My Chance

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"...Und das weibliche Tribut der diesjährigen Hunger Spiele ist...."

"... Cassia Snow!"

Innerliche Stille. Ungefähr so könnte man das bezeichnen, was sich gerade in mir abspielte. Die Stille war für mich wie eine endlose Pause der Zeit. Eine Sekunde, eine Stunde, ein Leben. Ein leises Klopfen, das erdrückend gegen meine Brust schlug, mein Herz. Es klopfte lauter und stärker als zuvor. Es war als wollte es mir etwas wichtiges mitteilen. Es hatte eine Mission, denn es wusste, was es wollte. Jeder vernünftige Gedanke, den ich noch fassen konnte schrie dagegen. Jede Zelle meines Körpers sträubte sich, es rief nach Vernunft und dass es falsch war, doch wie so oft im Leben hatte das Herz nun mal so viel mehr Kontrolle als der Verstand, also tat ich etwas, das ich dennoch nie bereute.

"Ich melde mich freiwillig als Tribut." Brach es aus mit heraus. Meine Stimme hallte laut und bedeutend durch die Menge. Fassungslosigkeit, Faszination, Angst und Freunde spiegelte sich in den Blicken der Menschen um mich herum wider, doch ich nahm all dies wie einen Nebelschleier wahr, der meine Gedanken umhüllte.

Eine Tränen verschmierte Cassia lief auf mich zu. Ihre Armen schlangen sich um meinen Körper und sie drückte mich so sehr, als gäbe es kein morgen. Nun vielleicht gab es den auch nicht. Sie flehte mich an, dass ich...
Was genau sagte sie? Ich verstand es nicht. Kein Wort.

Sie wurde mir mit einer Wucht entrissen und zurück in die Menge gezogen.
Ein rebellischer Friedenswächter zog mich mit einer derartigen Behutsamkeit durch die Menge, die ich nicht gewohnt war. Er... Er lächelte mich an.
Wieso tat er das?
Ich war eine der Tribute und vorallem ich war ein Feind oder auch nur die Enkelin des Feindes.

Er deutete mir mit einer Handbewegung ich solle die Trebühne betreten, was ich auch tat. Mit zaghaften Schritten ging ich hinauf. Stufe für Stufe.
Die Frau mit den bunten Haaren, die, wie sich herausstellte, Effie Tinket hieß, griff nach meiner Hand und zog mich rasch zur Mitte der Bühne, zu dem Mikrophon.
"..."
Effie sah mich erwartungsvoll an, doch als ich nicht reagierte erkannte sie, dass ich sie nicht verstanden hatte und somit wiederholte sie ihre Frage.

"Wie ist dein Name?", dieses Mal hörte ich es. Ich verstand, was sie sprach. Es war zwar dumpf und schwer zu verstehen, dennoch hörte ich sie.
"Davina Snow", murmelte ich mit leiser und krächzender Stimme. Die bedeutungsvolle Stimme war verflogen. Das lag aber auch daran, dass die Worte, die ich sprach, keiner lei Bedeutung hatten. Nicht für mich.

Mein Name. Er definierte nur meine Herkunft sonst nichts weiter, doch für sie steckte so viel mehr dahinter. Ihnen zeigte es was ich sein soll, wer ich zu sein habe, doch was heißt das schon? Eine Bestimmung?

Effie nickte begeistert und strahlte mich mit Eifer an. "Ich wette das da war deine Schwester nicht wahr?", als Antwort nickte ich, denn Worte zu formulieren erschien mir komischer Weise ziemlich schwer. Ich drehte meinen Kopf etwas schräg zur Seite und sah Katniss die mich mit einem nachdenklichen Blick beäugte.
Dachte sie ich sei verrückt?
Sie müsste es doch am besten verstehen wie es ist jemanden beschützen zu wollen.

Sie war diejenige, die sich freiwillig für ihre Schwester gemeldet hatte.
Sie entschied sich dazu ihr Leben aufs Spiel zu setzten und riskierte so viel, mehr als ich es mir je denken könnte.
Sie sollte wissen wie sich diese Angst anfühlt, diese Angst den einzigen Menschen zu verlieren der einem etwas bedeutet.

Ich verwarf meine Gedanken und mein Blick fiel auf Effie, die begeistert nickte und kurz auf lachte.
Sie widmete sich wieder dem Publikum, wahrscheinlich um ihnen zu erklären, dass sie nun den männlichen Tribut bestimmen würden.
Ich hörte nicht hin.
Wie könnte ich auch.
Ich hatte im Moment deutlich größere Sorgen, als zu verpassen gegen wen oder mit wem ich in der Arena antrete.
Ich musste meine Gedanken ordnen, mich darauf einstellen, was ich in dieser Arena erleben werde und... mich von Cassia verabschieden, denn die Chancen stehen hoch, dass ich in dieser Arena sterben werde.
Mir war das egal.
Das alles.
Der Tod, der Schmerz, die Qualen.
Denn ich hatte ihr ein Versprechen gegeben.

"...Ich verspreche dir, dass du nicht in diese Arena gehst. Ich werde dafür sorgen."

Das Versprechen hallte in meinen Gedanken wider.
Blut ist dicker als Wasser, und ich war bereit, alles zu opfern, um Cassia zu schützen.
Der Gedanke, dass ich für sie sterben könnte, schien nebensächlich.
Denn solange ich lebte, würde ihr nichts geschehen.
Ich liebte sie, und ich würde dafür sorgen, dass ihr Herz weiter schlug, selbst wenn es bedeutete, mit meinem Leben zu bezahlen.

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⏰ Last updated: Jan 05 ⏰

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Tributes Of Panem- The Capitol GamesWhere stories live. Discover now