2. Kapitel

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„Ray! Nein!", hörte Ray auf einmal eine gut bekannte Stimme rufen. Ruckartig schlug das Mädchen die Augen wieder auf und bekam gerade so noch mit, wie ihr Vater aus dem Nichts auftauchte und sich schützend vor sie stellte. Nur wenige Sekunden später wurde er von einem heftigen Flammenstoß erfasst. Ray schrie erstickt auf und wollte nach ihm greifen, doch die enorme Hitze zwang sie zurück. „Nein! Nein!", schrie sie unablässig. Das konnte doch nicht wahr sein! Ihr Vater durfte so nicht sterben! Tränen liefen der jungen Wikingerin über die Wangen, als sie ihrem Vater tief in die Augen sah. Der Drache hinter ihnen stieß ein weiteres Mal Flammen aus, die den erwachsenen Wikinger erfassten. Ein letzter, verzweifelter Ruf entwich dem Mann: „Ray, lauf!" Dann verdrehte er die Augen und fiel auf den Boden, wo er regungslos liegen blieb.

Ray stand wie erstarrt da, den Blick auf ihren toten Vater gerichtet. Flammen züngelten über seinen Körper, verbrannten seinen Bart und kokelten die Haare an. Rauch stieg von dem verbrannten Fleisch auf. Selbst wenn Ray gewollt hätte, sie konnte den Blick nicht von diesem Abbild lösen. Dieses Bild brannte Als einer der umherfliegenden Drachen ein lautes Brüllen ausstieß, erwachte Ray aus ihrer Schockstarre. Jetzt musste sie auf ihren Vater hören und sich selbst in Sicherheit bringen. Mit Tränen in den Augen neigte sie leicht den Kopf vor ihrem gefallenen Vater. Er war wie ein Krieger für sie gestorben. „Ich werde dich nie vergessen...", wisperte sie. Dann wandte sie sich ab und rannte los. Dabei achtete sie nicht einmal, wohin sie lief. Sie verließ das Dorf und raste auf den Waldrand zu. Hinter ihr gingen mehrere Häuser in Flammen auf.

Doch darauf achtete das Mädchen gar nicht. Sie hörte nur die lauten Entsetzensschreie, die Geräusche der Flammen und das Gebrüll der Drachen. Und all das - zusammen mit dem Tod ihres Vaters - fachte ihre Panik und Wut nur noch mehr an. „Ich kann sie nicht einfach zurücklassen!", beschloss sie. Sie bremste ab, bekämpfte ihre Panik, drehte sich um und rannte zurück. „Ich komme!", schrie sie, obwohl sie niemand hören konnte. Für sie selbst war es jedoch wichtig, damit sie auch ja keinen Grund hatte umzukehren. Gerade als sie zurück auf den Dorfplatz rannte und sich die brennenden Häuser ansah, merkte sie, dass die meisten Drachen sich schon wieder zurückzogen. Vor ihr stand noch ein riesiger Drache mit dem Rücken zu ihr. Er schien gerade irgendetwas zu zerfetzen, weshalb Ray blitzartig eine Entscheidung traf. „Wenn ihr mein Dorf zerstört, werde ich euch zerstören! Ich werde herausfinden, warum ihr so anders geworden seid!", wisperte sie und näherte sich dem Drachen. Dabei stellte sie fest, dass es eine Art von Rumpelhorn war, nur noch etwas größer. 

Kurz bevor der Drache abhob, kletterte Ray leise über den Schwanz auf den Rücken des stark gepanzerten Drachen. Dadurch, dass sie so leicht war, wurde sie nicht bemerkt. Dann ging alles ganz schnell. Der Drache breitete seine Flügel aus, stieß sich vom Boden ab und entfernte sich von Neu-Berk. Ray presste die Lippen aufeinander und drängte die Tränen zurück. Sie hatte alles verloren - ihre Familie, ihre Freunde, ihre Heimat...und das alles nur, weil sie die Idee hatte, auf diesen Drachen zu klettern! „Aber egal...dafür werde ich all die toten Wikinger rächen!", ermutigte sie sich. Wenn sie nur gewusst hätte, was auf sie zukommt...ihr Schicksal war so gut wie besiegelt. Wenn sie nicht stark genug sein würde, war eigentlich sicher, dass sie nie wieder lebend zurückkehren würde...

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Oh man...es tut mir leid. Ich wollte niemanden sterben lassen! Aber die Story hat's gebraucht!

Was haltet ihr von dem Fortschritt? War es eine gute oder eine schlechte Idee von Ray, auf den Drachen zu klettern? Und was glaubt ihr, wo fliegt sie dann jetzt hin? Und was wird sie dort erwarten?

Ich arbeite sofort am nächsten Teil, bin gerade voll im Schreibmodus :)

LG Storm Soren

°Call of the death° ~ (Halloween Special)Where stories live. Discover now