Kapitel 10

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Eine bitterkalte Luft wirbelte um die Eisquelle herum. Die Szene, die sich Delta bot, wurde von zwei älteren Fichten, die von einem schmalen Bach umrandet wurden, eingerahmt. Auf beiden Seiten befanden sich Steilwände, die der kleine Bach seit vielen Jahreszyklen eingegraben haben musste. Hinter Delta und seinen Gefährten war der Durchgang, der sie hierhergeführt hatte. <<Woah, ich bin ja jetzt schon einige Zeit Schüler, aber das sieht imposant aus und ein bisschen wie unser Lager. Es fehlen nur die vielen Höhleneingänge!>>, staute Lava. Rußschweif nickte und erklärte: <<Das liegt daran, dass das das Zweitlager ist. Vor vielen Jahreszyklen, als noch Gewitterhagel, Donnerschlags und Blitzlichts Großvater, der Anführer des Waldrudels war, lebten hier die Wölfe und Hyänen. Durch ihre dichten Pelze waren sie im Eisblatt vor der Kälte bestens geschützt, anders als die Drachen, die weiter unten im Tal lebten. Ausgewachsenen Drachen macht die Kälte nicht allzu viel aus, aber den jüngsten und den ältesten dann doch sehr.>>

Funkenblick hakte kurz ein: <<Direkt an dieser Stelle eine kleine Warnung: Spring, Feuer und Delta, ihr seid zwar alle Mischlinge, aber ihr habt kein Fell wie wir und Lava. Sobald euch zu kalt wird, müsst ihr uns Bescheid sagen. Zunächst sollten wir es so weit verhindern, ein Feuer anzuzünden, aber wenn es nicht anders geht, dann machen wir das halt oder wir lassen uns etwas anderes einfallen. Wahrscheinlich sind die anderen eh anderwärtig beschäftigt, als das man zu den Bergkuppen schaut. Trotzdem dürfen wir uns nicht verraten, unser Alpha setzt ganz schön viel aufs Spiel für unsere Sicherheit...>>

Die Schüler und Delta nickten zustimmend. Nun sagte auch Feuerpfote etwas: <<Die Nächte können hier oben sehr eisig werden, aber die Schattendrachen kommen genau deshalb auch nicht hierher. Sie mögen zwar recht stark sein, aber wie alle Drachen kennen auch sie ihre Grenzen oder sollten es es zumindest. Rußschweif, ich gehe etwas zu essen mit meiner Schwester besorgen. Du passt so lange auf und erzählst weiter.>> Der Wolf nickte ihm zu und sprach weiter: <<Eines Sonnenzyklus' machte der Anführer eine Allianz mit Gewitterhagel auf, da sie die Hilfe von ihnen brauchten. Damals waren es kleinere Gruppen von Kristalliden und Einzelgänger von Drachen, die Ärger bereiteten. Die Allianz sollte bis heute halten und sogar zum Zusammenschluss der beiden Rudel führen.>>

<<Heißt das, dass du eigentlich zu einem anderen Rudel als unseres gehörst?>>, wollte Feuer wissen. Er machte große Augen und spitze wie Delta die Ohren. <<So gesehen schon, aber keiner schert sich mehr über diese Kleinigkeit, denn es ist alles schon so lange her und ein Rudel wird nicht nur aus Verwandten gegründet, sondern auch aus Freunden. So stammt zum Beispiel Nachthimmel weder aus dem einem noch aus dem anderen Rudel. Sie war eine Freundin von Sturmwind, die auch nicht aus Gewitterhagels Linie stammt, sondern von der südlichen Küste aus der Richtung der Blitzlagune oder so. Sie war sehr lange nomadisch unterwegs wie viele Sturmwolfsdrachen.>> Das hat Sturmwind uns so noch gar nicht erzählt und warum sind sie und Nachthimmel sich nicht mehr so nahe?

Wenig Zeit später kamen die Fuchsgeschwister mit zwei kleineren Beutestücken zurück und ließen ihre Schützlinge essen. Kurz danach rollten sich Spring, Feuer, Lava und Delta zusammen und schliefen ein. Funkenblick hielt die erste Wache, sodass die anderen sich ausruhen konnten. Ihre schlanke Silhouette hob sich vom helleren Gestein ab.

Dunkelheit. Das Erste, was Delta ausmachen konnte, war die Schwärze, die ihn umgab. <<Wo bin ich?>>, winselte er in die Leere und wartete auf eine Antwort, die nicht kam. Plötzlich durchzuckte ein Blitz das Nichts und blaue Funken erschienen. Sie tanzten durch die Luft und verbanden sich zu einem schemenhaften Wolf mit Vogelflügeln. Was geschieht hier? Wer ist das? Wo bin ich? <<Habe keine Angst>>, sagte der noch schattenhafte Wolf, dessen Augen bläulich schimmerten. Der Wolfsdrache duckte sich und sog prüfend die Luft ein.

Merkwürdig... Keine Witterung... Sollte ich verschwinden? Aber wohin? Hier sieht alles gleich aus... Ein helles Tor tat sich auf. <<Kannst du das bitte lassen>>, bat der merkwürdige andere. Delta sah zwischen den beiden hin und her. Soll ich zu dem hellen Ding laufen? Ist das gefährlich? Wer ist er? Das Tor kam näher und Delta konnte die Schemen von einer nächtlichen Landschaft ausmachen. <<Jetzt hör auf, dir Dinge vorzustellen! Ich will doch nur mit dir re->> Die Umgebung verzerrte sich augenblicklich. Delta spürte, wie er hinabfiel. Immer tiefer und tiefer ging es hinab. Es kribbelte in seiner Magengrube.

Er schloss seine Augen grünen und konnte weiches Gras unter seinen Ballen spüren. Er trabte und das mit einem enorm hohen Tempo. Als er seine Augen öffnete, konnte er sehen, dass er an einem Flussufer war. Die Landschaft zog verschwommen an ihm vorbei. Wo ist dieser Silhouetten-Vogel-Wolf hin? Verfolgt er mich? Renne ich deshalb wie Feuer, als er von einer Wespe gestochen wurde? <<Blitzlicht, lauf zum Lager! Ich lenke sie ab. Sorge dafür, dass Wiesenpelz nicht noch mehr geschieht!>>, befahl eine sehr vertraute Stimme. DONNERSCHLAG!!! Ihm geht es scheinbar gut, aber was ist mit Wiesenpelz?! Blitzlicht überholte ihn. Er trug Wiesenpelz ihm Genick. Bei Sonnensturms Feuerkraft, was ist mit ihm passiert?! Was haben die Schattendrachen getan?! Der grüne Wolf war bewusstlos und von seinem Ohr tropfte Blut. Seine Flanke schien ebenfalls sehr mitgenommen zu sein, da mehrere Fellbüschel fehlten.

Der dunkelgraue Sturmwolfsdrache stieß sich ab und flog über den Fluss. Wieso kommt Donnerschlag nicht? Ein lila Feuerball brach durch das Unterholz. <<Wir werden euch alle kriegen! Jeden einzelnen, bis wir endlich das haben, was Schattenbiss will!>>, brüllte eine Stimme. Deltas Herz hämmerte stark gegen seinen Brustkorb. <<Niemals!>>, heulte Donnerschlag und spie einen Blitz auf den Angreifer. Ein dumpfer Aufprall war zu hören. Das Bild vor Deltas Augen begann wieder zu verschwimmen.

Er schreckte hoch. Seine Ohren waren aufgestellt und sein Puls raste noch immer. Rußschweif sah ihn verwundert an. <<Albtraum?>>, fragte er knapp und drehte ein Ohr nach vorn. <<Mehr oder weniger...>>, antwortete Delta und vermied es Rußschweif anzusehen. Sein Herz pochte aufgeregt in seiner Brust. Ich sollte ihn nicht von der Flügelgiftschlangengeschichte erzählen. Wer weiß, wie er dann reagieren würde... Rußschweif meinte zuversichtlich: <<Du solltest nicht zu viel darüber nachdenken, es war nur ein Traum. Hier oben sind wir sicher. Lege dich wieder hin und schlaf weiter.>> Delta schluckte kurz und hörte das Plätschern des kleinen Bachs. <<Ich trinke kurz etwas>>, sagte er und stand auf. Das trockene Gras knisterte leise, als er zu dem Rinnsal ging. In seinem Kopf herrschte derweilen ein kleines Chaos. Zu viele Gedanken waren in seinem Kopf, als das er wieder sofort einschlafen könnte.

Er schaute nach oben. Die Sterne funkelten über ihn und erhellten ein wenig die Dunkelheit. War das eben nur ein Traum oder wirklich... real? Was hat das zu bedeuten? Das Wasser war eiskalt und stach in seine rosa Zunge. Er erschauderte. Einerseits hoffe ich das, andererseits Feuerpfote meinte vorhin doch, dass die Schattendrachen bereits im Lager waren... Er spürte, wie ein kalter Wind vom Hang hinunter wehte. Wer war dieser komische Wolf? Ich habe ihn noch nie zuvor gesehen... Er war unheimlich und auch irgendwie wieder nicht... Immerhin wollte er, dass ich keine Angst haben soll... Und dieses Tor? Es war nicht dieselbe Landschaft, in der Donnerschlag war.

<<Delta, komm wieder zurück, es wird zu kalt für dich dahinten!>>, rief Rußschweif. Überdenke ich schon wieder alles zu viel oder ist Rußschweif einfach nur ungeduldig? Der graugepunktete Wolf lief Delta entgegen. <<War der Traum so schlimm?>>, hob er an und drehte seine Ohren nach vorn. <<Nein, er war nur so durcheinander und ich verstehe ihn nicht ganz...>>, gab Delta vorsichtig preis. Rußschweif musste leicht lachen: <<Träume muss man nicht verstehen, zumindest nicht immer. Mach dir keinen Kopf über Nichtigkeiten, wir haben morgenfrüh genügend zum Kopfzerbrechen.>> Ich wäre mir da nicht so sicher. Der Wolf bedeutete Delta, sich wieder zu den anderen zu legen. Ob es der richtige Weg ist, es vielleicht doch zu vergessen?

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Guten Tag!

Damit habe ich die ersten 10 Kapitel in diesem Jahr bearbeitet bekommen! Juhu! Bis hierher ist das erste Buch 15609 Wörter lang bzw. ca.26 1/2 Seiten getippte Seiten!

Was haltet ihr von der Ortsbeschreibung? Erinnert euch die Beschreibung vielleicht an einen bestimmten Ort, den ihr kennt?

Was könnte es mit diesem Vogel-Wolf auf sich haben und warum taucht er in Deltas Traum auf?

Schatten der Sterne/ SchilfWhere stories live. Discover now