,,Willst du mich etwa nicht sehen?"

Meine Hände zucken verdächtig, als ich die Belustigung und Amüsement aus seiner tiefen Stimme heraushöre. Willst du etwa meine Faust in deiner Fresse spüren? Hm? Willst du das? So wie du meine Wut steigen lässt, dauert es nicht mehr lange bis das passieren wird. Gereizt atme ich aus meiner Nase aus. Warte nur ab bis du auch dieses beschissene Klebeband von meinem Mund entfernt hast. Helligkeit trifft mein Augenpaar und ich kneife sie automatisch zusammen. Argh, ich kann meine Augen nicht öffnen. Will ich sie überhaupt öffnen? Will ich ihn wirklich sehen? Nach so vielen Monaten in seine Augen schauen und das mehr als fünf Sekunden? Ich ... ich lasse sie geschlossen. Ich will ihn nicht sehen. Ihn und sein abscheuliches Gesicht. Seine Finger bewegen sich zögernd. Zögernd und brennend zu meinem Gesicht. Drehe mein Gesicht komplett in die Gegenrichtung von ihm und höre ein leises Seufzen. Zieht er absichtlich das Klebeband von meinem Mund so langsam? Um mich noch mehr zu provozieren? Endlich, nach mehr als dreißig Sekunden, hat er das Band entfernt. ,,Ich hoffe, dass es nicht sehr geschmerzt hat. Ich war extra langsam beim Entfernen." Will ... will er mich verarschen? Ist das sein kompletter Ernst? Ach, er war extra langsam. Was erwartet er, was ich machen soll? Mich bei ihm bedanken? Ich kann nicht anders, als mit geschlossenen Augen verächtlich zu schnauben. Klar könnte ich ihn jetzt anschreien, anbrüllen oder ihn von A bis Z beleidigen, aber ich entscheide mich vorerst stumm zu bleiben. Vorerst.

Ich muss zugeben, dass es merkwürdig ist seine Stimme zu hören. Er spricht mehr Wörter und ... ich weiß nicht. Es ist einfach komisch. Es ist gerade auch keine eilige Situation. Keine weitere Situation, in der er mein Bewusstsein nimmt. Keine weitere Situation, in der er mich erschreckt. Seinerseits wird von ihm ein Schritt zurück gemacht und etwas knarrt. Ich glaube, das war ein Stuhl. Wenn er sich jetzt wirklich vor mich gesetzt hat. Ich könnte meine Augen aufmachen. Sie und mein Mund sind frei, wohingegen meine Hände und Beine immer noch an dem Stuhl gebunden sind. Ich höre etwas wie ein Tippen. Ja, das ist ein Tippen! Das bekannte Tippen, wenn man auf einem IPhone was schreibt. Er hat es extra auf laut gemacht. Ich kann darauf schwören. Er will, dass ich es höre. Was versucht er? Was versucht Aslanoğlu? Ich will meine Augen öffnen und mein Gesicht zu ihm drehen, um zu schauen, was er macht. Doch ich spüre seinen Blick auf mir. Er schaut mich an und tippt immer noch. Ich weiß nicht genau den Grund, warum ich Schweiß an meinen Händen spüre. Seinetwegen auf jeden Fall nicht. Das schafft er nicht. Sowas schafft Aslanoğlu nicht. Mehr. ,,Denkst du es wäre unhöflich, wenn ich Yasin schreiben würde, dass er ein beschissener Knecht ist..." Was? Abrupt öffne ich meine Augen, drehe meinen Kopf zu ihm und blicke geradeaus in die dunklen Augen, die mich in eine Bann ziehen.

,,...von deinem Handy?"

Wie ich vermutet habe, sitzt er breitbeinig auf einem Stuhl nur ein Meter vor mir. Ich schaue von seinen Augen zu meinem Handy, das er in der Höhe hält. Mein Puls erhöht sich von Sekunde zu Sekunde. Mein Herz schlägt von Minute zu Minute schneller. Ich spüre wie sich unterdrückte Wut herausspringen möchte. Meine Stimme will ihn anschreien. Sie will ihn anbrüllen. Meine Hände wollen ihn packen und gegen die Sportgeräte, die sich hinter ihm befinden, werfen. Verdammt, ich werde aggressiv. Und wie ich es werde! ,,Wag. Es. Nicht." presse ich mit abgehacktem Atem heraus und mein wütender Blick trifft seinen scannenden Blick. Er inspiziert meinen Blick mit einer Ruhe, die ich ihm aus seinem Körper rausschlagen möchte. ,,Bakma öyle!" (Schau nicht so!) presse ich laut und aufgebracht aus mir heraus. Ich rase hier vor Wut und er strahlt einfach Ruhe aus! Dieser Raum hat so große Decken und ist so laut, dass meine Stimme mir noch lauter kommt als sonst. Andere hätten gezuckt, wären weggerannt. -Aber Aslanoğlu? Er nimmt nur langsam, ganz langsam, das Handy runter, während er in meine Augen blickt. So ... so tief und ... auskennend. ,,Also wäre es nicht unhöflich?" erklingt wieder seine Stimme, nachdem eine Stille diesen Raum gefüllt hat. Er macht das so extra! So, so extra! Wieso bringt er meine Wut zum Kochen? ,,Willst du mich verarschen?" kommt es genauso laut wie vorhin aus meinem Mund. Alle meine Fingerknochen verkrampfen sich und wollen in irgendwas greifen. Etwas kaputt machen, etwas zerstören, etwas brechen.

TURKISH REVENGEWhere stories live. Discover now