Entscheidung mit Folgen

Richards Entscheidung

"Frau Wegener, kommen sie bitte mit in mein Büro." fordert Rolf Bogner Ellen auf, sobald sie das Revier betreten hat. Die Polizistin hatte gerade ein freies Wochenende, was selten genug vorkam. Noch dazu war wunderschönes Wetter gewesen und so konnte sie die Freizeit bei Sonnenschein und Eis an der frischen Luft genießen. Mit entsprechend guter Laune hat sie heute den Weg zur Arbeit angetreten. Aber als sie diese Worte von ihrem Chef hört verfliegt ihre gute Laune und macht einer Anspannung Platz. Wenn er sie ohne Begründung früh morgens, noch vor dem Umziehen in sein Büro bittet, dann muss etwas wichtiges passiert sein. Also folgt sie der Aufforderung sofort. "Setzen sie sich." bittet Rolf sie, als sie die Bürotür hinter sich geschlossen hat.

"Ich weiß jetzt gar nicht, wie ich ihnen das sagen soll." beginnt er, als Ellen vor seinem Schreibtisch Platz genommen hat. "Richard hat... also er..." fährt er stockend und sichtlich um Worte ringend fort. "Ist Herrn Block etwas passiert?" fragt Ellen alarmiert. Ihr Herz rast und bei dem Gedanken daran, dass ihrem Kollegen etwas zugestoßen sein könnte, zieht sich alles in ihr zusammen. "Nein! Nein, es ist nichts passiert. Aber er hat mich am Freitag, als sie schon weg waren, um ein Gespräch gebeten. Er hat beantragt mit sofortiger Wirkung die Schicht zu welchseln. Ich musste diesen Antrag genehmigen." erklärt er. "Wie bitte? Warum tut er das?" fragt Ellen schockiert. Sie sind den ganzen Freitag gemeinsam zur Streife unterwegs gewesen und er hat sein Vorhaben mit keiner Silbe erwähnt. Er hat sich nicht Mal wirklich anders verhalten als sonst. Gut, er war vielleicht etwas ruhiger, aber mehr nicht. "Ich weiß nicht genau warum. Er sagte mir, das habe persönliche Gründe, auf die er nicht näher eingehen möchte." beantwortet Rolf ihre Frage. Was für private Gründe? So weit sie es mitbekommen hat, hatte er mit niemandem Streit. Und auch sonst hat er zuletzt eigentlich recht zufrieden mit allem gewirkt. "Ich werde nach Dienstschluss mit ihm sprechen." beschließt sie aufgewühlt. "Das sollten sie nicht tun." empfiehlt Rolf. "Und warum nicht? Ich will wissen was dahinter steckt. Er kann doch nicht einfach die Schicht wechseln ohne etwas zu sagen!" findet sie. "Es ist sein ausdrücklicher Wunsch. Er möchte nicht, dass sie sich treffen oder auch nur hier begegnen. Er sich die Dienste extra so gelegt, dass sie sich beim Schichtwechsel nicht über den Weg laufen werden. Das war ihm wichtig." berichtet Rolf. "Also geht er wegen mir weg?" Nun ist Ellen völlig verwirrt. "Es sieht ganz so aus. Aber gesagt hat er nichts dazu, auch nicht auf meine Nachfragen hin." bestätigt Rolf. "Es tut mir leid. Wirklich. Sie waren ein absolut tolles Team. Mein bestes." fügt er noch hinzu. "Warum geht er einfach? Warum spricht er mich nicht an, wenn er Probleme mit mir hat? Da hat er doch sonst nie ein Blatt vor den Mund genommen. Ich verstehe das alles nicht." sagt Ellen, nun sichtlich mitgenommen. Rolf legt seine Hand auf die ihre und tätschelt diese leicht. "Ich verstehe es auch nicht Frau Wegener. Wirklich nicht." murmelt er dabei.

Einen Moment lang herrscht Stille im Büro. Dann strafft Ellen ihre Schultern. "Und wie geht es jetzt weiter? Mit wem fahre ich?" will sie wissen. "Sie fahren mit Jakob Döring. Er kommt aus der Schicht, in der Richard jetzt ist. So zu sagen ein Tausch. Herr Döring scheint schon von ihnen gehört zu haben und sich auf die Zusammenarbeit zu freuen. Er müsste jeden Moment hier eintreffen." erklärt Rolf. "Ja, gut. Dann werde ich mich mal umziehen gehen." sagt Ellen. Noch immer sieht sie reichlich überfordert von den Neuigkeiten aus. "Frau Wegener." hält Rolf sie auf, als sie gerade die Tür erreicht hat. Sie dreht sich noch einmal zu ihm um und schaut ihn abwartend an. "Versuchen sie es sich nicht so zu Herzen zu nehmen." sagt er zu ihr. Ellen seufzt daraufhin nur. "Ich weiß, dass ist leichter gesagt als getan, aber es nützt ja auch nichts, wenn sie zu viel darüber nachdenken." meint Rolf. Ellen nickt ihm kurz zu, dann verlässt sie den Raum.