Kapitel 2 ~ Zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort.

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Die restliche Stunde verlief eigentlich wie immer, bis auf das, dass ich weder mit Isaac, noch mit Aubrey reden konnte geschweige denn durfte. Nach einer weiteren, qualvollen Stunde hatten wir endlich Pause. Aubrey, Isaac und ich gingen wie üblich in die Cafeteria. Nach nur wenigen Schritten entfernte sich Aubrey von uns und ging zu Hannah, ohne auch nur ein Wort zu sagen.

War sie sauer? Ich hoffe nicht.

Hannah ist eine Klassenstufe über uns, allerdings mag ich sie nicht wirklich. Sie ist total unsympathisch und redet mit mir, als wäre ich ein kleines Kind, das von nichts eine Ahnung hat, deshalb beschlossen Isaac und ich einfach schon mal weiter zu gehen.

"Wollen wir uns hier hinsetzen?" Fragte ich Isaac und deutete auf den Tisch. Er nickte stumm und legte seine Tasche neben den Stuhl.

"Was holst du dir, Skitt?" Fragte er neugierig.

"Weiß noch nicht. Ich muss dringend auf's Klo, du bist nicht zufällig so lieb und begleitest mich?" Sagte ich mit großen Augen.

"Nein, leider nicht. Ich befürchte du musst alleine gehen. Ich bestelle schon mal für uns beide. Was möchtest du?"

"Mir egal, nimm einfach das was du nimmst zwei mal. Danke, bis gleich." Sagte ich und lief schnell zur Mädchen Toilette.
Als ich dort ankam, rannten drei oder vier Jungs an mir vorbei. Was machen Jungs in einer Mädchen Toilette und warum rannten sie, als ginge es um Leben und Tod?

Ich öffnete die Tür einer Toilette und musste ungeduldig feststellen, dass sie vollgestopft mit Klopapier war. Ich ging in die zweite und es war genauso. Ich musste wirklich dringend, also blieb mir nichts anderes übrig, als das Toilettenpapier Stückweise aus der Toilette zu ziehen. Ich legte es jedoch nicht auf den Boden, sondern hielt es, aus welchem Grund auch immer, in meiner Hand. Schlagartig stoppte ich, als ich die Stimme eines Mädchen hörte.

"Kommen Sie schnell mit. Alle Klo's sind komplett verstopft! Ich glau-." Sie blieb wie angewurzelt stehen als sie mich sah und ihr Blick wurde kalt. Hinter ihr liefen der Hausmeister und der Direktor, die ebenfalls überrascht stehen blieben.

Scheiße. Scheiße. Scheiße.

"Es, ich, ehm, ich kann das erklären! Wirklich." Sagte ich zitternd.

"Ich glaub's nicht." Entwich es dem Hausmeister leise.

"Anna, was hast du dir nur dabei gedacht?" Fragte der Direktor, dessen Namen ich nicht einmal kannte, mich ernst.

"Aber, ich, ich, das wa-."

"Bitte, spar die Ausreden. Du wirst heute Nachmittag nachsitzen kommen und über dein Verhalten nachdenken." Sagte er wütend aber dennoch ruhig.

"Heute, 14.00 Uhr." Sagte er und verließ die Toilette, gefolgt von dem Mädchen, welches ich ebenfalls nicht kannte.

Das kann doch nicht wahr sein. Was wird meine Mutter sagen? Mist.
Ich war noch nie, wirklich noch nie nachsitzen. Sie wird furchtbar enttäuscht von mir sein. Aber, ich war es doch gar nicht. Das ist so unfair.

Beschämt und wütend zugleich ging ich zurück in die Cafeteria.

"Hier, hab dir n Muffin geholt." Sagte Isaac mit vollem Mund.

"Nein danke, ich habe keinen Hunger mehr." Sagte ich und schob den Teller mit dem äußerst leckeren Muffin zur Seite.

"Anna verzichtet auf einen Muffin. Ich glaubs nicht. Was ist passiert?" Fragte er schluckend.

"Ich, ich muss nachsitzen." Sagte ich leise. Mir stiegen die Tränen in die Augen, woraufhin Isaac mich in den Arm nahm.

"Krass, dass ich das noch erlebe. Anna Rose Whiteley verzichtet auf einen Muffin und muss Nachsitzen und das an einem Tag." Sagte er schmunzelnd.

"Idiot." Zischte ich.

"Was hast du überhaupt getan?" Fragte er neugierig.

"Nichts. Ich habe nichts getan, verdammt." Sagte ich wütend.

"Ich wollte nur auf die Toilette und im nächsten Moment musste ich nachsitzen." Fügte ich fassungslos hinzu. Ich erzählte ihm was passiert war und er hörte aufmerksam zu.

"Wie unfair. Hast du denn nicht gesehen wer es wirklich war?"

"Nein, das ist ja das Problem!" Sagte ich seufzend.

Nach ein paar Minuten kam Aubrey schließlich wieder und fragte mich besorgt was passiert war. Ebenfalls erzählte ich es ihr und sie war völlig schockiert. Wir redeten noch etwas darüber, bis wir von dem Schulklingeln unterbrochen wurden und uns aufteilten. Aubrey hatte Physik, Isaac und ich hatten Politik.

-

"Hey schatz, wie war die schule? Du siehst so traurig aus." Sagte meine Mutter.

"Mom, ich muss nachsitzen." Meinte ich leise und schaute zu Boden.

"Bitte was? Du musst was? Anna, das ist doch nicht dein ernst."

"Es tut mir leid. Es war nicht meine Schuld. Ich war eben zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort."

"Was ist denn passiert? Warum musst du nachsitzen?" Fragte sie leicht wütend und ich erzählte ihr was passiert war. Ich kämpfte mit meinen Tränen und war nebenbei einfach wütend.

"Du hast es also wirklich nicht getan oder?"

"Nein, warum sollte ich? Das ist so unfair." Meinte ich.

"Wann musst du nachsitzen?"

"Heute, 14.00 Uhr."

"Was? Das ist doch schon in einer Stunde. Beeil dich mit essen, Emma kommt auch gleich." Sagte sie und holte währenddessen die Teller aus dem Schrank.

Ich half ihr dabei und aß so schnell wie nur möglich. Anschließend ging ich noch in mein Zimmer um mich umzuziehen, da es wärmer geworden war, als gedacht. Ich entschied mich für ein weißes top mit einer etwas dunkleren Jeans. Ich nahm keine Jacke mit da es einfach zu warm war.
In den letzten Minuten richtete ich noch meine Haare und versuchte die verschmierte Wimperntusche unter meinen Augenringen wegzubekommen.

Etwas später saß ich auch schon im Bus. Ich war absolut wütend und total aufgeregt. Immerhin ist es das erste mal, dass ich nachsitzen musste. Ich wusste nicht was man dort machte, geschweige denn wo ich überhaupt hin musste. Es war einfach total unfair.
An der Schule angekommen, ging ich erstmals ins Rektorat um mich nach dem Raum zu erkundigen.

"Raum 74." Meinte die Sekretärin hastig.

Ich suchte den Raum und fand ihn anschließend auch. Ich blickte kurz hinein und war total überrascht. Er war so gut wie voll und ich kannte fast keinen, bis auf Justin. Justin und ich waren einfach normal befreundet. Wir belegen ein paar Kurse zusammen und er ist wirklich witzig, also setzte ich mich neben ihn, woraufhin er mich lächelnd ansah. Er saß in der zweiten Reihe am Fenster und vor uns saß niemand.

Es war ungefähr kurz vor zwei Uhr und die Lehrerin trat in den Raum. Mrs. Lancaster, eine der strengsten Lehrerin der Schule. Sie legte großen Wert auf Pünktlichkeit also begann sie auch pünktlich mit dem Nachsitzen. Sie fing gerade an uns zu begrüßen, als Logan und Cameron pünktlich um zwei Uhr durch die Tür traten.

"Mr. Payne, Sie und ihr Freund sind gerade noch pünktlich erschienen. Glück gehabt. Setzt euch in die erste Reihe. Wir beginnen jetzt."

Logan saß genau vor mir und ich konnte den Rauch förmlich schmecken.

Warum ausgerechnet vor mir?

The Bad Boy's Victim.Where stories live. Discover now