Neun sind zu wenig

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„Geh von mir runter." „Ich lehne AN dir, ich sitze nicht AUF dir!" Damit legt Charly den Kopf schief und grinst breit, während Enrico sich nur eine Hand auf das Gesicht legt. „Wie weit bin ich nur gesunken...", murmelt er und lässt die Hand sinken, wobei Leamas sich nur auf den Bauch dreht und die Augen wieder schließt. „Ich weiß nicht was du meinst, Mensch... Ich hab noch nie so viel Frieden gespürt wie jetzt."
Enrico hatte es sich auf seinem Sessel im Gemeinschaftsraum gemütlich gemacht, ein Buch mitgenommen und angefangen zu lesen, als Charly vorbei kam. Die hat sich einfach direkt vor ihn gesetzt und lehnt sich schon die ganze Zeit mit dem Rücken an seine Beine an. Schlussendlich tauchte auch noch Leamas auf, der sich auf den Boden gelegt hat und sein Schädel auf ihrem Schoß ruht. Der Kamin vor ihnen knistert und der Dämon hält das Feuer am brennen, ohne dass er Holz nachschmeißen müsste.
Maxwell, der gestern Abend noch die Sache mit der IT beauftragt hatte, findet die Idee mit ihrem ausgeschalteten Handy jetzt scheiße. Er bekommt alles ab. „Ein Dämon, eine Auftragsmörderin und ein Erzbischof sitzen vor einem Kamin... das hört sich an wie der Anfang eines sehr schlechten Witzes", brummt der Weißhaarige und blättert die Seite um, bevor er weiterliest. „Ein Witz, bei dem ich wenigstens cuddles krieg?"
Charly legt wieder den Kopf in den Nacken und sieht zum Erzbischof, wobei Leamas sich schon aufrappelt und sie abwartend ansieht. Stirnrunzelnd sieht sie ihn an und sieht dann an ihm vorbei zu seinem Echsenschwanz. Sie hat schnell gemerkt dass er erstens gern diese Zwischenform annimmt und zweitens sich auch manchmal wie ein Hund verhält. Genau wie in diesem Moment, denn als würde er auf etwas freudig warten, wedelt der geschuppte Schwanz ein wenig herum.

„Du willst cuddles?" Die roten Augen flackern auf, im Augenblick ist er wirklich weniger ein Dämon, sondern mehr ein Schoßhund. „ER lehnt sich aber nicht an mich!", gibt Enrico gleich von sich und ist schon gutmütig, in dem er es ihr erlaubt. Aber dem Dämon? Sicherlich nicht. „Nah, das darf nur ich. Mein Privileg", erwidert Charly und zuckt im nächsten Moment zurück, presst sich an die Beine des Erzbischofs.
„Huh, was ist- Bei allen Erzengeln..." Selbst Enrico lässt das Buch langsam sinken und starrt dorthin, wo Leamas zuvor noch gewesen ist. Oder immer noch sitzt! Aber nun in einer komplett anderen Form. „Schock mich nie wieder so!", faucht Charlette und legt sich eine Hand auf die Brust, das kam überraschend. „Uns, Charly... er soll UNS nie wieder so schocken", murmelt der Erzbischof und nutzt zum ersten Mal den richtigen Namen.
Das duzen kam einfach so, da hat er nicht viel darüber nachgedacht. Leamas sitzt in seiner wahren Dämonengestalt da und deutet seiner Herrin an zu ihm zu kommen, wobei die nur langsam aufsteht und ihn mustert. „Das bist also wirklich du, hm?"
Sie stellt sich vor ihn und mustert ihn genau, noch nie hat sie diese Gestalt gesehen und hat den Drang alles anzufassen was da neu hinzugekommen ist. Größere und massivere Hörner auf einem massiven, krokodilähnlichen Schädel mit einer definitiv kürzeren Schnauze, auch hier erinnert das an einen Drachen, aber auch nicht so wirklich. Auch trägt er nur wieder einen Lendenschurz, dafür sind die Flügel auf seinem Rücken aber größer und kräftiger geworden. Man könnte fast meinen er wäre eine ägyptische Gottheit, die haben doch auch alle Tierköpfe! Oder zumindest viele. Denn auch Leamas besitzt weiterhin einen menschlichen Körper, bis auf den Schädel, die Flügel, den Echsenschwanz und diese verdammt gefährlich aussehenden Drachenfüße. 

„Bitte mach das in einer eigentlich ruhigen Situation nur mit Vorwarnung..."
„Jawohl, Herrin", erwidert er und neigt den Kopf, bevor er überrascht nach unten sieht. Charly hat sich in das Loch seines Schneidersitzes gesetzt, rückt ein wenig hin und her und atmet tief durch, bevor sie zufrieden nickt. „Das musst du ausprobieren, Enrico... Ich sags dir- Besser als das ist nichts und niemand!"
Der Erzbischof mustert sie extrem skeptisch, sieht dann zu dem Dämon und sieht wieder in sein Buch. „Genieß es, ich lese weiter." Er wollte doch einfach nur Ruhe, aber wenn er die jetzt bekommt indem Leamas als Sessel für sie dient, umso besser. Dann kann er vielleicht endlich einmal schneller mit einem Buch durchkommen als es sonst braucht bis er fertig ist. Selten hat er die Zeit dazu sich in Ruhe irgendwo hinzusetzen und das zu tun, also sollte er es ausnutzen.
„Im Augenblick bist du eh arbeitslos, oder nicht? Zumindest habe ich dich die gesamte Zeit nicht dabei gesehen wie du einen Auftrag abgearbeitet hättest", brummt er leise und sieht sie aus dem Augenwinkel an, wobei Charly entspannt abwinkt und einen Arm des Dämons nimmt um diesen festzuhalten. „Ich hatte einen, alles gut. Außerdem habe ich genug Reserven, wenn es sein müsste. Danke für deine Sorgen."
„Ich bin nicht besorgt, ich will nur nicht, dass dein Bruder auf dumme Ideen kommt und vielleicht aufmerksam wird, weil du dich zurückziehst."
Leamas runzelt die Stirn. „Ist das zwischen euch dieser ‚romantic slowburn' von dem ich mal gelesen habe?"
„Nein."

Toxic BridgeWhere stories live. Discover now