Kapitel 5

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Ich fühl mich nicht gut. Ich glaube, ich bin krank." Eine schlechte, aber funktionierende Ausrede um nicht in die Schule zu müssen. In der Tat fühlte Fiorella sich nicht gut, ganz im Gegenteil, es war schrecklich. Für einen kurzen Augenblick hatte sie geglaubt endlich das zu haben was sie sich so lange schon gewünscht hatte, doch dann war alles binnen Sekunden zerstört worden und sie hatte einsehen müssen, dass weder Fillius noch Emilio eine gute Wahl waren. Seit Tagen lag sie im Bett und versuchte die Gedanken zu ordnen, mögliche Antworten auf ihre Fragen zu finden oder einfach nur in ihr Kissen zu schluchzen. Drei Tage. Es waren drei Tage gewesen, die voll mit Chaos gefüllt, alles auf den Kopf gestellt hatten. Morgen würde sie wieder in die Schule gehen und vielleicht..ja,ganz vielleicht.. Würde sie ihn sehen und alles was sie in so kurzer Zeit geteilt hatten, wäre vergessen.

Sicher das du wieder gesund bist ?" Jonathan fragte schon zum vierten Mal an diesem Morgen. Ja, passt schon." Antwortete sie zum vierten Mal. Können wir später mal reden ?" Seine Stimme war leise und unsicher, während sein Blick unentwegt ihren suchte. Ja, passt.Bis später." Ohne sich nochmal umzudrehen ging sie auf das Schulgebäude zu. An den Spinden traf sie auf einige ihrer Freundinnen. Leyla sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Was ist passiert ?" Sie legte Fiorella behutsam die Hand auf den Arm. Bloß nicht, sonst heul ich in einer Sekunde los." Ihr Atem begang zu zittern und ihr Herz zu rasen. An der Eingangshalle wurde es lauter und die Mädchen drehten sich um. Dolche, Nadeln, Messer und Pfeile borgen sich in ihr Herz. Plötzlich war da kein Gefühl mehr sondern nur noch pure Leere. Sie griff nach Leylas Arm um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und schaffte es nicht mehr die Tränen zurück zuhalten, leise liefen sie über ihre Wangen und tropften auf ihren Pullover.
Als Tessa sie erblickte zog sie Fillius noch enger an sich und drückte ihm einen langen Kuss auf die Wange, während sie an ihr vorbei liefen. Er hatte sie nicht ein einziges Mal angeguckt, als wäre sie Luft. Idiot." zischte Leyla. Nein, ich bin der Idiot. Immerhin war ich so blöd und dachte er würde mich wirklich mögen." Fiorella schluchzte. Sie verlor das Gefühl für die Zeit, so lange standen die beiden Mädchen umarmt in dem immer leerer werdenden Flur.
Es klingelte schon zur dritten Stunde als Fiorella und Leyla das Mädchenklo verließen. Sie hatten die gesamte Zeit über das vergangene Wochenende gesprochen, aber auch Leyla konnte sich keinen Reim draus machen warum Fillius auf einmal so abweisend geworden war. In der Pause versammelten die Mädchen sich an ihrem üblichen Tisch hinten links in der Mensa und quatschen. Es war angenehm über andere Themen zu sprechen, statt die ganze Zeit gefragt zu werden was passiert ist und warum sie so erschöpft aussähe. Filius ließ sich nicht blicken, allerdings saßen Tessa und Spencer etwas abseits des Geschehens und warfen gelegentlich einen Blick herüber und fingen danach an hektisch miteinander zu tuscheln, wobei Tessa immer energischer wurde und Spencer immer öfter die Augen verdrehte.
Nach der Pause verließ Fiorella gemeinsam mit Leyla die Mensa und machte sich auf den Weg zum Physikunterricht. Die Stunden vergingen quälend langsam, während sie immer wieder in Gedanken das Wochenende durch ging.

Als endlich zum Unterrichtsschluss klingelte eilte Fiorella geradewegs zum Ausgang auf den Parkplatz zu. Sie erblickte Jonathans Auto schon von weitem und beschleunigte ihren Gang. Schlagartig lief ihr ein Schauer über den Rücken als sie das Lachen ihres alten Bekannten hörte. Vorsichtig drehte sie sich um und sah ihm direkt in die Augen. Fillius stand umringt von Spencer, Tessa und ein paar anderen seiner Freunde an sein Auto gelehnt und hatte einen Arm um Tessa's Taille gelegt. Der Blick mit dem er Fiorella traf zeigte nichts von der vertrauten Nähe oder dem Verlangen, dass sie gespürt hatte. Nein Quatsch, nicht nur sie. Er auch und jetzt senkte er seine Lippen auf die einer anderen. Ihr wurde schlecht und fluchtartig rannte sie zu Jonathan, ries die Tür auf und schluchzte los. Jonathan schwieg, streichelte ihr lediglich einmal vorsichtig über die Wange und legte seine Hand behutsam auf ihre. Er hatte keine Ahnung was an dem Wochenende vorgefallen war, aber er spürte, dass sie jetzt einfach seine Nähe brauchte.

Zuhause ging sie nicht in ihr Zimmer, sondern zog sich nur schnell eins ihrer alten Schlafshirts an und eilte zu Jonathans. Dort huschte sie in das große dunkel bezogen Bett und wickelte sich in seine große Decke. Grade als sie eingepackt da lag, öffnete sich die Tür und er kam Teetassen in den Händen herein.
Hör zu...", begann er. Ich möchte, dass du weißt, dass du immer mit mir reden kannst. Ich würde dich nie verurteilen, auch wenn ich bis heute nicht verstehe was du an ihm findest, aber ich bin da."
Mit diesen Worten kam er zum Bett und legte sich neben sie. Augenblicklich kroch sie in seine Arme. Es dauerte nicht lang bis ihre Tränen verebbt und Jonathans heimischer Geruch und seine Wärme sie in den Schlaf getrieben hatten.

Es war spät als Fillius Hause kam. Sein Vater war nicht da, kein bisschen Licht und auch keine Geräusche aus seinem Büro. Er beschloss sich nur ein Brot zu machen und dann zu duschen, vielleicht würde er auch lesen oder ähnliches, Hauptsache Ablenkung. Es gab so viele Probleme und vor allem jetzt, da Emilio ins Spiel gekommen war, veränderte sich alles.

Es war schon kurz vor zwölf, als er aus der Dusche kam, mit einem Handtuch um die Hüften und ließ das Mondlicht, welches durch die Fenster schien auf seinen noch feuchten Oberkörper scheinen. Die feuchten Locken hingen ihm ins Gesicht und schweifte mit seinen Gedanken wieder ab...zu ihr. Wie es sich wohl anfühlte, wenn sie mit ihren weichen Händen über seine Muskel strich, ihre Gesicht so nah vor seinem und ihre Lippen, leicht geöffnet und bereit ihn eindringen zu lassen. Es war so real, dass er fast spürte wie ihre Hände tiefer und tiefer wanderten. Allein bei dem Gedanken wurde er hart, doch dann klingelte irgendwo sein Handy und der Traum war vorbei. Mit schnellen Schritten ging er zum Tisch und blickte auf das Display, ein Lächeln zog sich über sein Gesicht. "Musst du nicht schon längst schlafen ? Um 5:30 Uhr ist Morgenlauf." Die Stimme auf der anderen Seite lachte erheitert. "Dass du das noch weißt verwundert mich, so lange wie du nicht mehr hier warst." "Ich muss sagen, dass Ausschlafen wirklich toll ist, allerdings könntest mittlerweile selbst du mich auf der Matte schlagen." Die beiden Jungen lachten. "Ist aber nicht so gut, wenn die Kleine heile hier ankommen soll." Stille breitete sich aus. "Fillius?" Die Stimme des Anrufers war zögernd. "Ja, Dain?" Fillius klang niedergeschlagen, jedoch hörte er sich nicht nur so an, sondern fühlte sich auch so. " Wie läuft die Mission wirklich ? Der Chef ist ganz schön sauer und die anderen wollen auch wissen was los ist." Dain klang zwar neugierig, aber nicht aufdringlich, als antworte Fillius. " Ganz ehrlich? Es geht alles in die Hose." "Ey, ich will wissen wann ihr kommt, nicht wie euer Sexleben läuft." Fillius musste schmunzeln. "Ich wünschte, ich wäre der den sie will." Er stockte. " Emilio hat sich eingemischt." Ein Schnauben kam von Dains Seite. "Also sind wir bald wieder im Krieg?" "Ich habe keine Ahnung. Uns bleibt nur die Hoffnung." "Na dann, wünsche ich dir um unser aller Leben viel Erfolg!" "Danke, ich muss zugeben, dass ich euch alle ein bisschen vermisse." "Glaub mir Bruder, wir dich auch." Damit legte Fillius auf und ließ sich ins Bett fallen.

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