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Ich senkte meinen Blick und klammerte mich förmlich an Blackeyes Zügeln fest. Dann nickte ich leicht „Ja Sir"

„Könntest du mir den Weg beschreiben?" fragte er und trat auf mich zu „Du kannst deinen Blick heben. Ich .. erkenne dich wieder. Gwyneth"

Ich schluckte „Ich .. erkenne euch auch wieder, Sir Parzival"

„Seit wann bist du hier? Ist deine Lady auf Camelot?" er streichelte Blackeye über die Nüstern und ich war wie damals geblendet von seinem Aussehen. Ich hatte schon viele Edelherren und Ritter gesehen, aber ich musste zugeben, ich hatte damals diese Schmetterlinge im Bauch, als Sir Parzival damals Lady Dorset seine Aufwartungen machte. Und diese Schmetterlinge hatte ich jetzt auch wieder, aber nicht wegen ihm. Nein. Wegen des Prinzen und diese Gefühle .. waren viel stärker, als ich sie für Sir Parzival hatte, oder für irgendjemand anderen.

„Noch nicht sehr lange. Erst seit einer Woche. Lady Dorset weilt auf Schloss Camelot. Sie soll den Prinzen heiraten" schluckte ich und sah ihm fest in die Augen „Falls Ihr ihr erneut eure Aufwartung machen wolltet"

Er lachte und schüttelte den Kopf „Gott nein. Ich war ja damals froh, dass sie ablehnte. Nein ich möchte bei Prinz Arthur vorsprechen. Er sucht einige fähige Ritter. Ich habe gehört, was vor ein paar Nächten geschah. Feindliche Truppen marschierten an der Grenze des Königreiches" er tätschelte dem Hengst den Hals.

Ich nickte leicht „Ich war zu dieser Zeit noch wach und habe die Ritter gesehen. Ich denke, der Prinz wird von euch profitieren, Sir Parzival"

„Das hoffe ich. Dann mach ich mich mal auf den Weg nach Camelot und halte dich nicht länger auf" er ging zu einem weißen Pferd, das neben dem Stadttor angebunden war und löste die Zügel. Er schwang sich in den Sattel „Wir sehen uns" lächelte er und ich sah ihm nach, wie er davon preschte. Sir Parzival hatte mich nicht vergessen, nach all den Jahren.

Blackeye rieb seinen Kopf an meinem Arm, was mir ein Lächeln aufs Gesicht zauberte „Wir gehen ja schon"

Die Begegnung mit Sir Parzival hatte mich ein paar Jahre zurückgeworfen und ich schüttelte schnell den Kopf um die trüben Gedanken loszuwerden.

Ich setzte mich in Bewegung und lief auf das große Stadttor zu. Es fühlte sich an, als würde ich in eine neue Welt eintauchen. Die Gassen hier waren lebendig und voller Menschen. Anders als im Dorf zu Hause bei Lady Dorset. Es schien hier alles bunter und fröhlicher. Ich führte meinen Hengst zu einem kleinen Häuschen neben dem Stadttor und band ihn dort an.

Dann machte ich mich auf den Weg. Ich wusste gar nicht, wohin ich als erstes gehen sollte. Überall sah es wunderbar aus, aber meine Nase führte mich zu erst in Richtung der Gebäcke. Kleine Plunderstückchen bedeckt mit frischen Früchten, die zuckrig süß rochen und bestimmt auch so schmeckten. Hefezöpfe, gefüllte Törtchen und Pudding.

Hätte ich genug Geld bei mir, hätte ich mir eines davon gekauft. Mir lief das Wasser im Mund zusammen nur bei dem Gedanken eines vor mir auf einem Teller zu haben.

Schwerenherzens ging ich weiter. Stände mit Brot, Gemüse und Obst. In der nächsten Gasse erwarteten mich Verkaufsläden mit Leder- und Stoffwaren, wunderschönen bunten Tüchern und bahnenweise Spitze zum Nähen.

Wie gern ich hier stöbern würde, aber ich hatte andere Aufgaben zu erledigen. Ich musste Kräuter für meine Lady holen. Sie schlief schlecht und zudem wollte sie auch eine Tinktur für ihre Haut haben, damit sie noch weicher wurde und noch rosiger wirkte. Ein Öl für ihre Haare, sowie eine wohlduftende Seife.

Also hielt ich meine Augen offen und fand auch bald, wonach ich gesucht hatte. Die Kräuter rochen gut, betörend und frisch.

„Kann ich behilflich sein?" ein älterer, rundlicher Mann kam um den Stand herum. Er lächelte mich freundlich an und ich nickte „Ich brauche etwas, das meiner Herrin beim Einschlafen hilft und eine Tinktur für ihre Haut und etwas Öl für ihre Haare und eine Seife"

PendragonWhere stories live. Discover now