Kapitel 12

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<<Hier sind zwei Mäuse für euch>>, nuschelte Mitternacht und ließ die Beutestücke fallen. Er schaute seine Gefährtin an. <<Was ist los?>>, fragte er. Sonnenaufgang antwortete: <<Unsere Besucher wirken etwas verängstigt, meinst du nicht? Und dass obwohl sie aus Aschenzackes Reihen stammen.>> Lava und Delta wechselten Blicke miteinander. Ich weiß genau, was Lava denkt... Wir sind hier an einem fremden Ort bei Fremden... Nur weil wir aus einem bestimmten Rudel stammen, muss das nichts über uns sagen, oder? Der Dachs blickte streng zu Delta, der seine Ohren nach hinten gedreht hatte. <<Ach Sonnenaufgang, die Kleinen sind völlig erschöpft und waren sicherlich noch nie in einem Dachsbau... Sie verstehen sicherlich nicht, was wir ständig mit ihrem Anführer haben. Wie sollten sie das auch?>>, meinte Mitternacht und schob Delta die Maus hin.

Soll ich sie annehmen? Ist das sicher? Im Augenwinkel konnte er erkennen, wie Lava die Luft prüfte und sich zur Maus hinunterbeugte. Delta tat es ihm gleich und biss zögerlich ab. <<Ja, du hast recht. Sie sollten es, wenn dann auch erfahren.>> Wovon redet sie? Aschenzacke scheint doch ein guter Anführer zu sein... Er sah auf und merkte, dass sich die Atmosphäre immer mehr auflud. Lava schuate Delta mit einem Seitenblick an. Das Weiße kam bereits in seinen Augen. Was auch immer jetzt kommt...

Mitternacht nickte und erzählte: <<Es wird euch sicherlich wundern, aber Aschenzacke ist nicht so gerecht und nett, wie er auf euch wirken mag. Für mich ist er ein schreckliches Monster.>> Delta schluckte und versuchte auf die halbe Maus vor ihm zu starren. Lava hielt inne. <<Ich sagte ja, euch wird es wundern...>>, kommentierte der Dachs eindringlich, bevor er fortfuhr. <<Für mich ist er ein Monster, denn er hat meinen alten Dachsbau nahe des Silberfluss zerstört und das ohne Rücksicht auf Verluste! Er wollte alle anderen Raubtiere aus seinem Gebiet haben, wozu nun einmal auch wir Dachse zählen. Also legte er mit drei anderen ein Feuer, dass uns verjagen sollte. He, verjagen... ja, es hat das Leben von meiner Schwester und ihrem Wurf gekostet! Es ist Jahreszyklen her, aber ich konnte ihm das nie verzeihen. Ich meine, man hätte auch einfach mit uns reden können...>>

Sonnenaufgang blickte ihn mitleidig an, sie lehnte sich tröstend an ihren Gefährten. Lava runzelte die Stirn und hob zögerlich an: <<Unser Anführer... nun, er kann kein Feuer speien. Er ist ein Regengleiter, der Wasser speit!>> Delta stieß seinen Freund an, der nur mit dem Ohr zuckte. <<Er hat auch kein Feuer gespien. Er hat feige den Befehl gegeben. Ich werde seinen Gesichtsausdruck niemals vergessen. So selbstgefällig und...>> <<Ich glaube, wir beide haben genügend gehört>>, versuchte Lava das Thema zu wechseln. Delta winselte: <<Ich denke, wir sind bereit, um zu gehen.>>

Sonnenaufgang widersprach: <<Ihr seht noch nicht sonderlich erholt aus und Augit läuft noch da oben entlang. Nein, nein, wir können euch arme Dinger noch nicht gehen lassen.>> Delta musste erneut schwer schlucken. Bei Sonnensturms Feuer, was machen wir jetzt? Wir sitzen hier fest...und keiner von uns beiden kann Pflanzen bestimmen... Lava kann seine Pfoten extrem heiß machen und ich... soweit ich weiß, kann ich keine Pflanzen kontrollieren...

Lavas Miene wurde ernster: <<Das Angebot ist wirklich nett und wir würden es gerne annehmen, aber wir müssen zu unserem Rudel zurück. Sie machen sich sicherlich schon Sorgen, wo wir abgeblieben sind.>> Sonnenaufgang schüttelte ihren Kopf, sie schimpfte: <<Wir werden euch sicherlich nicht in die Fänge von dem Quarzlöwen laufen lassen! Es tut mir leid, dass Mitternacht euch verschreckt hat. Wir lassen euch jetzt einfach einmal in Ruhe, bis wir sicher sind, dass ihr ohne Gefahr nach draußen könnt. Komm Mitternacht!>> Sie stieß ihren Partner an und stapfte davon.

Die Wurzeln bewegten sich wieder und verschlossen alle Ausgänge. Die leuchtenden Pilze bewegten sich dabei mit. Delta senkte seinen Kopf und spürte, wie ein merkwürdiges Gefühl in ihm aufstieg. <<Mir gefällt das Ganze nicht>>, flüsterte er Lava zu. <<Ich weiß, es scheint, als wüssten sie nicht, wer Aschenzacke wirklich ist, und jetzt sperren sie uns hier ein... Wieso haben sie uns dann überhaupt geholfen?>> <<Lava, sie konnten nicht wissen, dass wir zu Aschenzacke gehören. Sie wollten nur nett sein, aber ihre Freundlichkeit hat etwas an sich, das mir absolut nicht bekommt. Allein dieses Tunnelsystem scheint mir komisch. Es ist beinahe so, als wäre es auf eine gespenstige Art und Weise lebendig... Sag, kann Salbeiblatt das auch? Er kann doch auch Pflanzen wachsen lassen.>>

Delta guckte Lava fragend an, als dieser erklärte: <<Nun, ich habe noch nie gesehen, dass Salbeiblatt ein System mithilfe von Wurzeln bildet und das dann auch noch so einfach kontrollieren kann. Das Größte, was er mir gezeigt hat, war eine Waldrebe, mit der er mich in die Höhe gehoben hat. Aber das, was die Dachse hier können, ist eine andere Stufe...>> <<Okay, das ist beeindruckend und gruselig zugleich... Was machen wir jetzt? Ich traue ihnen nicht ganz...>>, fiepte Delta und schaute seine blaue Pfote an. <<Uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten, bis sie uns erlauben zu gehen... Das widerstrebt mir genauso wie dir. Lass uns die Zeit nutzen, um uns zu erholen, du bist vorhin so viel gerannt, wir werden die Kraft brauchen..., was uns auch immer erwarten wird.>> Der Jungdrache nickte und legte sich auf den Boden. Lava gesellte sich zu ihm.



Nach einer Weile bewegten sich die Wurzeln erneut. Delta und Lava schauten mit ernsten Blicken auf den Tunnel, der sich auftat. Hoffentlich funktioniert Lavas Plan... Wir müssen wieder herauskommen, Quarzlöwe hin, Quarzlöwe her! Aber wir können nicht einfach so verschwinden... Was ist, wenn Feuer, Funkenblick und Co. unsere Hilfe benötigen? Abgesehen davon ist mir bei dem Gedanken hier in dieser Dachsburg zu bleiben nicht wohl... Ihre Fähigkeit Pflanzen zu kontrollieren ist so anders als das, was wir kennen!

Sonnenaufgang kam zu den beiden und schaute sie freundlich an. <<Na, geht es euch kleinen Dingern jetzt besser?>>, erkundigte sie sich. Lava antwortete: <<Ja, vielen Dank für die kleine Auszeit. Gibt es denn Neuigkeiten? Ist es jetzt oben sicher?>> Sein Lächeln wirkte gequält und echt zugleich. Delta drehte seine Ohren gespannt nach vorn. Die Dächsin überlegte kurz: <<Ehm, da muss ich Mitternacht fragen. Er ist mutiger als ich. Aber schön, dass euch die Auszeit gutgetan hat. Entschuldigt die Bemerkung vorhin über euren Anführer, aber es war ein furchtbares Erlebnis...>> <<Das verstehen wir beide natürlich... Es tut uns auch sehr leid, dass das damals so passiert ist. Nichtsdestotrotz möchten wir zurück zu unserem Rudel. Wir haben dort nämlich unsere Familie und Freunde. Das versteht ihr doch sicherlich.>> Sonnenaufgang nickte. <<Okay, okay. Ich hole Mitternacht...>>, sagte sie und ging zurück in den Tunnel.

<<Es sieht doch ganz gut aus, oder?>>, flüsterte Delta in Lavas Ohr und sprang auf. <<Langsam, wir sind noch nicht draußen>>, mahnte der Drake mit eindringlichem Tonfall. Stumm stimmte Delta zu und sah nach vorn. Kurze Zeit später kehrten beide Dachse zurück. Mitternacht sah sie grimmig an, während Sonnenaufgang recht glücklich aussah. <<Nun?>>, fiepte Delta vorsichtig. Mitternacht antwortete: <<Wir haben beschlossen, dass wir euch am Fuße des Hügels rauslassen. An der Kante oben schleicht noch immer der Löwe herum. Ich finde es nicht gut, dass ihr es so eilig habt zu gehen. Hier seid ihr doch viel sicherer. Und was wollt ihr überhaupt bei A->> Sonnenaufgang boxte ihn in die Seite. Mitternacht knurrte verärgert auf.

<<Sie wollen zu ihren Freunden. Was würdest du als Junges tun? Bei Fremden bleiben oder versuchen, deinen Freunden zu helfen?>>, tadelte die Dächsin. Mitternacht grummelte: <<Schön, du hast natürlich recht. Dennoch...>> <<Gut, kommt ihr beiden>>, bedeutete Sonnenaufgang ihnen zu gehen. Das ließen sich Delta und Lava nicht zweimal sagen und folgten der Dächsin durch den Tunnel mit den Leuchtpilzen.

Die Wurzeln um sie herum bewegten sich ständig und wirkten wie ein pulsierendes Lebewesen. Als sich plötzlich ein neuer Gang neben Delta auftat, schaute er mit vor Schreck geweiteten Augen in die schwarzen Augen eines Dachses, der ihn seine Zähne präsentierte. Der Wolfsdrache huschte schnell weiter. Wie viele hier wohl leben? Ich will es lieber nicht wissen... Er biss sich auf die Zunge und schmeckte den metallischen Geschmack. Im Zwielicht konnte er erkennen, dass Lava ebenfalls angespannt war. Wie lange dauert es noch, bis wir endlich draußen sind? Ich will Sonnensturms Antlitz spüren... Als hätte Sonnenaufgang das gehört, verkündete sie: <<Nur noch wenige Herzschläge und wir sind da.>>

Auf einmal fiel der Weg stark ab und endete vor einer Wand aus dicken Ranken. Die Dächsin tippte mit ihrer Pfote auf die Blockade. Diese tat sich augenblicklich auf und helles Sonnenlicht blendete Delta. Die Vögel sangen friedlich und alles wirkte ruhig. Durch den muffigen Geruch der Dachse konnte er allerdings nicht ausmachen, ob sich dort noch etwas anderes versteckte oder sie wirklich allein waren.

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Ahoi!

Da haben es Delta und Lava doch wieder aus der Dachsburg geschafft. Denkt ihr die Dachse hatten irgendetwas vor oder wollten sie nur gastfreundlich sein?

Wie fandet ihr die Beschreibung des Höhlensystems? 

Schatten der Sterne/ SchilfWhere stories live. Discover now