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Yoongi

Der Tag an dem Jimin zum Arzt muss, kam näher und ich einfach nur erleichtert, dass wir schon im Wartezimmer saßen. Mit einem dicken Hoodie und seinem Wintermantel saß er neben mir und hielt meine Hand. Er hatte Angst, das hatte er mir vorher noch mitgeteilt.

Seither hatten die Schmerzen einfach immer wieder angefangen. Sie kamen und ginge wie sie gerade Lust hatten und mir machte es wirklich sorgen. Dieses Kind durfte nicht gehen. Ja nicht. Ich brauche meine Freiheit zurück.

"Herr Park", rief eine weibliche Stimme. Jimin stand auf und zog mich hinter sich her. Er wusste ja ganz genau, wohin er musste. Er führte mich in einen Raum, in dem, mitten des Raumes ein Hightech Stuhl stand.

"Guten Tage, Herr Park. Wie ich sehe, haben sie ihren Freund mitgebracht", begrüßte sie Jimin freundlich. Gott, heiß sah diese Ärztin schon aus. Nein, ich durfte mir nichts anmerken lassen, also unterdrückte ich den Gedanken, sie falsch legen zu wollen, ganz schnell.

"Ja er ist mein Freund, somit der Vater von dem Kind", erklärte er ihr und sie lächelte mich freundlich an. Ich bemerkte, mit was für einem Blick sie mich musterte und sie sich noch auf die Lippen biss. Wollte sie mich anmachen. Jung war sie. Ich schätzte sie so auf kurz vor dreißig. Ältere Frauen waren mir sogar meist am liebsten.

"Schön, sie kennenzulernen. Dann wollen wir mal Herr Park. Bitte auf die Liege legen und Bauch frei machen", wies sie Jimin auf und er zog den Mantel aus, gab ihn mir. Er ging zu der Liege, setzte sich und hob sein Hoodie hoch, um sich dann hinzulegen.

Die Ärztin setzte sich auf ihren Hocker und rollte näher an Jimin heran. Für sie war das ganze Routine, aber für mich war das alles neu.

"Sie können ruhig herkommen, dann sehen sie ihr Kind", meinte sie zu mir. Ich legte Jimins Mantel auf den Stuhl und ging zu ihm rüber, griff nach seiner Hand, ehe ich in den Bildschirm sah.

Mein Herz blieb kurz stehen und meine Atmung stockte, als ich den kleinen Körper in dem Bildschirm sah. Er trägt doch tatsächlich ein Kind in sich. "Ich kann sogar die Herztöne messen, soll ich die abspielen lassen?", fragte sie an Jimin gerichtete und er nickte.

Deutlich sah man das Herz in dem Bildschirm flattern und der Herzschlag ertönte so gleich. Etwas fester druckte ich Jimins Hand. Das war ernsthaft mein Kind?

"Bis hier her ist schon mal alles gut, es entwickelt sich gut und ist auch diesmal gut zu erkennen. Eigentlich alles super. Ich bin voll zufrieden. Die Woche passt sogar. Acht plus zwei, alles gut. Haben sie irgendwelche Beschwerden?"

Jimin schüttelte den Kopf. Sein Ernst.

"Jimin, sag ihr schon. Du leidest an Übelkeit und Schlafmangel, wegen Schmerzen. Rede es nicht runter!", sagte ich zu ihm.

Sie sah mich an und dann wieder ihn. "Ja, okay, er hat recht. Ich habe seit drei Tagen immer wieder so krampfartige Schmerzen im Unterbauch, kann deswegen kaum schlafen und mir ist auch ständig kalt. Die Übelkeit ist ja normal", sagte er und sie nickte verstehend.

"Also, ich kann sie beruhigen. Die Schmerzen liegen an dem Wachstum des Kindes, das kommt, wenn sich da unten alles weitet. Das kann vorkommen, da empfehle ich ein Wärmekissen, nur keine Tabletten nehmen. Und die Kälte, hat wohl mit dem Hormonhaushalt zu tun, das pendelt sich aber auch wieder ein. Halten Sie sich einfach warm, mehr, kann ich da sonst auch nicht tun. Aber gegen Übelkeit kann ich was verschreiben und schadet dem Kind auch nicht", erklärte sie und ich war schon erleichtert, dass da nichts Schlimmes war.

Jimin durfte sich den Bauch abputzen und zog sich wieder an.

Jetzt, wo es auch für mich sicher war, dachte ich jetzt sogar wirklich daran, jetzt die Gelegenheit zu ergreifen und einfach zu verschwinden, aber irgendwas sagt mir, dass ich dann nicht doch in größeren Schwierigkeiten komme, als ich eh schon bin?

Eigentlich sollte es mir egal sein und ein Plan hätte ich, aber ich hatte da so ein komisches Gefühl, weswegen ich es nicht tun sollte. Ich hatte schon seit drei Tagen an dem Plan gefeilt und wäre leicht durchzuziehen.

"Wartest du hier? Ich muss nur einen neuen Termin machen", kam es von Jimin, ich, der in Gedanken versunken neben ihm her lief. Wir waren fertig und ich habe das gar nicht wirklich gepeilt.

"Ja, ich warte", sagte ich zu ihm. Jimin gab mir seinen Mantel, nahm dafür seinen Geldbeutel mit und die Schlüssel. Ich hatte nicht vor, mit dem Auto wegzufahren.

Ach komm Yoongi, beweg deine Beine und hau endlich ab.

Mich selber damit anzuschreien kann ich gut, aber mein Körper wollte nicht auf mich hören. Ich machte nur einen Schritt auf die Tür zu, aber weiter kam ich nicht, da mein Körper nun ganz versagte. Ist es denn so schwer, den Weg in die Freiheit zu gehen?

So wichtig ist mir Jimin doch gar nicht. Ich war geblendet, meine Gefühle haben mich selbst angelogen. Warum sollte ich noch länger bei Jimin bleiben? Er hat es doch akzeptiert, dass ich ihn nie lieben würde, glaube jetzt dennoch meinen Wandel. Wieso glaubte er mir das überhaupt?

Ich verstand das nicht. War Jimin einfach nur so naiv, oder war mir gar nichts mehr bewusst? Hat er etwa meine Worte einfach vergessen?

Ach stimmt, er liebt mich ja zu sehr, dass er die schlechten Dinge einfach so verdrängen kann und er sie zum Teil ganz vergaß. Er hatte sie also verdrängt und sich jetzt eingeredet, dass ich ihn wirklich lieben würde, dabei habe ich ihm das nie so gesagt, nur angedeutet.

Meine Beine machten zwei weitere Schritte auf die Tür zu, ehe ich wieder stockte und an mir zweifelte, den Plan nun wirklich durchzuziehen. Mir bleiben noch ein paar weitere Möglichkeiten. Jimin musste noch ein paar Mal zum Arzt wegen der Schwangerschaft.

Wenn ich es heute nicht schaffen, dann musste ich es das nächste Mal doch schaffen?

"Yoongi?", ertönte Jimins Stimme. Ich sah ihn eben vor die Tür treten, schaute aber in die Richtung des Flures, ehe sein Blick zu mir wanderte.

"Da bist du, ich dachte, du wärst gegangen. Wolltest du etwa gehen?", fragte er mich. Monoton sah ich ihn an, ließ ihn nicht merken, dass er mich damit erschreckte und schüttelte den Kopf.

"Nein, die Helferin hatte mich nur blöd angestarrt, da bin ich nur vor ihrem Blick geflüchtet. Die starrt schon die ganze Zeit", gab ich von mir, deutete mit dem Kopf zu dem Mädchen, die wohl eine Aushilfe war. Jimin folgte meinen Blick und verstand. Das Ganze war nicht mal wirklich gelogen. Die starrte schon die ganze Zeit mich an.

"Hübsch ist die aber", meinte er und nahm seinen Mantel.

Ich wollte einfach nur noch hier weg und war um so glücklicher, endlich gehen zu können.

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FORCED INTO HAPPINESS [ ✓ ]Where stories live. Discover now