I Think He Knows

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Spa. Das letzte Rennen vor der Sommerpause. Das letzte Rennen vor meinem Urlaub in Monaco. Bei Lando. Unsere Freundschaft hat sich in den letzten Wochen echt vertieft und ich hab auch bei den anderen Fahrern Anschluss gefunden. Die Interviews hatten immer Spaß gemacht und meine Rennleistung hatte sich auch verbessert, sodass ich regelmäßig in den Punkten gelandet bin. Und ich muss zugeben, dass ich mich eventuell in Lando verknallte. Mein Gott ich fühle mich als wäre ich 17. Zwischenzeitlich rutschte ich absolute Tagträumerei ab. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn da was laufen würde. Aber niemals würde er das auch wollen. Er lässt mein Herz einfach höher schlagen. Ich mag das, aber es lenkt mich auch absolut ab. Aber es spornt mich auch an. Ich will alles an ihm kennenlernen. Und das klingt einfach wahnsinnig.

Da das Qualifying gestern für mich gestern echt gut gelaufen war, startete ich von Platz 5. und ich konnte die Position halten und sogar einige Runden vor dem Ziel noch Charles überholen. Nach der Zieldurchfahrt war ich so glücklich wie nie. "Liv, das ist Platz 4 bei deinem Heimrennen! Sehr starkes Rennen von dir. Lando ist auf Platz 3 vor dir. Ein sehr gutes Wochenende. Max und George sind auf  Eins und zwei." Ich quietschte und hörte im Hintergrund in der Garage Applaus. In der Boxengasse angekommen, fühlte es sich wie ein kleiner Sieg an. Platz 4, meine beste Platzierung bis jetzt. 

Ich stieg aus und lief zum Team und umarmte einige Leute, darunter auch Lando, der mir zuflüsterte, dass er stolz auf mich ist. Ein Kribbeln durchfuhr meinen Körper. Und das ging seit 2 Wochen soll. Abschalten kann ich es nicht. Warum ist das alles so kompliziert?

Nach der Siegerehrung machten wir das obligatorische Teamfoto. Ich wollte vor dem Champangerregen weglaufen, konnte jedoch mein Gleichgewicht nicht halten und viel hin. Ich lachte und wurde komplett durchnässt. Die beste Dusche meines Lebens. Meine Augen fingen an zu brennen und ich versuchte es weg zu zwinkern. 
"ich muss meine Kontaktlinsen rausnehmen.", sagte ich, stand auf und lief in meine Kabine. Noch nie hatte ich die Dinger schneller aus meinen Augen raus. Ich wusch mein Gesicht und setzte meine Brille auf. "Schon besser.", sagte ich zu mir selbst.

Nachdem wir in der Garage noch ein wenig gefeiert hatten, ging es am Abend zu einem Dinner mit den Teamchefs. Ich zog ein grünes, bodenlanges Kleid an und steckte meine Haare mit einer Spange zusammen. Ich kam mir sehr overdressed vor. Aber das war es vermutlich nicht. Ich ging ins Badezimmer. Okay es gibt keinen beschisseneren Spiegel zum Schminken. 

Nachdem ich fertig war, ging ich in die Lobby und setzte mich auf ein Sofa. Ich war 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit dort und spielte an meinem Handy rum. Das Hotel hier in Lüttich war schön eingerichtet. Zak kam in die Lobby und setzte sich zu mir. Er lächelte mich an. "Du warst die richtige Entscheidung." Ein breites Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. So breit, dass die unteren Ränder meiner Brille auf meinen Wangen lag. "Und ich bin froh, dass ich das richtige Angebot angenommen habe." 
Nach einem kurzen Gespräch tauchte Lando auch endlich mal auf. Zak und ich standen auf. "Dann können wir ja endlich los.", sagte Zak, doch Lando sah nur mich an. "Du siehst...", er sah zu Zak, "...ihr seht klasse aus." Da hatte sich aber jemand sehr knapp gerettet. Ich bekam Farbe im Gesicht. Das spürte ich. "Danke.", sagte ich verlegen.

Während des Essens saßen Lando und ich uns gegenüber. Immer wieder sah ich ihn an, während er beschäftigt war mit reden. Ich verlor mich komplett in seinen Augen. Als er mich ansah, war es wie ein Feuerwerk in mir. Ich begann zu starren und sah peinlich berührt auf meinen Teller. Wie offensichtlich will ich das eigentlich machen? 

Nach dem Dinner wurden wir zurück ins Hotel gebracht. Lando und ich fuhren gemeinsam mit dem Fahrstuhl nach oben. "Das Kleid steht dir ziemlich gut." Ich sah auf den Boden, lächelte und bedankte mich. Stille.
"Was machst du gleich noch so?", fragte Lando um die Stille zu durchbrechen. "Ich schätze mich abschminken und was bequemes anziehen. Die Schuhe bringen mich um." "Ja das glaub ich dir gerne." "Und was machst du gleich?" "Ich überlege mir gleich noch einen Film anzuschauen." Er machte eine kurze Pause. "Vielleicht magst du den mitschau..." Ich unterbrach ihn direkt und sagte sofort zu. Vielleicht war das ein bisschen zu viel Elan. Die Fahrstuhltür öffnete sich. "Ich schreib dir.", sagte ich, verließ den Fahrstuhl und ging in mein Zimmer. 

Ich tippte eine Nachricht.

Olivia:  'Ich wäre dann soweit'

Lando: 'Bei dir oder bei mir?'

Die Frage überforderte mich.

Olivia: 'Mir egal. Entscheide du.'

Lando: 'Ich komm zu dir. Welches Zimmer?'

Olivia: '813. Bis gleich :)'


Ungefähr 5 Minuten später klopfte es an meiner Tür. Ich öffnete Lando die Tür. Wieso fühlt sich das wie ein Date an? War das vielleicht ein Date? Nein. Was rede ich mir da ein?
Ich ging ins Wohnzimmer.
"Willst du was trinken?" "Gerne." Ich reichte ihm eine Flasche Cola und setzte mich neben ihn auf die Couch. 
"Ich hab was für dich.", sagte er. Ich verharrte in meiner Bewegung. Ein Geschenk für mich? Er reichte mir eine kleine Tüte. "Wieso kaufst du mir was?" "Ich hab das schon gestern gesehen und musste an dich denken. und heute passt es noch besser." Nachdem in in die Schachtel griff, hatte ich eine kleine Schachtel in der Hand und öffnete diese. "Ein Schlüsselanhänger? In Form von der Strecke in Spa. Aww wie süß von dir." Automatisch umarmte ich ihn. Es war eine sehr angenehme Umarmung. Wir lockerten die Umarmung langsam und sahen uns in die Augen. Diesmal war es das krasseste Kribbeln überhaupt. Ich hatte ihn direkt vor meiner Nase sitzen. Ich schaute abwechselnd zwischen seinen Augen und seinen Lippen hin und her. Er legte seine Hand an meine Wange und sah mir direkt in die Seele. Ich hörte auf zu atmen und sah ihn leicht lächelnd an. Er schaute zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Langsam kamen wir uns beide näher, bis wir uns küssten. Das war eine verdammte Gefühlsexplosion. Wie aus Reflex legte ich meine Hände um seinen Hals und erwiderte den Kuss. Seine andere Hand legte er vorsichtig an meine Taille.
Nach einigen Augenblicken lösten wir uns voneinander und sahen uns an.
"Das war überraschend.", gab ich stotternd von mir. "Für mich auch.", antwortete Lando, "Vielleicht sollte ich gehen." "Nein. Bitte bleib. Es ist alles gut." 
Er lächelte mich an. "Ich hatte so ein Gefühl. Und irgendwie hat sich das richtig und gut angefühlt. Ich wollte dich nicht überrumpeln. Aber ich hab die letzten Wochen immer wieder mehr gefühlt, als nur Freundschaft. Und ich hatte das Gefühl, dass es bei dir auch so war. Also bei dir war es ziemlich offensichtlich." Ich lachte. Er wusste es. und das seit einigen Wochen. Ich fühlte mich sehr ertappt. 
"War das echt so offensichtlich?" "Für mich ja.", antwortete er. Ich lächelte: "Ja doof gelaufen für mich. Aber eine Frage." "Ja?" "Darf ich dich nochmal küssen?" Ohne zu antworten zog er mich zu sich und küsste mich. Ich kann in diesem Augenblick nicht genug von ihm kriegen. 

Nachdem wir uns einen Film angesehen haben, lag ich halb schlafend auf der Couch. Meine Füße lagen auf seinem Schoß und er hatte seine Arme auf ihnen abgelegt. Ich könnte mich daran gewöhnen. 
"Willst du schlafen gehen? Ich kann gehen."
"Ich will nicht, dass du gehst.", sagte ich und klang dabei wie ein kleines Kind. "Bringst du mich ins Bett?", fragte ich und streckte ihm die Arme entgegen? "Bitte?" Ich legte meinen niedlichsten Blick auf. Lando stand auf und hob mich hoch. Ich legte meine Hände um seinen Hals und meinen Kopf auf seine Schulter. Er warf mich ins Bett. "Ey!" Er lachte. "Das ist nicht nett.", sagte ich und er warf mir ein Kissen ins Gesicht. Der Abend endete also mit einer Kissenschlacht. Nachdem einige Kissen durch die Luft geflogen sind, küsste er mich liebevoll. "So du bist jetzt im Bett. Gute Nacht." Leise fragte ich: "Bleibst du?", und lächelte ihn an. Lando lächelte und nickte. 

Ich ging ins Bad und machte mich bettfertig indem ich meinen Pyjama anzog. Es war im Grunde eine kurze Hose mit einem Top als Oberteil. Ich band mir meine Haare in einem Dutt zusammen und wusch mein Gesicht. Ich legte mich ins Bett und Lando ging ins Bad. Ich bin aufgeregt und nervös. Das ist alles einfach so unreal.
Nachdem er aus dem Bad kam, hatte er nur noch seine Boxershorts an. "Daran könnte ich mich gewöhnen.", sagte ich und wir lachten. Lando legte sich neben mich und zog mich in seinen Arm. Ich merkte, wie K.O. ich von dem heutigen Tag war. 
"Wo führt das hier hin?", flüsterte ich. "Keine Ahnung.", antwortete er.  Er weiß es. Er weiß es ganz genau. Ich lag auf seiner Brust und merkte, wie er weiter redete. So wirklich mitbekommen hatte ich nicht, worum es geht. Ich war eingeschlafen.

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