"Ich habe mich ebenso aufs Sofa gelegt." Wie? Meine Augen weiten sich? "Einfach so?" "Einfach so, Shirin." Aber ... er hat sich einfach so zu mir gelegt? Ich ... wie? Ich schaue verwirrt auf das Frühstück. Wieso bin ich nicht aufgewacht? Ich hätte es genießen können. Mein Blick hebt sich wieder zu seiner Kaffee trinkenden Gestalt. "Ist das noch diskret?" "Wir sind bei mir zu Hause, Shirin. Es ist schon lange nicht mehr diskret." Hm, okay. Interessant. Ein wenig überfordert bin ich schon, aber wenn wir außerhalb des Büros indiskret sein dürfen, dann ... ist es okay ... schätze ich. "Also ist es okay, dass wir miteinander geschlafen haben?" Miran verschluckt sich an seinem Kaffee. Die Tasse wird mit mehr Kraft auf den Tisch gestellt, als wahrscheinlich gewollt und deshalb schwappt der Kaffee auch über. Ich bin nach wie vor verwirrt. Miran hält sich die Hand vor den Mund. "Shirin", hustet er. Ich stehe zögernd auf, um ihm auf den Rücken zu schlagen. Langsam beruhigt er sich wieder. Oh Mann, ich habe vergessen, dass im hohen Alter auch Schluckbeschwerden auftreten können. "Alles gut?" "Sie machen mich fertig, Shirin", seufzt er.

Ich bleibe weiterhin verwirrt. Soll ich mich jetzt hinsetzen oder soll ich ihm sein Frühstück kleinschneiden? Er dreht sich schon erschöpft zu mir. "Ihre Sprachfehler bringen mich noch irgendwann um." Warum? "Was war falsch daran?" "Wir haben nicht miteinander geschlafen, Shirin. Man schläft beieinander, wenn man auf einem Sofa schläft." Oh ... oh. Stimmt, da war ja was. "Aber wie haben Sie sich unbemerkt an mich gekuschelt?" Seine Augen weiten sich. Warum fährt er sich seufzend über sein Gesicht und seine Haare? Habe ich mich wieder versprochen? "Shirin", setzt er an, als er aufsteht und sich neben mich stellt. Seine Hände umschließen wieder meine Oberarme und drehen meinen Körper zum Wohnbereich. "Sie sehen doch das große, schwarze Sofa, oder?" Ich nicke. "Und sehen Sie auch den verlängerten Bereich links?" Er zeigt verdeutlichend darauf und wieder nicke ich. "Da habe ich geschlafen. Ich habe Sie nicht unerlaubt berührt oder bedrängt." Oh ... oh. Ach so. "Verstanden." Ich nicke ihm noch einmal nachträglich zu, während er mich weiterhin verzweifelt anschaut und setze mich dann wieder an meinen Platz. Jetzt geht es mir schon viel besser. Ich fühle mich zwar noch etwas schlapp, aber durch das Frühstück werde ich fitter.

Ich nehme mir eine Scheibe des getoasteten Brots zur Hand. Mal schauen, wie seine Guacamole schmeckt. Optisch gefällt sie mir schon. Sie lässt sich geschmeidig verteilen und ich sehe auch keine Avocadostückchen. Sehr gut. Miran beobachtet mich schon ganz gespannt, wie ich das Brot zu meinem Mund führe. Ein Biss und ich nicke. "Ist gut", murmele ich. Dafür kriegt er ein Sternchen. "Dann bin ich ja erleichtert." Er erfüllt damit einen weiteren Punkt, mein Ehemann zu werden. Einen sehr wichtigen Punkt. "Lassen Sie Ihre Haare an der Luft trocknen oder machen Sie etwas mit ihnen, damit sie so lockig werden?" "Ich benutze einige Haarprodukte. Ich persönlich finde es schwer, die richtigen zu finden. Oft erschweren sie meine Haare oder verkleben sie mehr, als sie zu definieren. Auf jeden Fall benutze ich wöchentlich eine Haarkur. Ansonsten würden meine Haare das ganze Glätten gar nicht aushalten." "Dann glätten Sie Ihre Haare einfach nicht mehr." Wenn es doch nur so leicht wäre. Ich schiele betreten zu meiner dampfenden Tasse. "Vielleicht, irgendwann." "Was hält Sie davon ab? Ist die Atmosphäre auf der Arbeit unangenehm? Hat jemand in der letzten Zeit etwas gesagt?" "Ist die Gewohnheit eben."

Ich weiche seinem sanften, vorsichtigen Blick aus. Das Verhalten meiner alten Arbeitskollegen hat alles zerstört; sie zu definieren, sie entsprechend ihrer Struktur zu föhnen, sie richtig zu bürsten. "Wenn nicht hier, dann vielleicht in London. Wir können es dort versuchen und Sie wieder daran gewöhnen." Mich rührt seine Mühe sehr. Es macht mich ein wenig emotional, daher trinke ich einen Schluck meines heißen Fencheltees. "Wir schauen", murmele ich. Es ist das erste Mal, dass sich jemand soviel Mühe für mich machen möchte. Es wird still. Ich genieße die Guacamole, die er wirklich meinetwegen gemacht hat. "Wollen Sie nicht auch?" "Ich bin nach wie vor kein sonderlich großer Avocado-Fan." Wie? Nach all dem, was wir durchgemacht haben? "Aber ich habe Sie damit gefüttert! Sie meinten, es schmeckt Ihnen!", schmolle ich. "Ich habe es für Sie gemacht, Shirin. Nicht für mich." "Kommen Sie schon!" Ich schmiere ihm ein Brot damit ein und schiebe es ihm zu. "Sie geben nie nach, nicht wahr?" "Es ist berechtigt! Ich kann meine Emotionen nicht unterdrücken, wenn ich sehe, dass jemand sein Leben ruiniert." Der schwarze Kaffee verfolgt mich schon in meinen Träumen. Wie es diesem armen Mann dann wohl ergehen muss?

Tollpatschige LiebeWhere stories live. Discover now