Die Tür geht auf und ich werde Zeugin des mit Abstand schönsten, muskulösesten Bauch, den ich je gesehen habe, bevor das schwarze T-Shirt fällt und jenen schönen Anblick verdeckt, der mich heute noch in meinen Träumen heimsuchen wird. Mein Bauch, mein Herz, alles reagiert. Miran scheint wohl geduscht zu haben, wenn ich seine dunklen, glänzenden Haare und die Wasserperlen an seinem Nacken und Schlüsselbein richtig deute. Ich sehe sogar einige Wasserflecken an seiner grauen Jogginghose. "Hallo", murmele ich. "Hallo, Shirin." Er hält mit einer Hand die Tür fest und mit der anderen den Rahmen. "Wie kann ich helfen?" Ich drücke verstummt auf meiner Wasserflasche herum, die ich ihm dann hinhalte. "Die ist zugeklebt." Seine Augenbraue hebt sich. "Tatsächlich?" Ich nicke und deute auf meine Handinnenfläche, die immer noch wehtut. "Hätte ich weitergemacht, hätte ich mir sicherlich die Haut aufgerissen." "Ein weiteres Mal halten Sie das nicht aus. Lassen Sie es mich versuchen." Es geschieht in zwei Sekunden mit zwei Fingern. Zwei. Finger. Sein Daumen scheint mehr Kraft als meine gesamte Hand zu haben, so locker wie er die Flasche geöffnet hat. Ich bin sichtlich verdutzt. "Danke." "Jederzeit, Shirin. Darf es sonst etwas sein? Möchten Sie vielleicht noch etwas anderes trinken?" Jetzt, wo er es anspricht, hätte ich schon Lust, einige Snacks zu haben, sollte ich nachts Hunger kriegen.

"Gibt es hier in der Nähe einen Kiosk? Ich hätte schon Lust auf einige Snacks für später." "Irgendetwas Bestimmtes?" Ich verneine es. "Abgesehen von Chips habe ich nichts im Sinn." "Gut." Er nickt nachträglich, ehe er wieder an sein Bett geht. "Gehen Sie zurück auf Ihr Zimmer. Ich bringe Ihnen die Sachen. Benötigen Sie sonst etwas?" Ehrlich gesagt bin ich ein wenig verdutzt von seiner ... ich weiß nicht, wie ich es betiteln soll. Engagement? Hingabe? Es fühlt sich echt toll an, so behandelt zu werden. Als wäre man etwas Besonderes, wofür es sich lohnt, zweimal aus dem Haus zu gehen. "Aktuell nicht, nein." "Sollten Sie noch etwas wünschen, rufen Sie mich an." Ich nicke, immer noch perplex von seiner Motivation und Engagement. Wieder in meinem Zimmer gleitet mein Blick zur Vase gefüllt mit orangen Dahlien. Es sind zwei. Eine auf dem Nachttisch und eine auf dem Schminktisch. Er verbindet mich mit ihnen. "Oh Mann", murmele ich in meine Hände. Meine Beine tragen mich wackelig zurück aufs große, graue Boxspringbett. Es ist besser, wenn ich mich umziehe, bis er wieder zurück ist. Daher springe ich in eine graue Jogginghose und ein schwarzes T-Shirt. Mein Blick fällt auf die ganzen Tüten. Ich kann nicht fassen, dass er so viel Geld für Haarpflege ausgegeben hat. Das ist unfassbar nett von ihm. Auch wenn ich es ablehnen wollte, freue ich mich über die ganzen Produkte und beschäftige mich mit ihnen, bis es an meiner Tür klopft.

Miran tritt wieder mit mehreren Tüten in mein Zimmer. "Sie waren fleißig", merke ich an. "Es gab eine große Auswahl an Snacks aus ganz Asien. Da dachte ich, dass man sich durchprobieren könnte." "Sind Sie nicht wählerisch?" "Ausnahmen bestätigen die Regel." Diese Aussage habe ich noch nie verstanden, aber das muss er nicht wissen. Sein Blick landet auf die ganzen Öle, die ich aufgestellt habe. "Möchten Sie Ihre Haare ölen?" "Ich muss sie erst in den Behälter geben und dann vor dem Schlafengehen öle ich sie." "Auf das gesamte Haar?" "Nein, das mache ich, bevor ich meine Haare wasche. Ich gebe jede Nacht etwas Öl in meine Längen." "Und wann ist der nächste Waschtag?" Ich halte einen Moment inne. Er ist tatsächlich morgen. "Morgen." Ich sehe etwas in seinen Augen aufblitzen. Ich spüre einen Drang seinerseits, den er jedoch unterdrückt. Miran schaut wieder auf die ganzen Öle auf dem Boden. "Und wie viel geben Sie von jedem Öl hinzu?" Ich werde das Gefühl nicht los, dass er mehr Zeit mit mir verbringen möchte. Immerhin hätte er die Tüten ablegen und wieder gehen können. "Immer einen Finger, bis die Flasche voll ist. Oh, jetzt, wo es mir einfällt. Wir haben kein Oliven-," "Ich habe es mitgebracht." Heirate mich sofort!

"Gut", setze ich an, zu unfähig, mehr zu sagen. Dieser Mann überwältigt mich mit den kleinsten Sachen. "Wenn Sie nichts Wichtiges zu tun haben, dann können Sie mir zuschauen, wie ich meine Öle mische." "Sehr gern, Shirin." Gern. Er möchte mir gern zuschauen. Ich schalte die Heizung an und lege den Glasbehälter mit dem Kokosöl drauf. Solange können wir uns auf den Boden setzen und die restlichen Öle in die Auftrageflasche geben. "Ich habe keine chronologische Reihenfolge, aber ich tendiere dazu, das Kokosöl als eines der letzten hinzuzugeben." Miran greift nach dem Arganöl. Gute Wahl. "Möchten Sie es dieses Mal auffüllen?" Ich sehe schon wieder das Leuchten in seinen Augen. Es freut mich sehr, dass er sich dafür interessiert. "Wenn es Ihnen nichts ausmacht." "Absolut nicht. Toben Sie sich aus." Ich kann mich also zurücklehnen und ihm dabei zusehen, wie er zum Wissenschaftler mutiert. Es ist echt niedlich, wie er immer millimetergenau seinen Zeigefinger hochwandern lässt, um zu wissen, wann er ein neues Öl hinzugeben kann. "Und Sie lassen das Öl die gesamte Nacht über in Ihren Haaren?" Ich nicke. "Wann kommt die Haarmaske?" "Unter der Dusche." "Am Ende?" "Fast. Erst shampooniere ich mein Haar dreimal und gebe beim zweiten und dritten Mal Spülung in die Spitzen, dann kommt die Maske und am Ende versiegele ich es wieder mit einer Spülung." Miran legt gerade das Jojobaöl zurück, als er mich fragend ansieht.

Tollpatschige LiebeDonde viven las historias. Descúbrelo ahora