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~Bella~

"Hey, Dad.", flüsterte ich. Ich sah wie Tränen in seine Augen stiegen, bevor er mich umarmte. Als er mich wieder losließ fiel mein Blick auf den gelben Kuscheltierlöwen, den ich zuletzt bei meiner Freundin Angie gesehen hatte. Dad folgte meinem Blick. "Deine Freundin mit den roten Haaren hat dich besucht. Hat diesen Löwen hiergelassen. Ich hab Pepper gesagt, sie soll ihn wegräumen, aber sie wollte ihn nicht anfassen. Soll ich ihn wegräumen?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein. Kannst du ihn mir geben?" Dad nickte und reichte mir den Löwen. "Angie war hier?", fragte ich dann und betrachtete den Löwen. "Jede Woche zwei Mal." "Wann kommt sie wieder?" "Heute oder Morgen, glaube ich. Wenn du's genauer wissen willst, dann musst du deine Mom fragen." "Ich dachte nur Pepper ist hier?" "Aber Pepper ist doch deine Mutter, Bella!" "Nein, Dad!" Ich lachte. "Pepper ist Pepper! Mamma ist Mamma und nicht Pepper, Dad! Das weißt du doch!" "Du hast Pepper als deine Mutter akzeptiert, Bella! Weißt du das nicht mehr?" "Pepper ist Pepper, Dad! Und Pepper ist nicht meine Mamma!" "Das kannst du doch nicht vergessen haben, Bella?" "Habe ich auch nicht! Man kann schließlich nichts vergessen, was nie passiert ist!" "Okay, Bella, hör mir jetzt zu, ja?" Dad sah mich eindringlich an, also nickte ich. "Deine Mamma, Cynthia, ist nicht mehr da. Sie wird auch nie wieder kommen." "Wo ist Mamma, Dad?" "Nicht jetzt, Bella. Pepper und ich haben dich von klein auf großgezogen. Am Anfang war Pepper nur Pepper für dich, ja. Aber später, da hast du mehr in ihr gesehen als "Nur Pepper". Später, da ist Pepper deine Mom geworden. Weißt du, wer sich die letzten Jahre immer um dich gekümmert hat? Pepper. Wer war die ganze Zeit für dich da, auch, wenn du sie weggestoßen hast? Pepper war da. Sie war immer da, egal, was mit dir war. Du kannst das unmöglich vergessen haben!" "Langsam habe ich das Gefühl, dass ich mich jetzt an irgendwas erinnern sollte." "Ich hab eine Idee. Bella, du wartest hier. Nicht weglaufen, ja?" "Ich laufe schon nicht weg, Dad, aber wo gehst du hin?" "Ich bin gleich wieder da, Bella. Bleib hier, ja?" Mit diesen Worten verließ er das Zimmer und ich saß ratlos und mit schlechtem Gewissen im Bett. Pepper war immer nur Pepper gewesen. Nie weniger als das, nein, aber... Auch nicht mehr, oder doch? 

~Tony~

Ich beeilte mich zu Peppers Büro zu kommen. "Pepper?" Sie saß an ihrem Schreibtisch und als sie mich hörte, sah sie auf. "Tony? Ist was mit Bella?" "Ja- Also nein- Sie ist wach, aber- Pepper, sie-" "Was?" "Du bist nicht da!" "Wie meinst du das?" Pepper stand auf und kam auf mich zu, nahm meine Hände in ihre. "Was meinst du mit 'Ich bin nicht da'?" "Sie- Also-" "Hat sie vergessen, dass es mich gibt?" Sie hörte sich so erschrocken an, dass ich beinahe ein schlechtes Gewissen bekam. "Nicht direkt, also- Sie erinnert sich an dich und an die ganzen Jahre, aber-" "Aber?" "Sie erinnert sich nur an dich!" "Wie genau soll ich das jetzt verstehen?" "Sie erinnert sich an dich - an dich als meine Verlobte, an dich als Pepper! Sie erinnert sich an dich, nicht an dich als ihre Mutter! Sie scheint davon überzeugt zu sein, dass du nie ihre Mutter warst!" Pepper starrte mich nur an. Und ich wusste nicht, was ich tun sollte.

~Bella~

Dad war schon eine ganze Weile weg, als die Tür aufging und jemand das Zimmer betrat.
Es war ein Mädchen, vermutlich fünfzehn oder sechzehn, mit langen schwarzen Locken, welche sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hatte und dunkelgrünen Augen, in denen eine Art Hinterlistigkeit glitzerte, welche mit schwarzen Stift umrandet waren. Sie trug ein weißes T-Shirt mit schwarzen Streifen an den Ärmeln und einem riesigen schwarzen Totenkopf und eine grüne Hose, eine schwarze Umhängetasche. In ihrer Nase hatte sie einen silbernen Ring, durch ihre Augenbraue verlief ein Metallstück. Sie sah mich an.
"Hi.", sagte das Mädchen.
"Hallo?", erwiderte ich unsicher. Kannte ich sie?
"Mh-m.", antwortete sie und schüttelte den Kopf. "Nee, du kennst mich nicht, Kleine." Sie kam zum Bett und ließ sich am Fußende auf die Matratze fallen. "Stark's Tochter, hm?", fragte sie.
Langsam nickte ich. "Wer bist du?", stellte ich als Gegenfrage.
"Halo.", antwortete die Fremde. "Du bist Bella."
"Ja."
Sie nickte und für eine Weile sagte keine von uns etwas.
Dann richtete sie sich auf. "Hab gehört, du erinnerst dich nicht an Pepper? Also nicht so richtig?"
Ich zuckte mit den Schultern. Um genau zu sein wusste ich das nicht so wirklich.
Halo sah mich aus ihren intensiv grünen Augen an. "Wenn du willst kann ich da helfen.", bot sie an.
Verwirrt runzelte ich die Stirn.
Sie war eine Fremde, wie sollte sie mir schon helfen können?
Wie als Antwort auf meine Frage hob sie die Hände vor ihren Oberkörper, fast so als würde sie etwas zwischen ihnen halten, eine Hand etwa auf Höhe ihres Bauchnabels, die andere etwa auf Brusthöhe. Kurz schloss sie die Augen, atmete tief durch und als sie ihre Finger bewegte schoss giftgrünes Licht in Form von Wolken aus ihren Händen hervor.
Ihre Augen leuchteten, als sie sie wieder öffnete. "Das sieht beängstigender aus als es ist.", versicherte sie mir.
"Das..." Ich starrte beeindruckt das Licht an. "Was ist das?", fragte ich fasziniert.
Halo lächelte, das Licht erlosch. "Ich weiß es nicht genau.", erklärte sie. "Aber es sorgt unter anderem dafür, dass Menschen sich an die Dinge erinnern, die sie lange vergessen haben. Ich dachte, vielleicht kann's dir auch helfen. Muss ja schließlich für irgendwas gut sein, oder?"
Ich nickte. "Und das sorgt wirklich dafür, dass ich mich wieder erinnern kann?"
Halo nickte. "Für gewöhnlich schon. Ich kann aber nichts versprechen."
"Okay.", sagte ich. "Kannst du's versuchen?"
"Klar." Sie wiederholte, was sie zuvor gemacht hatte und streckte dann eine Hand nach meiner aus, ohne die Augen zu öffnen.
Vorsichtig ergriff ich ihre Hand, das grüne Licht umschloss meine Hand für eine Weile, dann wurde es von meiner Haut aufgesaugt.
Halo öffnete ihre Augen wieder, das Licht verschwand. "Und?", fragte sie.
Ich zuckte Schultern. "Weiß nicht. Fühlt sich nicht anders an."
"Vielleicht dauert's 'n bisschen.", überlegte sie. "Magie braucht ihre Zeit. Vielleicht dauert's 'n bisschen. Und solange? Bleibst du einfach hier sitzen und machst nichts, bis deine Eltern wiederkommen?"
"Ich... Ja, ich denke schon."
Das Mädchen schnaubte. "Langweilig, Bella.", sagte sie.
"Und was machst du?", fragte ich und ignorierte ihren Kommentar.
"My hot lesbian girlfriend.", antwortete sie.
"Was?", fragte ich.
"Ach egal. Verstehst du noch nicht." Sie stand auf. "Na gut. Dann... Hab viel Spaß beim Warten. Ich kenn jemanden, der nicht gerne wartet. Also werd ich mal wieder abhauen. Viel Glück, Kleine. Man sieht sich." Halo ging zur Tür und war verschwunden, nur ein paar Sekunden bevor meine Eltern mein Zimmer betraten.

Die Stimme Des Unbekannten Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt