3- Ein perfekter Start in einen langen, langen Tag

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Ein neuer Arbeitstag. Das bedeutet- viele, viele Stunden mit Viren, Bakterien, Krebspatienten, Unfällen und so weiter, arbeiten. Meine Schicht beginnt wie meistens um 7 Uhr Morgens. Derek müsste schon unten in der Küche sein, denn hier oben ist er nicht. Er ist sowieso ein Frühaufsteher, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann. Ich meine, wenn man nicht mal so lange schläft bis der Wecker einen weckt. Müde quäle ich mich aus meinem kuscheligen, warmen Bett und schlürfe ins Bad. Leider Gottes verfalle ich beim Zähne putzen in einen Sekundenschlaf, weshalb mir die Zahnbürste aus der Hand rutscht und laut auf den Boden fällt. „Oh Mist. Au" fluche ich. Zudem ist sie auch noch auf meinen Fuß gefallen. Einfach ein Perfekter Start in den Tag. „Alles okay?" ruft Derek von unten. Anstatt zu antworten hebe ich die Zahnbürste wieder auf und stelle sie aufs Waschbecken. Da sie elektrisch ist, tut mein Fuß natürlich leicht weh, aber das ist schnell vergessen.

Meine fehlende Antwort muss wohl die Aufmerksamkeit von Derek auf mich gezogen haben, denn der stürmt ein paar Sekunden später ins Bad hinein. „Meredith, alles gut?" fragt er mich. „Ja, mir ist nur die Zahnbürste runter gefallen" sage ich und bücke mich runter um den kleinen Zahnpastafleck weg zu wischen der durch diesen kleinen Unfall entstanden ist. Doch dabei kann ich mir ein leises und gezischtes ‚Au' nicht verkneifen. „Was ist los?" fragt Derek sofort. War ja klar. „Nichts, mein Fuß tut nur leicht weh, weil die Zahnbürste da drauf gefallen ist. Aber alles gut" winke ich schnell ab und stehe wieder auf. Sowas lässt Derek nicht auf sich beruhen, leider. Er schiebt mich zum Badewannenrand und bittet mich das ich mich hinsetze. „Derek, das ist jetzt echt übertrieben. Ich komme zu spät zur Arbeit" beschwere ich mich. „Jetzt sei mal still und lass das hier den Arzt mal machen, ne?" sagt er spaßig. „Du bist Neurochirurg" kontere ich. „Und das heißt das ich kein Arzt bin und nicht auch sowas kann, mh?" Er lächelt mich an. Ich werfe ihm einen nicht deutbaren Blick zu und schaue ihm dann zu was er macht.

Er zieht meine Socke aus. Ein leichter blauer Fleck ziert über meinen großen Zeh. „Oh Nein" entweicht es mir. Es war doch nur eine Zahnbürste. Okay, ich weiß das sie aus sehr festen Material gebaut ist, aber ein blauer Fleck, wegen einer Zahnbürste? Nicht zu fassen. „Das wird noch ordentlich blau" stellt Derek fest. „Ach was".

„Darf ich mich jetzt weiter fertig machen?" frage ich mittlerweile leicht genervt. „Nur wenn du normal laufen kannst" sagt er und deutet mir, das ich ein paar Schritte laufen soll. Seufzend erhebe ich mich vom Badewannenrand und laufe mehr oder weniger zielsicher zum Waschbecken. „Siehst du, klappt doch". „Du humpelst und bei der Arbeit musst du auch ab und zu mal rennen wenn dein Pieper los geht oder ein schwerer Unfall rein kommt" sagt er. „Ja das stimmt, aber dann mache ich einfach ein bisschen langsamer und ruhe mich zwischendurch aus. Okay?" frage ich. Denn wenn ich mit ihm jetzt hier nicht in den nächsten Minuten ein Kompromiss eingehe dann komm ich definitiv zu spät zur Arbeit. „Okay, aber du kommst zu mir wenn was ist, ja? Weil ich bin bis Feierabend im OP und komme ganz sicher nicht in die Notaufnahme". „Mach ich" sage ich. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und zischt ab. Endlich kann ich mich weiter fertig machen, jetzt aber schnell.

3 Stunden später stehe ich in der Notaufnahme und warte auf einen neuen Patienten, der mir gerade angekündigt worden ist. Genau dieser Sekunde öffnen sich die Krankenhaustüren und der Rettungsdienst schiebt einen Mann auf der Trage zu uns rein. Ein Mann vom Rettungsdienst, dessen Namen ich nicht weiß, macht die Übergabe. „Wir bringen euch den 34-jährigen Herrn Meier, der vor 45 Minuten, also um etwa 10:30 Uhr, aus zirka 3 Metern Höhe von einer Leiter auf Pflastersteinboden gestürzt ist. Er ist dabei mit der rechten Körperhälfte aufgeschlagen. Initial zeigten sich in der Trauma-Untersuchung einer Kopfplatzwunde rechts parietal, Druckschmerz über der HWS, über dem rechten Thorax und dem Becken, Schürfwunden am rechten Ellenbogen. Abgeschwächtes Atemgeräusch rechtsseitig. War nicht bewusstlos. Er hat keine Allergien, keine Dauermedikation und die letzte Mahlzeit war um etwa 9 Uhr. Die Ehefrau sollte auch gleich kommen". „Okay, danke".

Nach meiner Untersuchung wird der Patient sofort in den OP gebracht, da er starke innere Blutungen hatte. Da mein Fuß jetzt in den letzten 2 Stunden viel Belastung ausgesetzt war, schmerzt er jetzt leicht, weshalb ich eine kleine Pause in unserem Personalraum mache.

„Du solltest langsamer machen Meredith" sagt plötzlich eine weibliche Stimme, die mich voll hochschrecken lässt. Christina steht im Türrahmen und beobachtet mich skeptisch. „Woher?" „Derek hat es mir erzählt als er auf dem Weg in den OP war" beantwortet sie mir sofort meine angefangene Frage. Ich nicke und lasse mich wieder in die Couch sinken. Sie kommt zu mir und setzt sich neben mich. „Und? Heute schon eine aufregende OP gehabt?" versuche ich ein Gespräch aufzubauen. „Bis jetzt hatte ich nur eine Bypass Operation, aber der Tag ist ja noch lang, stimmt's?" sagt sie viel zu motiviert und schwingt sich wieder hoch. „Mhhh" brumme ich verwirrt. Als Christina dann den Raum verlässt kann ich mich endlich richtig entspannen.

Nach 76 Stunden arbeitet und Gott bin ich müde, habe ich es geschafft. Feierabend. Ein schönes warmes Bad und dann mein wundervolles Bett. Das macht mich jetzt glücklich. Derek meinte vorhin das wir uns im Wartebereich treffen um ungefähr 21 Uhr. Also setze mich in den Wartebereich und warte auf Derek.

Doch anscheinend muss ich eingeschlafen sein, denn als ich wieder wach werde steht ein junger, braunhaariger, wunderschöner Mann mit blauen Augen vor mir, oder besser hockt vor mir. Derek. „Na guten Morgen. Oder sollte ich besser sagen Gute Nacht?" lacht er leicht auf. „Ich bin müde und du hast voll lange gebraucht" sage ich und gähne. „Na komm wir fahren nach Hause Mer". Ich nicke und stehe auf. Beim laufen zum Auto schlafe ich doch tatsächlich fast ein. „Hey Meredith, du schläfst doch jetzt nicht etwa im stehen ein" sagt er mit einem leichten Grinsen. Die letzten Meter zum Auto muss er mich stützen weil ich sonst wirklich einschlafen würde. Das waren mal vielleicht viele Stunden Arbeit, und dann auch noch ohne Schlaf.........
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Grey's Anatomy- Best Love ForeverWhere stories live. Discover now