Schatten der Sterne/ Schilf

Kapitel 13

Die trockenen Blätter sausten durch die Luft, als Delta und sein Begleiter Richtung Süden rannten. Der Weg wechselte ständig zwischen Aufstieg und Abfall. Die Dachsburg wollten sie so schnell es ging hinter sich lassen. Ich hoffe, sie sind uns nicht böse, aber ich hätte nicht noch länger dort bleiben können! Mitternacht scheint mir zu unberechenbar und Sonnenaufgang auch... Sie wirkte zwar netter, aber dennoch... und nur Sonnensturm selbst weiß, wie viele Dachse dort unten leben... Lava und ich hätten keine Chance gehabt...

<<Achtung, gleich müssen wir springen, es ist nur ein Wolfsprung breit>>, kläffte Lava und nahm Anlauf. Leichtfüßig landete er auf der anderen Seite, Delta folgte ihm und hörte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte. Wie weit kann es denn noch sein? Sie bogen um eine knorrige Eiche und auf einmal blieb Lava stehen. Delta stockte für einen Moment der Atem. In der Ferne konnten sie zwei Rauchsäulen ausmachen. Eine war wesentlich näher und etwas zierlicher, während die andere weit weg, aber gigantisch war. Beide schraubten sich in den Himmel hinauf und zerrissen das Landschaftsbild.

Der Jungdrache machte einen Schritt nach vorn und hörte wie sich vor ihm Steinchen lösten und hinter in eine Schlucht fielen. <<Stopp! Geh bloß nicht weiter!>>, rief Lava und konnte den Blick nicht von den Rauchsäulen abwenden. Delta sah hinab, ein kleiner, spärlicher Bach teilte den Boden. <<Das letzte Mal, dass es gebrannt hat, war wenige Sonnenzyklen, bevor Donnerschlag dich ins Waldrudel gebracht hat...>>, sagte Lava und atmete hörbar aus. Sein braunes Ohr zuckte. Delta schaute ihn an. Das hat mir Donnerschlag auch einmal erzählt... Was hat es damit auf sich? Für einige Herzschläge blickte er wieder in die Ferne. Bei der dickeren Rauchsäule konnte man die brodelnde Glut erahnen.

<<Was meinst du? Haben es die anderen geschafft, das Lager zu verteidigen? War es sinnvoll, dass Aschenzacke uns fortgeschickt hat?>>, wollte Delta auf einmal wissen. Der Drake hielt inne und seufzte nach wenigen Herzschlägen: <<Delta, du solltest dir nicht über alles so viele Gedanken machen. Im Kampf kannst du auch nicht erst eine Denkpause einlegen, es sei denn du willst Galaxienstaub beiwohnen.>> Weniger barsch fügte Lava an: <<Komm, wir müssen weiter...>> Für einen weiteren Moment blickte Delta noch einmal in die Ferne, bevor er Lava den Weg nach unten folgte.

Die Sonne färbte den Himmel rot, als Delta schweigend Lava durch den Buchenwald folgte. Sie waren die ganze Zeit nach unten geklettert und hatten immer nach Deckung Ausschau gehalten. Müde tappte Lava voran und gähnte. Bald ist es Nacht... Ich hoffe, wir erreichen bald die Eisquelle oder den Blitzfelsen oder sonst was... Wir können uns doch nicht so sehr verlaufen haben, oder? Donnerschlag und Sturmwind haben mir immer gesagt, dass es einfach ist das Lager zu finden... Es liegt vor den Feuerlanden am Silberfluss, der die Gebirge teilt... Leider haben sie verschwiegen, wie riesig das Gelände ist...

Erneut blieb Lava stehen und schaute zu Delta. Dieser drehte seine Ohren nach vorn. <<Tu nicht so, als wüsstest du nicht, was ich dir sagen will>>, tadelte Lava. Seine Drachenzacken, die durch sein graues Fell wuchsen, wurden vom Licht angeleuchtet. <<Wir haben uns verlaufen, nicht wahr?>>, winselte Delta zögerlich. Lava nickte und fügte hinzu: <<Wir sollten noch so weit laufen, wie das Licht da ist oder bis wir einen geeigneten Unterschlupf - ohne Quarzlöwen oder Dachse - finden... Auf andere Besucher kann ich ebenso gut verzichten... Immerhin sind wir zu zweit...>> Zu zweit... ja... hinter jeder Ecke könnte irgendwas lauern, das uns aus dunklen Schatten in genau diesem Moment beobachtet...

Nach einer Weile hatten sie eine Tanne gefunden, deren Äste bis zum Boden reichten. Der intensive Geruch würde ihren überdecken. Beide hatten den Baum genaustens untersucht, ob nicht doch irgendwer hier leben könnte, doch es gab keine Anzeichen. <<Morgen werden wir versuchen etwas zu fangen, du hast mit Donnerschlag ja schon gejagt. Das sollte also funktionieren. Die Erde ist so trocken, dass wir keine Spuren hinterlassen haben, wir sollten also unbemerkt bleiben>>, verkündete Lava und sank auf den Boden. Delta gesellte sich zu ihm und seufzte.