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Hallo meine Lieben,
Erstmal herzlich willkommen und schön dass ihr hier vorbeischaut ❤️
Ich freue mich auf eine neue Reise mit euch allen ✨☀️
Fühlt euch gedrückt und geknuddelt.
Nadine

Als ich nach oben blickte, musste ich meine Augen vor der Sonne schützen. Die letzten warmen Sommertage waren angebrochen und ich genoss die prickelnde Wärme auf meiner Haut. Doch es war nicht die Sonne die meine Aufmerksamkeit verlangte.
Nein, es waren die imposanten Mauern die vor uns lagen. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich meinen Blick weiter nach oben wandern ließ. Ich hatte noch nie so hohe Türme gesehen, wie heute. Keine Burg war so beeindruckend gewesen, wie diese vor mir. Ich hatte von ihr gehört, aber nie zu träumen gewagt, sie je mit meinen eigenen Augen zu sehen.

Camelot.

Und sie wurden den Beschreibungen nicht gerecht. Nicht im Geringsten.
Sie war noch schöner und größer. Auf jedem der Vier steinernen Türmen wehten die Fahnen Camelots.
Ein goldener Löwe auf blauem Grund.
Hier und da schlängelten sich Efeuranken an den Burgzinnen hinauf und bildeten somit einen wahren Gegensatz zu dem hellen Stein der Burg. Ja sie funkelte beinahe weiß wie Elfenbein.
Die bunten Glasfenster schimmerten schon von Weitem im Sonnenlicht und ich konnte es kaum abwarten sie mir anzusehen.
Camelot war umgeben von saftigen, grünen Wäldern und Wiesen auf denen bunte Blumen blühten. Beinahe entsprungen wie aus einem schönen Traum.
„Hör auf zu starrten und komm!"
Die Stimme meiner Herrin riss mich aus meinen Träumereien. Schnell setzte ich mich in Bewegung und folgte dem Zug, der den Weg zu Camelots Toren hinaufzog.
Wir waren schon beinahe einen Monat unterwegs und ich freute mich auf ein einfaches Bett. Der Boden war hart und nass und ich hatte kaum eine Nacht wirklich Schlaf gefunden.
Ich zog die weiße Stute hinter mir her, die nur sehr widerwillig schnaubte und sich dann schließlich auch wieder in Bewegung setzte und hinter mir herstapfte.
„Ich weiß" lächelte ich und tätschelte ihren Hals „Bald wird für uns ein neues Leben beginnen, du wirst sehen. Unsere Herrin wird den Prinzen heiraten, und wir können uns eine neue Anstellung suchen"
„Redest du schon wieder mit dem Pferd?" Hilda hatte sich etwas zurückfallen lassen und sah mich amüsiert an.

Ich zuckte lächelnd mit den Schultern „Lady hört mir wenigstens zu und versucht mir nichts auszureden, im Gegensatz zu dir"
„Na hör mal. Du wirst vermutlich nie eine bessere Stelle finden, als bei unserer Herrin. Sie bezahlt beinahe das doppelte, als ein gewöhnliches Dienstmädchen bekommt"
„Kammerzofe" seufzte ich und Hilda nickte
„Stimmt"
„Ich hätte es wohl genauso machen sollen, wie Athel"
„Denkst du, du wärst woanders glücklicher?"
„Vermutlich, aber .. ich kann dich doch nicht im Stich lassen" lächelte ich und stieß Hilda spielerisch in die Seite.
„Großzügig" zwinkerte sie und nickte nach vorne „Wir sollten den Anschluss halten"
Wir beschleunigten unsere Schritte und schlossen gerade noch rechtzeitig auf, als wir durch die Tore Camelots traten.
Der Innenhof war groß und wunderschön geschmückt, anlässlich unserer Ankunft. Bunte Blumengirlanden waren von Fenster zu Fenster gespannt worden und in der Mitte des Hofes plätscherte ein Springbrunnen.
Ich kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus und drehte mich langsam im Kreis „Hast du schonmal eine so eindrucksvolle Burg gesehen?"
wisperte ich und sah zu Hilda, die ebenfalls mit offenem Mund durch die Tore trat.
Sie schüttelte den Kopf „Kannst du dir vorstellen, dass das unser neues zu Hause werden könnte?"
„Nein. Das wäre ein wunderschöner Traum und ich wage es nicht zu träumen"
Hilda sah mich tadelnd an „Verspürst du nicht ab und an das Bedürfnis, einen Traum wahr werden zu lassen?"
„Doch natürlich, nur kommt es in den seltensten Fällen vor und so jemand wie wir wird seine Träume niemals erfüllen können"
„Aber deshalb sind es doch Träume und manchmal gehen selbst unsere Träume in erfüllung"
„Etwa ein gefüllter Bauch?" fragte ich und Hilda lachte. Ihr herzliches Lachen hallte durch den ganzen Hof und erschrocken legte sie ihre Hand auf ihren Mund. Ihre Augen waren groß wie Untertassen und sie warf mir einen Blick zu. Ich konnte sehen, wie sie hinter vorgehaltener Hand noch immer grinste und das bracht wiederum mich zum Kichern.
„Wisst ihr euch nicht in Anwesenheit des Königs zu benehmen?" zischte uns einer der Kutscher zu und sah uns tadelnd an.
„Er ist doch noch gar nicht hier"
„Aber er könnte es jeden Moment sein" schnaubte er und schüttelte den Kopf.
Wir reihten uns noch immer leise kichernd ein und suchten unsere Plätze. Meiner war direkt neben meiner Herrin. Lady Bethany Dorset.
Seit meinem fünften Lebensjahr arbeitete ich für die Familie Dorset, in den verschiedensten Stellungen und seit neustem war ich zu Lady Dorsets Kammerzofe geworden. Ob es mir gefiel. Nein. Keineswegs. Aber es war besser gewesen, als auf der Straße zu landen.
„Du hast ganz schön auf dich warten lassen" zischte sie mir zu und ich senkte den Kopf „Verzeiht mir"
Sie schnaubte und richtete ihren Blick wieder nach vorne.
Trompeten erklangen und ich spähte nach vorne zu der langen Treppe. Links und Rechts war sie gesäumt von Rittern in schimmernden Rüstungen und wallenden, roten Umhängen.
Als die Trompeten verstummten, trat ein älterer Mann hinaus. Sein dunkles Haar war von grauen Strähnen durchzogen und seine blauen Augen waren warm und herzlich. Natürlich hatte ich Bilder gesehen. Sie hingen beinahe in jedem Gasthaus und in jedem Schloss, in jeder Burg.
Ein Portrait des Königs. Doch auch hier wurden die Gemälde ihm nicht gerecht.
Sofort wandte ich den Blick ab und starrte auf den hellen Steinboden vor mir. Einem Dienstmädchen war es nicht gestattet den König direkt anzusehen, auch keiner Kammerzofe. So hatte es mir Lady Dorset eingeprägt und ich würde mich daran halten. Immer und zu jeder Zeit.
„Lady Dorset. Schön euch hier auf Camelot begrüßen zu dürfen. Eine Freude euch zu sehen, meine Liebe" seine Stimme war tief und erinnerte mich an die meines Vaters.
„Die Freude ist ganz meiner Seits" säuselte meine Herrin und ließ sich von einem Knappen vom Pferd helfen.
„Eine Augenweide wie immer" lächelte der König und küsste sie auf den Handrücken „Ich muss mich für meinen Sohn entschuldigen, aber er hatte beschlossen heute früh auf die Jagd zu gehen und so wie ihr ihn kennt, ist ihm nichts aus dem Kopf zu schlagen, was da mal drin ist" schmunzelte er und Lady Dorset kicherte falsch „Natürlich hätte ich mich gefreut ihn zu sehen. Immerhin ist es Jahre her"
„Spätestens beim Abendessen werdet ihr ihn zu Gesicht bekommen" zwinkerte der König „Ich hatte auch gehofft euren Vater anzutreffen"
„Oh er kommt nach. Er hatte noch etwas zu erledigen, das nicht warten konnte"
„Schön schön. Dann kommt. Wir wollen euch nicht hier in der Sonne schmoren lassen"
Lady Dorset legte ihre Hand auf den Arm des Königs und stieg mit ihm die Stufen nach oben. Sobald sie ins innere der Burg verschwunden waren, herrschte reges Treiben auf dem Hof.
Die Pferde mussten in die Stallungen und versorgt werden. Lady Dorsets Gepäck musste auf ihr Zimmer gebracht werden und sämtliche Kleider musste gewaschen und vorbereitet werden. Ihre Schuhe mussten geputzt und ihr Schmuck poliert werden.
„Kannst du dir vorstellen, dass sie den Prinzen wirklich heiraten soll?" Hilda war neben mich getreten und führte Lady am Strick.
Ich zuckte mit den Schultern „Soll sie es doch tun. Ich kann nur sagen, dass mir der Prinz leid tun wird. Aber im Grunde muss er seine Zeit nicht mit ihr verbringen. Heiraten, einen Nachkommen zeugen und damit hat sich die Sache nicht wahr?"
„Du bist wirklich unromantisch. Vielleicht verlieben sie sich ineinander. Wäre das nicht schön?"
„Ich könnte mir nicht vorstellen, dass sich irgendjemand in Lady Dorst verlieben könnte. Sie ist .. schrecklich" wisperte ich und Hilda tätschelte meinen Arm „Ich weiß. Komm, lass uns schnell die Pferde in den Stall bringen und dann kümmern wir uns um die Garderobe von Lady Dorset. Sie muss umwerfend aussehen für das Abendessen. Der erste Eindruck zählt immer und wenn der stimmt, kann gar nichts schief gehen, nicht wahr"
Ich musste lachen „Das glaubst du doch selbst nicht, oder?"
„So wahr ich Hilda heiße" grinste sie und warf sich ihre roten, zerzausten Haare über die Schulter.
Wir ließen uns den Weg von einem Stallburschen zu den Stallungen zeigen und verfrachteten die Pferde in ihre vorgesehenen Plätze.
Uns blieb nicht besonders viel Zeit uns umzusehen. Der Tag neigte sich bereits dem Ende zu und ich musste Lady Dorset für das Abendessen ankleiden.
Uns wurde der Weg in die Burg für die Dienstboten gezeigt und wo wir uns aufzuhalten hatten und wo nicht. Im Grunde war es wie in jedem anderen Schloss oder Burg auch. Es gab Wege für die Dienstboten um den Herrschaften aus dem Weg zu gehen, schmale Gänge und Treppen.
„Dort am Ende des Ganges ist Lady Dorsets Gemach" ein Dienstmädchen deutete den Gang entlang, zu einer imposanten hölzernen Tür, die beinahe so reich verziert war, wie das Tor, durch das wir gekommen waren.
„Danke" lächelte ich und huschte den Gang entlang. Lady Dorsets Zimmer befand sich im Ostflügel. Die Gemächer des Königs und des Prinzen im Westflügel und es war den Dienstboten strengstens untersagt dort englangzugehen, es sei denn, man stand im direkten Dienst des Königs oder des Prinzen.
„Viel Glück" rief mir das Dienstmädchen nach und verschwand wieder die Treppenstufen nach unten.
Das konnte ich brauchen.
Ich atmete einmal tief durch und klopfte.
„Herein" eine schrille Stimme so bekannt und vertraut und dennoch lief mir ein kalter Schauer über den Rücken.
Ich trat ins Zimmer, schloss die Tür hinter mir und sank in einen tiefen Knicks „Ich bin hier um Euch anzukleiden"
„Das wurde aber auch Zeit" schnaubte sie und drehte sich nichtmal zu mir um. Ich unterdrückte ein aufseufzen und durchquerte ihr Schlafgemacht. Die große Holztruhe war noch nicht ausgeräumt worden, auch weil mir diese Aufgabe zuteil wurde.
„Habt ihr euch schon für ein Kleid entschieden?" fragte ich schließlich und öffnete den schweren Deckel.
„Ich denke, ich wähle das Rote, mit der seidenen Schleppe und den Stickereien, es sei denn, der Fleck von zuletzt wurde noch nicht entfernt"
„Alle Kleider wurden gewaschen. Es sollte Alles zu Ihrer Zufriedenheit sein, Lady Dorset. Sobald sie zum Abendessen gehen, werde ich mich um die restlichen Kleider kümmern und ihr Zimmer herrichten"
„Das will ich auch hoffen" schnaubte sie und sah sich im Spiegel des Schminktisches an. Ich konnte nicht leugnen, dass Lady Dorset eine wahre Schönheit war. Ihre Haut war weich und zart. Ihre Augen wunderschön und ihre Gesichtszüge sanft, wie sie einer Prinzessin würdig waren. Ihre langen blonden Haare fielen ihr in Locken über den Rücken und wirkten beinahe wie flüssiges Gold. Ihre Statur war zierlich und sie sah in beinahe jedem Kleid einfach nur umwerfend aus. Aber alle das nutzte nichts, wenn der Charakter hässlich war. So dachte zumindest ich darüber, aber wer fragte schon ein Dienstmädchen nach ihrer Meinung.
Ich suchte das rote Kleid heraus und strich es glatt.
Dann half ich Lady Dorst beim Ankleiden und steckte ihre blonden Locken nach oben. Etwas Puder machte ihre Wangen rosiger und ein kleiner Spritzer Parfüm ließ sie nach Rosen duften.
Zu guter Letzt legte ich ihr die Kette um den Hals und schloss den Verschluss. Ich zupfte Alles zurecht und nickte leicht „Ihr seht umwerfend aus"
Lady Dorset sagte nichts darauf „Ich möchte, dass hier alles Tadellos aussieht, wenn ich vom Abendessen wiederkomme" und damit verließ sie ihr Gemach und ließ mich in der Stille zurück. Ich atmete laut aus. Ich hatte nicht gemerkt, wie flach ich geatmet hatte.

Dann wandte ich mich mit einem Seufzen der Truhe zu.
Ein Kleid nach dem anderen hängte ich säuberlich in den Schrank und kontrollierte jedes Einzelne auf Flecken oder abstehende Fäden, Löchern und ausgeleierten Säumen.
Ich bestückte ihren Schminktisch und sorgte für eine Schale Wasser, in der sie sich später Waschen konnte. Ein Nachttopf unter dem Bett und einen Strauß roter Rosen auf dem Nachtisch. Aufgeschüttelte Bettwäsche und einer Karaffe Zitronenwasser auf dem kleinen Beistelltisch.
Ein Feuer prasselte Leise im Kamin und ich ließ meinen Blick nochmal durchs Zimmer schweifen. Es sollte Alles zu ihrer Zufriedenheit sein.
Als ich die Tür hinter mir schloss war es still auf dem Gang und draußen war es bereits dunkel geworden. Fackeln brannten auf dem Innenhof und der Rauch stieg in die Nachtluft hinauf.
Verträumt lehnte ich mich gegen die kühle Mauer und ließ meinen Blick über den Hof schweifen.

Wie gern ich jetzt dort unten stehen wollte um mir die Sterne anzusehen. Die Nacht war klar und wolkenlos. Wunderschön.

Und ich wusste, dass ich jetzt zu Bett gehen sollte. Es war schon spät, aber ich konnte und wollte noch nicht in meine Kammer gehen. Alles hier war neu und groß. Und ich war noch nicht müde. Ganz und gar nicht.
Ich konnte gar nichts dagegen machen, aber meine Beine trugen mich weg .. weg von der schmalen Treppe, die nach unten führte in den Bereich der Dienstboten. Dort wo ich eigentlich jetzt sein sollte.
Doch wäre ich den Stufen hinab gefolgt, hätte sich mein Leben nicht von grundauf verändert.

PendragonWhere stories live. Discover now