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Das Rennen verlief fast vorhersehbar. Zumindest sagte das Emilia. Nachdem Lando eine ganze Weile auf Platz eins gefahren war und wir inständig hofften, dass er es zum Sieg schaffte, überholte Max ihn mit seinem DRS, was ich liebevoll „Düsenjet" nannte, den kleinen Lando und katapultierte ihn auf Platz zwei. Mist, dachte ich. Zu sehr hätte es mich gefreut, wenn Lando mal an erster Stelle treten würde. Dennoch freute es mich auch für Max. Aber am meisten wohl für Charles, der den zweiten Platz belegte. Emilia und ich sprangen vor Freude in die Luft und tanzten. Ziemlich albern, würden zumindest außenstehende Person denken, wenn sie uns so sehen würden. Aber das war uns egal. Danach verfloss die Euphorie wieder.
»Was gäbe ich dafür noch einmal zu einem Rennen zu fahren«, schmachtete Emilia gerade. »Aber die Karten könnte ich mir niemals leisten.«
»Dann solltest du vielleicht noch mal an einem Gewinnspiel teilnehmen. Scheint dir zu liegen«, ermutigte ich sie, doch ihre Hoffnung schien vorbei.
»Momentan gibt es keine Gewinnspiele und außerdem ist das nächste Rennen in Mexico. Das ist schon sehr am Arsch der Welt.« Da half wohl nur die Fernsehübertragung. Und die Nachrichten mit Charles...

Apropos: Dem schrieb ich erst mal eine Nachricht. Ich schrieb, wie froh ich über seinen Platz und seine tolle Fahrleistung war und schickte ein paar "Daumen nach oben"-Smilys. Seine Antwort kam darauf nicht, und es versetzte mir ein Stich ins Herz, obwohl ich ja wusste, dass er nicht sofort antworten konnte. Und es mussten auch Stunden vergehen, ehe ich am nächsten Morgen aufwachte und seinen Namen auf meinem Display las, was mir ein direktes Grinsen ins Gesicht zauberte.

Charles: Guten Morgen! Ich danke dir. Ich glaube, du warst wohl mein kleiner Glücksbringer

Er setzte hinter seinem Satz noch einen Zwinkersmily. Den Smily, den ich nicht sonderlich mochte und der meistens falsch oder zweideutig rüberkam. Bei Charles allerdings "klang" er anders und die Schmetterlinge in meinem Bauch drehten ab.
Ich wusste nicht so wirklich was ich darauf erwidern sollte, weswegen ich erst mal aufstand und mir einen Kaffee machte. Ich lies zunächst von den Gedanken ab ihm zurück zu schreiben, obwohl es gerade nichts gab, was ich mehr gewollt hätte und schaute mir den Post von Charles an. Den Post über unser Foto, sein Statement. In der ganzen Aufregung hatten Emilia und ich das gestern total vergessen.
Ich öffnete seinen Account und klickte auf seine Gallery. Dort war unser Foto. Unser. Er und ich. Das Foto, welches um die Welt ging. Und darunter schrieb er folgende Zeilen:

Charles_Leclerc:

Hallo an meine Fans. Mein heutiger Post ist eine große Bitte und ich hoffe, ihr werdet sie befolgen. Wie ihr sicherlich wisst, kursiert seit einiger Zeit ein Foto von einem Fan und mir im Internet, zusätzlich mit dem Gerücht, dass es meine neue Liebe wäre. Dieses Foto hat für eine Menge Shitstorm gesorgt. Mich belastet es nicht so wie die Person, die mit mir auf diesem Foto ist. Und das sollte so nicht sein. Ich werde täglich mit Leuten fotografiert, seien es meine Kollegen oder Fans. Aber selten ging je so ein Gerücht um. Ich bitte die Person, falls sie es liest, das Foto zurückzunehmen, auch wenn es bereits seine Runden gemacht hat. Und ich bestärke hiermit, dass das Gerücht nicht stimmt.
Bitte lasst von allen Hatekommentaren ab, denn selbst wenn es stimmen würde, hat es keinen zu interessieren. Ihr richtet mit solchen Sachen unglaublichen Schaden bei den Menschen an. Und das muss nicht sein.

Selbst wenn es stimmen würde, hallten seine Worte in meinem Kopf nach. Sicher hatte er es nicht so gemeint, wie ich es gerade empfand und schnell schüttelte ich den Gedanken wieder bei Seite. Die Kommentare unter seinem Post waren verständnisvoll, so würde sich aber jedoch niemals die Person melden, die das Gerücht in die Welt gesetzt hatte. Auch Landos, Carlos', Daniels und Pierres Statement sah ähnlich aus. Innerlich freute ich mich darüber, dass sie sich so für uns einsetzten. Uns.
Nachdem ich den Post gelesen hatte, schrieb ich Emilia eine Nachricht. Daraufhin dann Charles. Ich bedankte mich für seine Worte und fieberte auf seine Antwort hin, doch stundenlang kam nichts.
Gegen Abend erhielt ich dann immer noch keine Antwort von ihm. Stattdessen scrollte ich durch zahlreiche Posts, während ich mit einem Kakao auf der Couch saß und mit Emilia über den neusten Tratsch auf ihrer Arbeit schrieb. Hildegard war wohl aus dem Altenheim geflohen und eine Suchorgie entstand. Es klang fast wie bei Mission Impossible, was meine Laune ein wenig anhob. Die Tatsache, dass Charles immer noch nicht geschrieben hatte, zog mich nämlich unweigerlich runter. Ich wusste ja, dass er nicht direkt antworten konnte. Aber es kam mir so vor als würde er es bewusst machen. Das war natürlich ein dämliches Denken. Doch schnell verflog die gute Laune wieder, als ich auf einen Post traf.
Kurz setzte mein Herz aus als ich das Foto sah, welches Charles mit einem Mädchen zeigte. Seine Hand auf ihrem Rücken. Sein Lächeln so schmeichelhaft. Es wirkte vertraut, innig und irgendwie leidenschaftlich. Sie schienen sich zu unterhalten. Darunter standen erneut die Worte:

You Drive Me Crazy - CharlesXReaderWhere stories live. Discover now