13.

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Die Augen hingen auf Tiefflug, gestützt von Augenringen, die durch die letzten schlaflosen Nächte entstanden waren. Das Gemüt war erschöpft und gleichzeitig erregt. Positiv erregt, denn heute ging es nach Mexiko. Nachdem Carlos Emilia und mir wirklich Tickets besorgt hatte, flogen wir zwei Tage später los. Genau heute.
Am Londoner Airport kamen wir um vier Uhr Morgens an. Wir checkten unsere Koffer ein und warteten dann letztendlich eine Stunde, bis der Flug startete. Völlig übermüdet saßen wir mit einem Kaffee in der Hand in der riesigen Wartehalle, hörten den Durchsagen zu und versuchten wach zu werden.
»Tut mir übrigens leid, dass ich so doof zu dir war«, sagte Emilia gerade zu mir. Sofort huschte mein Gesicht zu ihr. Nachdem ich ihr die Botschaft übermittelt hatte, hatte sie alles dafür getan, sich frei zu nehmen, nur um mich zu begleiten. Dass wir vorher eine kleine Aneinanderreibung gehabt hatten, war bis dahin schon wieder völlig vergessen gewesen.
»Du musst dich nicht entschuldigen. Ich war die, die doof reagiert hat.« Ich schenkte ihr ein Lächeln, welches sie mir gleichtat. Daraufhin folgte ein Schwall von kribbelnder Aufregung, die wir beide nicht in Zaum halten konnten.
»Ich kann es einfach nicht glauben, dass wir tatsächlich nach Mexiko fliegen! Also, ich hätte wohl niemals geglaubt, dass wir nach Mexiko fliegen, aber schon gar nicht wegen einem bestimmten Grund, der sich "Charles Leclerc" nennt!« Ein minimales Schmunzeln huschte über mein Gesicht. Ja, mir ging es nicht anders. Auch ich konnte das alles noch gar nicht glauben. Es war wie in einem Traum, wo man aufwacht und merkt, dass man eigentlich in seinem Bett lag und geschlafen hatte.
»Ich kann es selber nicht fassen«, sagte ich. »Schon gar nicht, weil Charles...also...«
»Dass Charles dich sehen will?«, half mir Emilia auf die Sprünge. Ich schüttelte den Kopf.
»Er weiß ja gar nichts von der Aktion. Carlos wollte, dass ich komme.«
»Wie kam der eigentlich an deine Nummer?«
Ich erzählte ihr die ganze Geschichte und sie schaute irritiert rein.
»Aber was hat Arthur damit zu tun?«
»Das werden wir wohl noch herausfinden. Ich habe übrigens jetzt auch Carlos' Nummer.« Ich grinste teuflisch und Emilia lachte.
»Welcher Normalsterbliche kann schon von sich behaupten, die Handynummer von zwei Promis zu haben?«
»Die seltensten auf jeden Fall.« Wir lachten und dann wurde es kurz still.
»Y/N, ich glaube wirklich, dass Charles dich sehr mag. Und ich bekommen Herzrasen, wenn ich darüber nachdenke, weil alles so surreal ist! Wirklich, ein anderes Wort gibt es dafür einfach nicht. Es ist surreal ! Daraus wird sich bestimmt eine super Lovestory entwickeln.«
»Ach, so ein Unsinn!«, stritt ich es dann ab. Aber eigentlich kribbelte bei der Vorstellung mein Bauch genauso stark, wie mein Herz klopfte, wenn ich nur daran dachte.

Bald kam die Durchsage, dass wir uns zu unserem Gate bewegen sollten. Die Aufregung stieg immer mehr, die Müdigkeit überwog schnell. Elf verdammte Stunden würden wir jetzt in diesem Flieger sitzen und uns weiß Gott wie beschäftigen. Noch nie in meinem Leben war ich jemals so weit geflogen, aber ich freute mich und hoffte, dass Charles über meinen Besuch erfreut war.
Einige Stunden später wachte ich auf. Die Kopfhörer auf meinen Ohren versorgten mich mit einem Hörspiel meines Lieblingsautoren und weckte mich irgendwann. Oder es war die Tatsache, dass ich ziemlich Hunger hatte. Als ich blinzelnd versuchte meine Augen auf zu kriegen, schaute ich nach links. Auch Emilia schlief, die Kopfhörer in ihren Ohren, ganz friedlich, und ließ sich nicht anmerken, dass der dicke Typ neben ihr sein Brötchen verputzte, als gäbe es kein Morgen.
Ich schaute nach draußen und sah blau. Keine Wolke, einfach nur eine blaue Umgebung. Als ich meine Kopfhörer von den Ohren nahm und sie um meinen Hals gelegt hatte, hörte ich ein entspanntest Summen des Flugzeugs. Einige Passagiere hörte ich reden, mit irgendwelchen Sachen rascheln oder lachen. Wir flogen mittlerweile sechs Stunden und hatten noch eine ewige lange Zeit vor uns. Eine Zeit, die ich nutzte, um ein wenig im SocialMedia unterwegs zu sein. Das Flugzeug gab uns die Möglichkeit ins WLAN zu gehen, was mir nur wie gerufen kam.
Ich setzte die Kopfhörer wieder auf und schaute mir Videos von Charles und den anderen Fahrern an. Wie sie Spiele spielten, wie irgendwelche Fans Zusammenschnitte von Charles gemacht hatten, um zu zeigen, wie sexy dieser Kerl einfach war. Dann sah ich ein Video, wo Charles gerade in Italien war, in Schrittgeschwindigkeit durch einen Haufen Menschen fuhr, die wild ihre Arme durchs Fenster streckten, nur um ein Autogramm von ihm zu erhaschen, der das alles mit Leichtigkeit betrachtete. Überall schrien sie seinen Namen, wedelten mit Flaggen und anderen Accessoires, erhofften sich ein Foto oder ein anderes Andenken mit ihm. Heftig, dachte ich. Denn so hatte ich das bei der VIP Veranstaltung gar nicht wahrgenommen. Oder hatten sich die Fans einfach zusammengerissen? Es war überhaupt nicht zu vergleichen. Jedoch wurde mir umso bewusster, wie angesagt er doch eigentlich war und ein absolut anderes Leben führte, als ich. Sowas wird keine Zukunft haben. Warum sitze ich dann in einem Flieger nach Mexiko?

You Drive Me Crazy - CharlesXReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt