Ritter Roderick verbeugte sich ein zweites Mal entschuldigend vor Alwyn.

„Und dann“, fuhr sie fort, „auch wenn ich vielleicht kindisch reagiert habe, wurde ich einfach von Gefühlen überwältigt. Der bloße Anblick meines geliebten Gavins in dieser Uniform, nun.... sorgte dafür, dass ich mich ein wenig benommen und schwindelig fühlte. Mein Gemahl befahl beiden Rittern bei mir zu bleiben, und verließ dann sofort das Zimmer, um Hilfe zu holen, jedoch ist das schon eine ganze Weile her, und ich fürchtete, dass er sich verlaufen hat. Wir warteten, und schließlich schickte ich Faryl, den anderen Ritter, um an Gavins Stelle Hilfe zu holen. Roderick, Ehrenmann der er nun mal ist, bot an über mich zu wachen, bis Hilfe eintreffen würde.“ Gwen lächelte den Heiler in ihrer Nähe an. „Vielen Dank, dass Ihr so schnell gekommen seid. Ich fühle mich bereits viel besser.“

„Genug von diesem Unsinn!“, schrie Alwyn. „Wo ist mein Sohn?“

„Oh, beruhigt Euch. Ich bin sicher er ist hier irgendwo in der Burg, Genau genommen....oh seht! Da ist er ja!“

Beide Männer drehten sich gerade rechtzeitig, um Gavin, mit einem leichten Lächeln auf seinen Lippen den Gang herunterkommen zu sehen, aus der gleichen Richtung aus der sich sein Vater ihnen genähert hatte. Er trug ein Schwert an seinem Gürtel, und er hatte fast ein Dutzend Ritter im Schlepptau.

Gwen schenkte ihrem Vater ein Lächeln, der zuerst Gavin und die sich nähernden Ritter und dann sie anstarrte. Er öffnete seinen Mund, als ob er etwas sagen wollte, schloss ihn dann aber wieder.

„Gavin!“, rief Alwyn und trat vorwärts. „Ich wünsche, dass du mir auf der Stelle erklärst, was zur Hölle hier vor sich geht!“

Gavin zuckte leicht zusammen und wich aus reiner Gewohnheit vor der Wut seines Vater zurück. Dann jedoch, als ob er sich an etwas erinnerte, entspannten sich seine Schultern ein wenig und sein Blick suchte Gwens, als könne er dort Halt finden.

Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.

Gavin grinste zu ihr zurück, straffte seine Schultern, sah Alwyn an und nahm dann einen langsamen und bedächtigen Atemzug.

„Nein“, sagte er schließlich. Ohne ein weiteres Wort lief er an seinem Vater vorbei und direkt auf Gwen zu.

Alwyns Augen quollen über und er begann zusammenhanglos zu stottern. Er konnte sich offensichtlich erklären, was gerade geschehen war.

„Deine... deine Stimme“, begann ihr Vater, sein Ton voller Unverständnis und Unglauben. Er starrte Gwen an, holte tief Luft und versuchte von neuem zu beginnen. „Wie kannst du... wenn du ihn nicht geküsst hast, warum -“

„Gavin, mein Geliebter!“ Sie lächelte, schob sich an ihren Vater vorbei und hielt ihre Arme einladend auf. „Oh, ich weiß wir waren nur für kurze Zeit getrennt, aber ich habe dich so sehr vermisst!“

Und ohne zu zögern fielen die beiden sich in die Arme und küssten sich lang und ausgiebig, während beide Väter sie mit weit aufgerissenen Augen anstarrten.

Der Korridor war völlig still. Alwyn und Bryn standen beide da wie vom Donner gerührt. Regungslos wie sie waren, glichen sie einem Paar verwirrter Statuen.

Als sie schließlich den Kuss beendeten, schaute Gavin zu den beiden ehemaligen Königen hinüber und heuchelte Überraschung.

„Oh, sieh mal, Liebste!“, sagte Gavin grinsend und deutete auf die unbeweglichen Figuren. „Bücherstützen!“

Gwen kicherte herzhaft und küsste Gavin sicherheitshalber noch einmal. Dann drehte sie sich zu den beiden um und schenkte ihrem Vater ein strahlendes Lächeln.

Tödliche Berührung (2012 WATTY-AWARDS-GEWINNER, Übersetzung)Where stories live. Discover now