•4• Stille Hilferufe

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Es waren inzwischen schon zwei Tage vergangen. Zwei Tage in denen ich kein einziges Lebenszeichen von mir gegeben habe. 48 Stunden, in denen ich weder das Haus verlassen, noch mit irgendjemandem geredet hatte.

Das ganze Internet fragte nach mir. Ich bekam stündlich über hunderte von DM's oder Tweets, in welchen ich markiert wurde, die nach mir und meiner Gesundheit fragten. Doch ich sah sie immer nur auf dem Sperrbildschirm erscheinen, ich wollte nicht in die Apps reingehen. Allgemein war ich nicht wirklich an meinem Handy. Wenn ich es entsperrte, dann nur um direkt in Spotify zu gehen. Teilweise, wirklich selten, war ich auf Whats App gegangen. Ich habe die Nachrichten von meiner Familie und meinen Freunden gecheckt, aber nur selten geantwortet.

George hatte gestern Abend gestreamt, und in einer Donation wurde nach mir gefragt. Ich konnte es schon ahnen und nahm es Dream auch nicht böse- ich meine, er konnte George schlecht anlügen, oder? Denn auch George bemerkte meine Inaktivität im sozialen Leben und auch er hatte mir schon mehrere Nachrichten über Whats App geschrieben, doch ich ließ ihn immer nur auf gelesen.

Seine Antwort der Donation? 'Er macht grad nh schwierige Zeit durch, die ich aus persönlichen Gründen nicht sagen werde'

Naja, irgendwann musste es gesagt werden. Und genau davor hatte ich Angst. Ich fragte mich, warum mir sowas passiert. Letztes Jahr hatte ich, hatten wir alle schon Techno verloren. Also, Karl, falls du mich hören kannst, warum tust du mir das jetzt auch noch an?

Ich schleppte mich aus meinem Bett heraus und lief in viel zu schweren Schritten nach unten. Ich betrat die Küche und sah wieder die Muffins. *Ewig kann ich sie nicht unberührt lassen...*
Doch essen wollte ich sie auf keinen Fall. Ich überlegte sie vielleicht jemanden zu schenken, jedoch müsste ich dafür das Haus verlassen und darauf hatte ich im Moment überhaupt keine Lust.

Generell wollte ich in nächster Zeit keinen sozialen Kontakt mehr, zum einen weil ich dafür keine Kraft mehr hatte und zum anderen wollte ich nicht das mich alle auf das was passiert ist ansprechen.

Als ich wieder nach oben gehen wollte, bemerkte ich erst jetzt einen Brief vor meiner Haustüre. Er wurde anscheinend durch den Schlitz in der Tür eingeworfen. Ich nahm ihn Vorsichtig und lief ins Wohnzimmer.

Nachdem ich mich langsam hingesetzt hatte und den Brief umdrehte, verschluckte ich mich fast an meinem Tee. Es war ein Brief des Krankenhauses.

>>"Hallo?", fragte ich vorsichtig, da ich die Nummer nicht kenne. Eine Frauenstimme ertönt von der anderen Seite: "Hallo, sind sie der Freund, der gestern mit bei Herr Jacobs geblieben war?". Sofort weite ich meine Augen. "Ja der bin ich". "kommen sie bitte zu uns, wir haben Neuigkeiten". Ich lege auf. Neuigkeiten. Das er aufgewacht ist? Das er stärker ist, als gedacht? Oder das er- Ich hoffe nicht.<<

Erinnerungen holten mich wieder ein, die ich eigentlich verdrängen wollte. Auch wenn er noch nicht Tod war, sondern nur geschwächter als davor, passierte es letzendlich am Abend. Ich stellte den Tee auf dem Wohnzimmertisch ab und drehte den Brief wieder um. Mit zitternden Händen versuchte ich ihn zu öffnen.

Ich dachte über unendlich verschiedene Szenarien nach. Was mache ich, wenn drin steht das er irgendwie reanimiert wurde? Vielleicht gab es diese Möglichkeit schon?
Was, wenn Karl nie gestorben ist und sie die Nachricht falsch zugestellt haben? Ich berechnete die Wahrscheinlichkeit, das es mehrere Personen mit dem Namen Karl auf der Station gab, in meinem Kopf. Aber es war Unsinn darüber nachzudenken, da es nie passieren wird.

Allerdings verstand ich meine Nervosität nicht. Ich wusste doch schon was drinnen stehen würde. Und nur daran zu denken ließ mich wieder leer fühlen. Ich atmete tief ein, um mich selber wieder zu fangen, und machte den Umschlag weiter vorsichtg auf.

Ich benötige ganze 3 Minuten um den Umschlag zu öffnen, und dannach sah er trotzdem so aus als hätte ich es innerhalb von Sekunden gemacht. Ich zog das Papier im inneren raus und legte den Briefumschlag sanft neben die Tasse.

Langsam entfaltete ich den Brief, und- was hatte ich auch erwartet? Es war die Sterbensurkunde.

Für mich klingt das mehr als falsch. 'Sterbensurkunde'. Wow. Jetzt bekomm ich auch noch eine Auszeichnung dafür das mein bester Freund gestorben ist. Ich betrachtete den Zettel noch etwas und starrte auf den Grund. 

Selbstmord (unbekannte Absicht)

Ich schmiss den Zettel mehr oder weniger agressiv auf den Tisch und ließ mich nach hinten auf das Sofa fallen. Einzelne Tränen kullerten erneut über mein Gesicht. Ich will den Grund wissen, seine Absicht damit. Niemand nimmt sich ausversehen das Leben. 


967 Wörter

ily<3
stay safe
~kimi

you left, but I still love you || KarlnapWhere stories live. Discover now