Noah

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Noah stand vor einem Antiquitätengeschäft, das so unscheinbar aussah, dass er das Gefühl bekam, es würde sich zwischen den anderen Läden der mäßig belebten Straße verstecken. Der Regen prasselte unaufhörlich auf ihn nieder, doch er genoss das Gefühl. Er blickte auf diesen Ort voller vergessener Geschichten und verlorener Schätze. Es war ein Ort, an dem die Vergangenheit in jeder Ecke lauerte und die Geheimnisse vergangener Tage die Regale fühlten. Auch wenn er sich das Gefühl nicht erklären konnte, wusste er in diesem Moment, dass sich sein Schicksal hinter der unscheinbaren Tür verbarg.

Langsam öffnete er die Tür und trat in das Geschäft ein, begleitet vom Geräusch des kleinen Türglöckchens. Der Duft von alten Büchern und vergilbtem Papier umhüllte ihn wie eine vertraute Umarmung. Seine Augen glitten über die Regale, gefüllt mit jeglichen Schätzen. In der Ecke entdeckte er ein Regal voller Bücher, deren Einbände von der Zeit gezeichnet waren. Zielstrebig ging er auf die Bücher zu. Es waren dicke und dünne, Taschenbücher und Hardcover. Eine verzierte Ausgabe von Romeo und Julia stand neben einem kleinen Buch, das so alt war, dass er den Titel nicht mehr entziffern konnte. Seine Finger glitten sanft über die Rücken der Bücher, bis er plötzlich an einem Tagebuch hängenblieb. Es hatte einen abgenutzten Ledereinband und schien eine Geschichte zu verbergen, die nur darauf wartete, entdeckt zu werden. Vorsichtig nahm Noah das Tagebuch aus dem Regal und strich über den Einband, als ob er somit etwas über die Vergangenheit des Büchleins erfahren könnte.

Mit klopfendem Herzen öffnete er das Buch und begann, die ersten Seiten zu lesen. Es war, als ob er in eine andere Welt eintauchte, in die Gedanken und Gefühle eines Fremden. Die Worte sprangen von den Seiten und umgaben ihn wie ein unsichtbarer Nebel.

Am liebsten hätte er das Tagebuch auf der Stelle verschlungen, doch das gereizte Hüsteln des Ladenbesitzers riss ihn aus seiner Trance. Ohne wirklich bei der Sache zu sein, bezahlte er den kostbaren Schatz, den er entdeckt hatte und wickelte ihn dann in seinem Schal ein, um ihn vor dem Regen zu schützen, um schließlich den Heimweg anzutreten.


Schatten der VerlorenenWhere stories live. Discover now