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Es dauerte gut zwei Wochen, bis ich grob Kontakt mit irgendwem an meiner neuen Schule aufgebaut hatte. Es war mitten im Schuljahr, als ich angefangen hatte, dementsprechend kannten alle anderen sich bereits. Taten sie vermutlich sowieso.
Die Schule war eine teure Privatschule, mit kaum mehr als 100 Schülern, was die ganze Situation für mich noch erschwerte.
Hazel hingehen schien weniger Schwierigkeiten zu haben, Anschluss zu finden als ich. Der Schulhof ihrer Schule, so wie auch die zwei Gebäude für die High und Middle School war gegenüber von unserem, was bedeutete, dass ich ohne große Probleme beobachten konnte, wie hervorragend sie sich in das bestehende Netz der Schüler einbezog.
Innerhalb der ersten Paar Tage gehörte sie einer Gruppe an, und auch ansonsten war sie nie wirklich allein, von dem, was ich mitbekam zumindest.
Um ehrlich zu sein war ich eifersüchtig auf sie und darauf, wie leicht es ihr fiel. Ein bisschen wünschte ich mir, dass ich nur ein wenig mehr so wäre wie sie.

"Hi.", eine Stimme riss mich aus meinen Überlegungen.
Ich drehte mich um, um die Person, die zu der Stimme gehörte, anzusehen.
"Hi.", wiederholte er. Wir gingen in dieselbe Klasse. Sein Name war Jamie, wenn ich mich nicht irrte.
"Hi?", erwiderte ich und runzelte die Stirn.
"Du bist Hazels Schwester, oder??", fragte er und vergrub die Hände in den Taschen seiner Jacke, die das Schullogo auf einer Seite trug.
Ich zuckte Schultern. "Ich denke Mal. Wieso?"
"Sie und mein älteres Geschwisterkind sind Freunde.", erwiderte er.
"Ah. Okay?" Ich war mir nicht sicher, worauf er hinaus wollte.
Er hielt mir eine Hand hin. "Ich bin Jamie.", stellte er sich vor.
Vorsichtig schüttelte ich seine Hand. "Hi, Jamie.", antwortete ich. "Ich bin Bella."
Jamie lächelte mich an. "Hi."
Es klingelte zum Pausenende. Zum Glück.
Schweigend liefen wir nebeneinander her, zurück in den Klassenraum.

"Na, wie war Schule?", fragte Hazel, als wir uns an der Bushaltestelle trafen.
Ich zuckte Schultern. "Okay. Denk ich."
"Neue Freunde gefunden?"
"So'n Jamie. Ich glaub du kennst seine Schwester oder so." Ich vergrub meine Hände in den Taschen meiner Jacke.
"Mhh.. mhm! Jupp, glaub schon." Der Bus hielt vor uns.
Ich wartete, bis die anderen Schüler eingestiegen waren und ging zur Tür, sah Hazel an. "Kommst du?", fragte ich.
"Ich hab noch was vor.", antwortete sie und lächelte mich an.
"Und was?", fragte ich weiter.
"Nix besonderes."
"Kann ich mit?"
"Vielleicht nächstes Mal. Jetzt husch, bevor der Bus ohne dich fährt." Sie winkte.
Zögernd winkte ich zurück und stieg in den Bus. Die Türen schlossen sich hinter mir.
Ich war noch nie ohne Hazel Bus gefahren. Normalerweise saß sie hinten mit ihren Freunden und ich saß irgendwo in der Nähe, neben jemandem den ich nicht kannte. Jetzt wusste ich nicht wohin - die Sicherheit, dass mir nichts passieren würde, war verschwunden. Ich sah mich um und setzte mich auf einen der freien Sitze, schaute aus dem Fenster. Hazel war verschwunden, fast so, als wäre sie gar nicht erst da gewesen. Ich sah mich draußen um, um zu sehen, ob ich sie irgendwo verschwinden sehen konnte, doch sie war einfach fort. Wie ein Geist.
"Ach Mann..", murmelte ich. Dann wartete ich einfach nur darauf, dass der Bus an meiner Haltestelle anhielt, damit ich nach Hause gehen konnte.

"Hi, Bella! Na, wie war Schule?", begrüßte Pepper mich. Sie runzelte die Stirn, als sie sah, dass ich allein war. "Wo ist Hazel?"
Ich zuckte Schultern und zog meine Schuhe aus. "Die hat was vor.", antwortete ich.
"Und was?" Sie hängte meine Jacke an die Garderobe.
"Nichts besonderes. Hat sie gesagt. Ich hab gefragt ob ich mit darf und sie hat gesagt vielleicht nächstes Mal." Ich nahm meine Schultasche, um sie in mein Zimmer zu bringen.
Pepper seufzte. "Sie kann doch nicht einfach machen, was sie will..", murmelte sie. "Na gut. Dann geh deine Sachen wegbringen und dich umziehen und dann gibt es Mittag."
Ich nickte. "Okay!" Dann lief ich in mein Zimmer, stellte meine Tasche neben meinen Schreibtisch und zog mir andere Kleidung an, legte die Schuluniform auf einen Stuhl. Ich sah mich eine Weile im Spiegel an. Ich dachte an die Nacht vor Schulanfang zurück. Sah ich aus wie meine Mutter? Ich wusste es nicht. Schließlich erinnerte ich mich nicht mehr an sie und hatte auch nie Bilder gesehen. Wenn Hazel sie gekannt hatte, hatte sie wohl Bilder von ihr? Vermutlich nicht. Und selbst wenn, dann würde sie sie mir die bestimmt nicht zeigen.
"Bella, essen!", rief Pepper.
"Ich komm gleich!", rief ich zurück. Ich ging zum Fenster und öffnete es, lief die frische Luft hineinströmen. Ich hatte gehofft, dass der frische Wind meine Gedanken ordnen würde, doch ich ging noch immer an ein und derselben Frage fest, die ich mir seid Wochen, vielleicht sogar Monaten schon stellte.

Wer war meine Mutter gewesen?

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⏰ Недавно обновлено: Jan 29 ⏰

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