3. Kapitel

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So, I'm back in it xD Jetzt folgt mein persönliches Lieblingskapitel!
Viel Spaß beim Lesen!

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Der Flug über das Meer dauerte jetzt schon mehrere Stunden - zumindest vermutete Ray das - und noch immer kam keine andere Insel in Sicht. Das Rumpelhorn flog zielstrebig über das dunkle Wasser. Der eiskalte Wind peitschte Ray ins Gesicht. Das Wikingermädchen hatte sowieso schon Probleme, sich auf dem Rücken des Drachen zu halten, und da war der starke Wind nicht gerade fördernd. Während des Fluges versuchte Ray sich an irgendetwas zu orientieren . Felsformationen, Inseln, Sternen...irgendwas. Doch sie sah nichts außer absoluter Finsternis. Sie konnte gerade mal erkennen, wo der Schwanz des Drachen endete. Als leichter Nieselregen einsetzte, schlang Ray die Arme um sich und unterdrückte den Drang ihre Hilflosigkeit einfach laut hinauszuschreien. Noch war sie nicht entdeckt worden. Noch bestand eine Chance, dass sie irgendwo ankommen würde.

Aber wo? Zitternd stellte sich Ray diese Frage zum millionsten Mal. Wo wollten die Drachen hin, nachdem sie Neu-Berk fast zerstört hatten? Und warum hatten sie überhaupt angegriffen? Das war doch nicht normal, da war sich das Mädchen sehr sicher. Mittlerweile regnete es in Strömen und der Wind blies noch erbarmungsloser. Ray machte sich so klein wie möglich, krallte sich an den Schuppen des Drachen fest und zitterte vor Kälte, Müdigkeit und Angst. "Was tue ich hier eigentlich? Wäre es nicht einfacher, wenn ich den Drachen nicht einfach loslassen auch sterben würde? Ich weiß ja nicht mal, wohin meine Reise geht...", schoss es Ray durch den Kopf. Ihr war kalt, sie war durchnässt bis auf die Knochen, sie hatte Hunger und Angst - schreckliche Angst.  Und wenn sie sterben würde, wäre sie immerhin wieder bei ihrem Vater.

Doch dann rief sie sich nochmal die Zerstörung und den Tod vor Augen, den die Drachen bei ihrem Zuhause angerichtet hatten. Eine kleine Flamme an Wut leuchtete in ihr auf und gab ihr genügend Kraft, um zu beschließen, dass sie sich doch an den Drachen rächen wollte. Aber wie wollte sie das anstellen? Sie war nur ein kleines Mädchen ohne jegliche Waffen und ohne Zuhause. Sie war wehrlos. Außerdem wusste sie nicht einmal, was sie erwarten würde. Also saß sie einfach nur auf dem kalten, rauen und nassen Rücken des Rumpelhorns und klammerte sich verzweifelt fest. Es war wahrscheinlich die längste, dunkelste und traurigste Nacht in Rays ganzem Leben.

Als es endlich anfing zu dämmern und ein wenig Licht durch die tiefschwarze Finsternis drang, atmete Ray erleichtert auf. Sie hasste die vollkommende Dunkelheit. Sie befürchtete dann immer, dass ein Monster sie aus dem Hinterhalt angreifen könnte - und genau das war in der einen Nacht ja geschehen, als die Drachen das Dorf angegriffen und fast niedergebrannt hatten.  Das Rumpelhorn flog immer noch zielstrebig mit hohem Tempo durch den Himmel. Als Ray einen kurzen Blick nach unten wagte, sah sie nur glitzernde Wellen und ein paar kleine ihr unbekannte Felsformationen. "Wo bei Odin bin ich hier? Wo bringt mich dieser Drache hin?", fragte sie sich. Dann bemerkte sie am Horizont eine Silhouette, die schnell näher kam. "Eine Insel! Endlich!", wisperte sie leise. Der Drache grummelte kurz und bewegte den Kopf. Ray schlug sich erschrocken eine Hand vor den Mund und betete, dass der Drache sie nicht bemerkten sollte.

Der Flug des Drachen wurde abrupt ziemlich unruhig, weil er versuchte, Ray anzusehen. Ray hatte alle Mühe, sich festzuhalten. Sie krallte sich mit ihren Fingern so heftig an den kleinen Kanten in den Schuppen fest, sodass ihre Finger bereits stark schmerzten. Als sie eine Hand kurz löste, um besser nachzugreifen, fühlte sie ein warmes Kribbeln an ihren Fingern. Kurz darauf setzte brennender Schmerz ein und ein kleines rotes Rinnsal lief an Rays Hand herab. Ray schloss die Augen und ließ ein paar Tränen über ihre Wangen laufen. Dann riss sie sich zusammen, schlug die Augen wieder auf und zog sich mit aller Kraft zurück auf den höchsten Punkt des Drachenrückens. Kurz darauf gab der Drache seine Versuche Ray zu sehen auf und flog einfach weiter auf die schemenhafte Insel zu.

Schluchzend und ihre Hand haltend schaute Ray in den wolkenverhangenen Himmel und fragte sich erneut, wo sie ankommen würde. Doch lange musste sie sich  nicht mehr gedulden: Der Drache steuerte, sobald er auf der Insel ankam, direkt einen Tunnelgang an. Vor dem Eingang landete er. Den Moment nutzte Ray. Sie rutschte von dem Rücken der geflügelten Echse und versteckte sich schnell hinter einem hervorstehenden Felsen. Der Drache schien sie jedoch nicht mal mehr zu registrieren. Stattdessen tappte er in den Tunnel. Erneut fiel Ray etwas auf - der Drache leuchtete grünlich! Und als der Drache sich kurz nochmal umdrehte, starrte Ray in zwei giftgrüne Augen. "Das kann nicht richtig sein...", beschloss sie. Sie musste dem Ganzen auf die Spur gehen!

Also rappelte sie sich auf, obwohl ihr Körper protestierte. Ihre Knochen schmerzten unglaublich und ihre Beine fühlten sich unglaublich schwach an. Und dennoch war sie wild entschlossen, dem Rumpelhorn zu folgen. Leise schlich sie sich an den Eingang. Als sie den dunklen Gang betrat, verschwand das Rumpelhorn gerade um eine Biegung. Ray folgte ihm mit sicherem Abstand, damit sie das grünliche Leuchten nutzen konnte, um zumindest etwas sehen zu können. Mindestes eine halbe Stunde folgte sie der gewaltigen Kreatur durch die dunklen Gänge. Dann spürte sie plötzlich etwas. Eine unglaublich starke Präsenz. Eine Macht, die stärker war als alles, was sie jemals zuvor in ihrem Leben verspürt hatte. Nach weiteren zehn Minuten glaubte Ray eine leise Stimme wispern zu hören. Verwirrt schüttelte sie den Kopf. Das konnte doch nicht möglich sein...oder doch? Mittlerweile wusste Ray nicht mehr, was sie glauben sollte und was nicht. Was Realität war und was Illusion. Oder war das Ganze vielleicht nur ein Traum?

Prüfend fuhr sie mit der Hand über die Felswand, danach kniff sie sich kräftig in den Arm. Prompt musste sie den Aufschrei unterdrücken, als sie die Schmerzen verspürte. Und dazu die ganze Zeit diese fordernde, befehlende Stimme in ihrem Kopf! Mit aller Macht versuchte sie diese Stimme auszublenden, aus ihrem Kopf zu verdrängen oder sie zumindest zu ignorieren. Doch nichts klappte - die Stimme war immer noch da. Sie war immer noch da und forderte. Forderte und befahl, quälte sie mit ihrer Wut und ihrem geballten Rachedurst auf alle Menschen. Das Rumpelhorn vor ihr war schon längst verschwunden. Ray lief einfach weiter, ohne zu wissen, dass sie in ihr Verderben lief. Irgendwann landete Ray in einer etwas kleineren Höhle mit grünlich schimmernden Kristallen. Die Stimme in ihrem Kopf war jetzt lauter als je zuvor. Jedes einzelne Wort verstand Ray klar und deutlich. Zitternd vor Erschöpfung stand sie in kompletter Dunkelheit. Stand einfach da und wusste nicht weiter.

Doch dann befahl ihr diese eiskalte, aggressive Stimme: "Auf die Knie, junge Wikingerin!" Zuerst wollte Ray dem Befehl nicht folgen, doch dann folgte etwas, mit dem sie nicht gerechnet hätte. Schmerzen. Unglaublich schlimme, glühende und unvorstellbar starke Schmerzen. Sie begannen mit einem leichten Pochen im Kopf, die sich dann immer weiter hochsteigerten, bis Ray dachte, ihr Kopf würde explodieren. Schlussendlich fiel das Mädchen dann doch auf die Knie, während ihr die Tränen über die Wangen liefen und sie leise wimmerte. Auf einmal leuchteten die Kristalle um Ray herum giftgrün auf und tauchten die Höhle in ein gespenstisches Licht. "Sei mir willkommen, meine liebe Freundin...", wisperte die Stimme in Rays Kopf. Ray schrie verzweifelt und aus Angst auf. Ihr Schrei wurde von den Höhlenwänden wild hin und hergeworfen. "Wer oder was bei Odin bist du?!"

Die Stimme antwortete erst nach einer kurzen Pause: "Wer oder was ich bin? Ich bin ab sofort dein neuer Herrscher und Gebieter! Ich bin dein allwissender und einzig wichtiger Gott! Ich...ich bin der Gaiaphage! Und du wirst mir gehorchen, ob du willst oder nicht!"

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1270 Wörter! ^^ Extra ein Special - Kapitel, weil ich länger nicht mehr schreiben konnte / mir die Motivation gefehlt hat xD

Was sagt ihr dazu? Wie fühlt ihr euch jetzt? Was denkt ihr, hat der Gaiaphage mit Ray vor? Und ist Ray stark genug, um zu wiederstehen?

LG Storm Soren :D

°Call of the death° ~ (Halloween Special)Where stories live. Discover now