Hope dies last

Chapter 5

*Freya*

Verena mustert Nora, Carrik und mich eindringlich mit gerunzelter Stirn. Dann wendet sie sich an unsere Begleiter. „Rose, bring sie zu Linn und gib ihnen etwas zu Essen."

Es war keine Bitte sondern ein Befehl und Rose beschwert sich auch nicht, obwohl sie nicht so zufrieden mit diesem Auftrag aussieht. Sie begleitet uns zur Tür raus und schließt langsam die Tür hinter uns, dann folgen wir ihr schweigend zu der dicken Stahltür in den schmalen Gang und wieder hoch in das Fabrikgebäude. Sie führt uns zu einer Art Treppenhaus in den zweiten Stock. Bis jetzt hatte ich noch nie ein Fabrikgebäude mit mehreren Etagen gesehen, wobei man diese zweite Etage auch nicht wirklich so nennen kann. Die eine Wand ist wohl einmal komplett gesprengt worden und jetzt kann man diesen Ort eigentlich nur noch als riesigen, überdachten Balkon betrachten. Doch irgendwie wirkt er freundlich. Viele Pflanzenranken wachsen auch hier an den Wänden und in den verschiedensten Behältern wachsen die unterschiedlichsten Pflanzen. Ich erkenne eine große Tomatenpflanze in einem alten, rostigen Kochtopf, mehrere Kräuter, die ich teilweise gar nicht kenne in Gläsern, Pappschachteln oder alten Konservendosen und sogar drei, nein sogar fünf aus Holzbrettern zusammengebautes Beet mit verschiedenen Salatsorten, Möhren, Kartoffeln und anderen Pflanzen, die ich nicht kenne. In einer Ecke ist sogar eine Art Outdoor Küche mit kleinem Ofen, Arbeitsflächen und mehreren Gusseisernen Pfannen.

Ich bin echt beeindruck, dieser Ort scheint das komplette Gegenteil von dem Raum mit den Computer zu sein. „Was ist das hier?", fragt Carrik.

„Unser Graten", antwortet Rose grinsend. 

„Rose?", ertönt plötzlich eine leise Stimme und Carrik und ich zucke zusammen. Nora und Rose lachen. Ein Mädchen, das ich bis eben nicht bemerkt habe, weil sie versteckt zwischen den vielen Pflanzen gesessen und in einem Buch gelesen hat, kommt auf uns zu. Sie ist vielleicht fünfzehn hat dunkelbraune Haare, die sie zu einem dicken Zopf gebunden hat und freundlichen blauen Augen. Dazu trägt sie einen dicken hellgrünen Mantel, braune Lederstiefel, eine braune Hose und einen kleinen silbernen Anhänger an einem dünnen braunen Lederband. Er hat die Form einer Blüte. Das muss Linn sein. 

*Cedric*

Ich bin mir nicht sicher, ob Verena wirklich wütend ist. „Wo habt ihr die drei gefunden? Wer sind sie? Warum vertraut ihr Fremden einfach so? Und was habt ihr euch dabei gedacht?", fragt sie. Ich wechsle kurz einen Blick mit Lucia und Andrik. Dann fängt Andrik an alles zu erklären. „Wir haben die drei im Wald gefunden, ungefähr eineinhalb Tagesmärsche von dem Dorf, das angegriffen wurde, entfernt."

„Dann konnten sie also fliehen?", erkundigt sich Verena.

„Sieht so aus. Auf jeden Fall kommen sie aus diesem Dorf und das ist auch der Grund, warum wir ihnen vertraut haben..."

„Wegen dem Aufstand, richtig?"

Wir nicken alle.

„Hat sonst noch jemand überlebt?"

„Nein, wir haben niemanden gefunden", antworte ich.

Verena nickt langsam.

„Und...wie...heißen die drei?", fragt sie schließlich.

„Die kleine heißt Nora und das andere Mädchen heißt Freya, ich glaube die beiden sind Schwester und der Junge heißt Carrik", sage ich.

Verena nickt wieder.

„Gut, bringt ihr sie bitte zu mir runter, wenn sie gegessen haben und lasst Linn sie nach Verletzungen absuchen. Es reicht, wenn zwei von euch das machen, der andere kann solange Jhon mit dem Waffenlager helfen."

Eigentlich wollte Lucia Jhon mit dem Waffenlager helfen und auch mir wäre das Waffenlager lieber gewesen, als die Neuen, aber Andrik hat so lange gebettelt, bis wir schließlich nachgegeben haben. „Was hältst du eigentlich von den dreien?", frage ich Lucia, als wir durch das Treppenhaus zum Garten laufen. Sie zuckt mit den Schultern.

„Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Aber sie scheinen ganz okay zu sein", meint sie.

„Ich bin gespannt, was Verena mit ihnen besprechen will", erwidere ich.

„Oh ja, ich auch und wer weiß vielleicht haben sie ja irgendwelche versteckten Talente im Umgang mit Waffen", sagt Lucia grinsend. Ich muss auch grinsen. Lucia mag von außen, wenn man sie nicht kennt, kalt wirken, aber das ist sie nicht wirklich und wahrscheinlich kann man das gleiche auch von mir sagen, aber ich bin nunmal misstrauisch und verschlossen. Wahrscheinlich liegt das an den ganzen Verlusten oder einfach in meiner Natur, denn Rose ist schließlich nicht so.

Oben angekommen scheinen die Anderen bereits gegessen zu haben. Rose und Nora unterhalten sich und lachen ab und zu. Als sie uns sehen flüstert Rose Nora was zu und die beiden fangen wieder an zu lachen. Manchmal könnte ich meine Schwester echt erwürgen.

Freya und dieser Carrik sitzen an einem der runden Tische und scheinen sich mit Linn unterhalten zu haben. Jetzt sehen sie erwartungsvoll zu uns. Ich weiß nicht warum, aber ich mag Carrik irgendwie nicht.

„Und war sie sauer?", fragt Rose grinsend.

Ich seufze. „Nein, war sie nicht, sei froh."

Lucia wendet sich an Freya, Nora und Carrik und erklärt ihnen, was Verena gesagt hat.

„Heißt das, wir können hier bleiben?", fragt Nora hoffnungsvoll.

„Keine Ahnung", gebe ich zu und bedeute den dreien Lucia und mir wieder nach unten zu folgen. Freya bedankt sich erst bei Linn für das Essen, dann folgt sie uns auch. 

*Freya*

Cedric und Lucia bringen uns zurück in den Raum voller Computer. Verena wartet schon auf uns und bittet Cedric und Lucia uns alleine zu lassen. Als sie die Tür hinter sich geschlossen haben, beginnt sie zu reden.

„Ich bin Verena und hier für alles verantwortlich. Hat Linn euch nach Verletzungen abgesucht?"

„Nein, aber uns geht es gut", antworte ich. Carrik und Nora nicken zustimmend.

„Na gut, ihr fragt euch bestimmt, wo ihr hier seid und was wir hier machen?"

Wir nicken.

„Gut, ich werde es euch erklären, aber ihr müsst erst versprechen, dass ihr es niemanden, den ihr nicht kennt, erzählt und normalerweise vertraue ich Fremden nicht einfach so, aber da ihr aus dem Dorf kommt, mache ich eine Ausnahme, denn ihr scheint ja auf unserer Seite zu stehen", meint Verena.

Nacheinander versprechen wir es alle.

„Also wir gehören zu den Rebellen."