Kapitel 16 - Treffen

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,,Guten Morgen Nathan, schön das du hier bist, setz dich", steht Frau Smith kurz auf und begrüßt mich freundlich.

,,Guten Morgen, schön sie zu sehen", erwidere ich freundlich. Zusammen setzen wir uns hin.

,,Wie geht's dir denn heute so?", fragt sie lieb und faltet ihre Hände zu einer Faust.

,,Tatsächlich sehr gut, so gut wie schon lange nicht mehr, ich freue mich nur, wenn bald alles besser wird."

,,Das ist schön zu hören und wenn wir schon bei dem Punkt sind, weswegen du eigentlich hier bist. Und zwar, ich bin jetzt im engen Kontakt mit den Behörden und dem Jugendamt. Ich weiß, Jugendamt, davon bist du jetzt nicht begeistert, das kann ich nämlich an deinem Gesichtsausdruck sehen, aber hör erstmal zu. Dadurch was dir alles widerfahren ist und deine Mutter dich auch noch geschlagen hat, klappt alles viel einfacher. So wie es aussieht, habe ich eine Wohngruppe gefunden, die extra Jugendliche in Not aufnimmt. Laut ihren Aussagen könntest du heute schon dort einziehen und dein eigenes Zimmer bekommen, außerdem sind alle dort total nett. Das Jugendamt würde dann in Begleitung eines Polizisten deine ganzen Sachen heute noch bei deinen Eltern herausholen. Also was sagst du dazu? Ein Anruf und alles kann losgehen?"

Sie legt ihre Hand auf das Telefon und sieht mich weiterhin lächelnd aber auch ernst an. Sie meint das gerade wirklich ernst, ich könnte wirklich bei meinen Eltern raus und nie wieder Therapie, aber... eine Wohngruppe? Irgendwie habe ich Angst.

,,Aber Frau Smith..." zögere ich kurz und schlucke. ,,Das hört sich alles schön und gut an und wenn ich ehrlich bin habe ich auch eine Riesenangst davor, dennoch will ich es versuchen, nur... was ist... wenn da welche aus der Schule sind? Denn keiner kann mich hier wirklich leiden."

Kurz sieht sie mich mit einem glasigen Blick an, bis sie plötzlich eine Hand von mir nimmt.

,,Ich weiß du bist skeptisch und ja der ein oder andere dort ist von dieser Schule, aber sie haben alle das durchgemacht, was du gerade durchmachst, sie gehören alle zur LGBTQ+ Community, wie du."

,,Warte was? Wirklich jetzt?", sehe ich sie geschockt an. Sie nickt leicht lächelnd.

,,Ja, es befinden sich dort aktuell zwei Jungs und zwei Mädchen, für dich haben sie natürlich noch einen Platz frei, was sagst du dazu?"

Ich kann das gerade einfach nicht glauben, eine Wohngruppe, wo alle so sind wie ich und wo alle dasselbe wie ich durchgemacht haben? Das kann doch alles nur ein Traum sein.

,,Ich träume, oder?", frage ich zweifelnd da ich es einfach nicht glauben kann.

,,Nein, du träumst nicht", antwortet Frau Smith lächelnd und steht auf. Wie mechanisch stehe ich auch auf.

,,Nathan, komm schon, sag ja und es wird alles besser werden."

Ich zögere kurz, doch dann platzt es freudestrahlend aus mir heraus. ,,Ja", rufe ich schon fast laut und nehme Frau Smith ganz fest in den Arm. ,,Ich danke Ihnen unglaublich sehr, sie können sich gar nicht vorstellen wie viel mir das bedeutet."

,,Oh Nathan, wenn du wüsstest", antwortet sie sanft.

Ich löse mich wieder aus der Umarmung. ,,Ich bin ehrlich, bis auf die Therapie und meine Eltern, läuft diese Woche wirklich fantastisch, selbst diese Mobber Gang habe ich bis jetzt nicht einmal gesehen, ich wurde von Ihnen nicht einmal schikaniert."

,,Das liegt daran, dass sie weg sind", spricht sie plötzlich etwas finster und setzt sich auf ihren Stuhl. Den Blick, den sie dabei macht, läuft mir eiskalt den Rücken herunter. Langsam, an ihren Lippen gefesselt, setze ich mich ebenfalls wieder hin und beobachte, wie sie sich mit beiden Händen durchs Gesicht reibt.

Gegen den Strom - Nathans Kampf für Akzeptanz (2)  [Band 1]Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ