waren immer zusammen und ich war ihr Vorbild, ihre Heldin. Ich musste sie nie mit jemanden teilen und habe mich daran gewöhnt. Sie ist mein Ein und Alles. Ich wollte nicht, dass sie jemand anderen mehr mag als mich", flüsterte ich. Auch wenn mir dieser Satz unangenehm war, war es die Wahrheit.

„Evelyn, du bist ihre Mutter, die wichtigste Person in ihrem Leben und sie würde dich niemals ersetzen. Mit niemandem. Aber ich habe mitbekommen, wie die anderen Kinder zu ihr sind und ich denke, sie hat sich einfach einen Vater gewünscht."
Ich nickte. Das hatte sie sich tatsächlich schon immer gewünscht.

„Ich weiß. Ich habe oft mit den Erziehern geredet, sie haben versucht es zu unterbinden, aber diese Muggelkinder sind grauenvoll. Sie kennt die Geschichten und sie weiß, dass ich die Situation nicht ändern konnte. Dennoch ist sie ein Kind und natürlich hat sie ihre Wünsche und Vorstellungen. Und sie sieht es an all den anderen Kindern, deren Väter sie auch mal abholen oder erzählen, was sie am Wochenende tolles mit der gesamten Familie unternommen haben."

„Und ich bin bereit, all dem gerecht zu werden." Draco lächelte mich an.
„Ich möchte, dass ihr bei mir bleibt. Ich kann die Zeit nicht rückgängig machen, aber ich will nicht noch mehr Zeit verlieren, ich will sie aufwachsen sehen, dabei sein, wenn sie nach Hogwarts kommt und Teil ihres Lebens sein. Und auch Teil deines Lebens, Evelyn. Meine Gefühle haben sich nach all den Jahren nicht geändert. Im Gegenteil, seit dem du wieder hier bist, sind sie nur noch stärker geworden."

Unsicher schaute ich zu ihm auf. Könnte es Wirklichkeit werden? Draco und ich? Gemeinsam, wie eine richtige Familie?

„Du hast dich wirklich verändert, Draco. Ich hätte niemals gedacht, dass deine Gegenwart einmal so angenehm werden würde", lachte ich. Auf seinem Gesicht zierte sich ein Lächeln.
„Das hätten wir wohl beide niemals gedacht."

Und so standen wir in der Küche, meine Hände auf seiner Brust, seine Arme um mich geschlungen. Als wäre es das normalste auf der Welt und unser Alltag.
Schließlich fanden seine Lippen den Weg zu meinen. Mein Körper wurde von einer Glückswelle erfasst und ich grinste in den Kuss hinein.

„Daran könnte ich mich gewöhnen", grinste er mich kokett an. Das Glänzen in seinen Augen sprach für sich. Wie ein kleines Schulmädchen kicherte ich vor mich her.

* * * *

Zu dritt bereiteten wir das Abendessen vor. Zu meinem Erstaunen konnte Draco verdammt gut kochen.
„Es überrascht mich immer noch, dass du keinen Hauselfen besitzt", zog ich ihn auf. Er verdrehte nur die Augen und schüttelte grinsend den Kopf.

Während wir aßen, schaute ich zwischen Cecilia und Draco hin und her. Er nickte fast unmerklich. Ich schaute ihn intensiver an und nickte mit dem Kopf in ihre Richtung. Diesmal schüttelte er ganz leicht den Kopf und seine Gabel zeigte auf mich. Ich zog einen Schmollmund, doch auch er bleibt standhaft.

Schlussendlich gab ich mich geschlagen. Ich war mir zwar ziemlich sicher, Cecilia würde sich freuen, bei Draco zu wohnen, aber es würde sich noch mehr in ihrem Leben ändern. Ich wollte sie nicht überfordern.,

„Cecie Schätzchen, sag mal, wie würdest du es finden, wenn wir bei Draco wohnen. Dauerhaft, meine ich", gespannt sah ich sie an.
„Aber nur, wenn ich mein eigenes Bett bekomme, du machst dich immer so breit", überlegte sie kurz. Draco lachte laut los, weswegen ich ihm einen beleidigten Blick zuwarf.

„Wir können das Zimmer einrichten, wie du möchtest", versprach er ihr. Begeistert klatschte sie in die Hände.

Nachdem Draco Cecilia ins Bett gebracht hatte, machte ich es mir auf der Couch gemütlich. Es sollte ein entspannter Abend zu zweit werden.
Doch Draco hatte andere Pläne. Er verwickelte mich in eine leidenschaftliche Knutscherei und trug mich in sein Schlafzimmer.

Sein Verlangen war groß und nach all der Zeit war ich ihm einfach verfallen. Und diesmal alles ganz ohne Alkohol.

Hereditas Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon