𝘍𝘖𝘜𝘙, angst>liebe

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( noah ) es wär gelogen wenn ich sag, dass ich dich nur mag
.・。.・゜.・゜・。.

Als ich das gigantische Kellergewölbe betrat, war die Party bereits in vollem Gange. Direkt neben dem Eingang beugte sich jemand über den Boden, um sich nicht auf die teure Hose zu übergeben, die vermutlich von Mami und Papi spendiert wurde, ein paar Meter weiter hinten befand sich ein kleiner Bierflaschenfriedhof und gegenüber davon lehnte ein Pärchen an der Wand und war im Prozess zu verschmelzen. Die Musik, welche wohl aus einem anderen Raum kam, schallte dumpf durch die Hallen und die Fluoreszenz Lichtröhren sorgten bereits nach wenigen Minuten für Kopfschmerzen.

Von Rosa, wenn das wirklich ihr Name war, war keine Spur zu sehen, allerdings war hier draußen wohl auch nicht die eigentliche Party. Ich gab dem gelangweilt aussehenden Typ am Eingang meinen Studierendenausweis und bewegte mich dann langsam auf die Tür zu, hinter der sich vermutlich der Rest der Partygäste verbarg. Die Tür musste ich gar nicht selbst öffnen, da sie in dem Moment als ich mir den Ärmel über die Hand zog um nach dem glitschigen Metallgriff zu greifen, von der anderen Seite aufgedrückt wurde. Vor mir stand ein großes Mädchen das mich kurz verwirrt anblinzelte und dann an mir vorbei drängelte, um die nächstgelegene Kloschüssel zu finden.

Ich wagte mich in den Raum hinein, der sich als deutlich größer entpuppte als ich erwartet hatte. Die Neonröhren waren ausgeschaltet und stattdessen bot eine von bunten Strahlern angeleuchtete Diskokugel an der Decke die größte Lichtquelle, wenn man mal von den IKEA-Lampen über der Bar absah. Die Musik war so laut, dass ich kurz in Erwägung zog, einfach direkt umzukehren und so zu tun als hätte ich die Party verschlafen. Als ich aber gerade im Begriff war genau dies zu tun, kam ein bekanntes Gesicht aus der vor dem DJ Pult versammelten Menge getanzt und breitete freudig die Arme aus.

„Elias, du hast es geschafft!", rief Rosa freudig und fiel mir um den Hals als würden wir uns schon seit Jahren kennen. Der bittere Geruch ihres Atems verriet mir, dass das mehr mit ihrem Blut-Alkohol-Level zusammenhing als ihrer Sympathie für mich. Ich sah sie deshalb erst mal nur verdutzt an und brachte etwas Sicherheitsabstand zwischen uns.

„Äh, ich bin nicht Elias." Meine Korrektur schien sie nur wenig zu verunsichern, stattdessen lachte sie und zuckte die Schultern.

„Einen Versuch war es wert. Wie heißt du denn wirklich?"

„Noah. Und du?"

„Netter Versuch. Solang ich noch nicht weiß, ob du vertrauenswürdig bist, kannst du mich Rosa nennen." Ich schnalzte mit der Zunge, ließ es aber auf sich beruhen. Irgendwie war dieses Versteckspiel ja auch amüsant. Ich war es nur nicht gewohnt, der zu sein, der sucht.

„Ich hole mir mal etwas zu trinken", kündigte ich etwas verunsichert an, woraufhin sie ihr Bier hob und mir salutierte. Hinter ihr kam ein weiteres Mädchen aus der Menge was sie kurzerhand zurück auf die Tanzfläche zog. Bereits nach wenigen Sekunden konnte ich sie nicht mehr in der Menge ausmachen und es war, als wäre sie nie da gewesen.

An der Bar stand gerade keine besonders lange Schlange, weshalb sich die Barkeeperin schon an mich wendete, bevor ich die nötigen Münzen aus meiner Hosentasche gekramt hatte.

„Ein Bier bitte", rief ich, um den Lärm zu überbrücken, woraufhin sie mich mit einer Mischung aus Mitleid und Ungeduld ansah. Als sie bemerkte, dass ich nicht verstand, warum, deutete sie auf die Wand hinter sich, an der auf einer großen Schiefertafel alle angebotenen Getränke und vor allem mindestens acht verschiedene Biere aufgelistet waren. Ich starrte eine Weile lang einfach nur dorthin, was sie als Signal verstand, erst mal einen anderen Partygast zu bedienen. Als ich nach ein paar Minuten immer noch ratlos einen Platz vor der Bar blockierte nahm sie es auf sich, mich noch einmal anzusprechen.

„Magst du es hell oder dunkel?", fragte sie mit einem höflichen Lächeln. Das von der Diskokugel abgeworfene Licht reflektierte von ihrem Lippenpiercing und blendete mich.

„Keine Ahnung, um ehrlich zu sein. Kannst du irgendetwas empfehlen, das maximal... 4,60€ kostet?" Ich versuchte meine Frage charmant klingen zu lassen, aber sie bedachte mich sofort mit dem typischen dummer-kleiner-Bruder-Lächeln und holte eine braune Flasche aus einem der Kühlschränke hinter sich. Ohne auch nur einen Blick auf meine trostlosen Münzen zu werfen öffnete sie das Bier und stellte es mir vor die Nase.

„Das geht auf mich." Sie zwinkerte und wandte sich einer anderen Kundin zu, bevor ich etwas erwidern konnte. Überfordert nahm ich die Flasche und drehte mich um.

„Ah, sehr gute Wahl", sagte Rosa glucksend sobald sie einen Blick auf meinen Kauf erhaschen konnte. Irgendwann in den letzten fünf Minuten musste sie hinter mir erschienen sein, ohne dass ich es bemerkt hatte. Sie hielt grinsend ihr eigenes Getränk hoch, vermutlich weil sie dachte wir tranken das gleiche (taten wir nicht).

„Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung von Bier", rief ich in dieser typisch unsicheren Lautstärke, die unregelmäßige Party-Gänger immer dann an den Tag legten, wenn sie nicht wussten, ob es schon angemessen war zu schreien oder die andere Person auch ein lautes Sprechen noch verstehen konnte. Rosa schien das aber nicht zu bemerken, genauso wenig wie sie meinen Satz zu verstehen schien. Sie legte mir nur immer noch lächelnd eine Hand auf die Schulter und wippte zum laufenden Song, als erwarte sie von mir, dass ich mitmachen würde. Als ich das nicht tat, sah sie mich spielerisch enttäuscht an.

„Wenn du willst, dass ich dich heute Abend noch küsse, dann musst du dich wenigstens zu ein paar Liedern mit mir blamieren." Ich lief sofort rot an wie eine Tomate, während sie dreinschaute als habe sie mir gerade lediglich von ihrem Wocheneinkauf erzählt. Wie erfroren stand ich da, woraufhin sie nur lachte. „Überlege es dir." Mit diesen Worten verschwand sie erneut in der tanzenden Meute.

Sie wollte mich küssen. Oder zumindest wollte sie, dass ich wollte, dass sie mich küsst. Wollte ich das? Ja, irgendwie schon. Schließlich war sie nett und lustig und schlecht sah sie auch nicht aus. Im Gegensatz zu heute Nachmittag hatte sie ihre Braids jetzt nicht offen über ihre Schultern gehangen, sondern zu zwei Schleifen-förmigen Zöpfen auf ihrem Kopf angerichtet, was ziemlich niedlich aussah. Ich hingegen hatte nicht einmal mein Outfit gewechselt, was mich eines Kusses definitiv unwürdig machte. Aber es blieb dabei, ein süßes Mädchen wollte mich küssen. Mich! Noah!

Mein Blick glitt zum Eingang, wo gerade Colin von einem Mädchen durch die Tür gezogen wurde und dann seine Frisur gerichtet bekam. Was machte der denn hier? Moment.

Was machte der denn hier?

𝙁𝘼𝘿𝙀 𝙄𝙉𝙏𝙊 𝙔𝙊𝙐 ⁿᵒˡⁱⁿWhere stories live. Discover now