Ich kann Nicolas vertrauen.
Ich spüre es und trotzdem kann ich es nicht.

Vielleicht habe ich Vertrauensprobleme, aber seit dem Vorfall, der mir meinen ersten Kuss geraubt hat. Ohne dass ich, wusste dass, es etwas bedeuten sollte, habe ich niemanden an mich ran gelassen. Es sind mehrere Jahre seit diesem Vorfall vergangen, aber ich kann es nicht riskieren.

Mein Bauchgefühl sagt mir, ich kann es, ich kann ihm vertrauen.

Aber in meinem Kopf ist sowas wie eine Barriere, die es nicht zulässt, genauso wie die Schicht Eis, die mein Herz beschützen soll. Doch sie schmilzt und er ist der Grund dafür. Er ist der Grund das ich wach hier liege und kein Auge zu bekomme.

Er ist der Grund, dass mein Unterbewusstsein erneut an diesen Moment denkt.

Der Moment an dem ich aufgehört habe schnell zu vertrauen.

Ich drehe mich erneut herum, meine Gedanken kreisen und ich kann es nicht abschalten.

Mein Blick fällt auf ihn, er liegt auf dem Bauch. Seine muskulösen Arme um das graue Kissen geschlungen, seine Haare fallen ihm durcheinander in die Stirn und ich erkenne seine definierten Rückenmuskeln auch im leicht schimmernden Mondlicht.

Er ist attraktiv und heiß, keine Frage.

Auch wenn mein Bauchgefühl mir sagt ich kann ihm vertrauen, sagt irgendwas auch noch das er ein Player ist und nur so nett zu mir ist, weil er mich ins Bett kriegen will. Aber die ganzen Sachen und Gespräche, der Brief, das lässt es nicht so wirken.

Mein Gehirn sucht einfach nur einen Grund, ihm nicht komplett zu vertrauen.

Oder?

Meine Augen starren weiter auf seine Rückenmuskeln, ich seufze und stehe leise auf.

Auch wenn es Nachts momentan sehr kalt ist, ich brauche frische Luft.

Immer wenn ich früher nicht richtig schlafen konnte, haben Mom und Dad sich mit mir in den Garten gesetzt und den Himmel angestarrt. Ich weiß nicht, wieso, aber Sterne haben einfach etwas Magisches an sich, etwas Magisches, was ich einfach nicht erklären kann.

Sie sind so friedlich

Ich drehe den Griff der Balkontür und mach es leise zu, um es auf dem Kippmodus komplett zu öffnen, wie von selbst nehme ich mir meine Decke und eins meiner Kissen und gehe nach draußen, ich lege sie auf dem sauberen Fließen und lehne die Tür hinter mir leise an.

Ich wickele meine Decke um meine Schultern und gehe näher ans Geländer und lege das Kissen auf den Boden, meine Beine berühren den kalten Boden als ich mich hinsetze. Aber ich bleibe nicht sitzen, ich lege mich auf den Boden, mein Kopf auf dem weichen Kissen und meine Augen auf den wunderschön klaren Sternenhimmel gerichtet.

Das Weltall ist so unendlich groß, ich glaube daran das es Wort wörtlich unendlich ist.

Wie viele Sterne wohl da draußen existieren?

Wie viele Galaxien und unerforschte oder nicht entdeckte Planeten?

Wie viele Sternenbilder es wohl noch gibt, außer den uns bekannten?

Ich sehe einfach nur in den klaren Himmel und merke wie meine Augen müder werden.

Ich könnte jetzt auf der Stelle einschlafen, ich spüre die Kälte nicht durch meine warme Decke, in die ich mich gekuschelt habe.

Mir ist nicht kalt, ich bin einfach benebelt, weil es mich genau an die Nächte erinnert, in denen Mom und Dad mit mir herausgegangen sind.

Ich weiß gar nicht, wie lange ich das nicht mehr getan habe.

Ich habe es zwischendurch einfach um die Erinnerungen zu erhalten getan, habe mich Nachts in den Garten gelegt und bin eingeschlafen. Am nächsten Morgen haben meine Großeltern mich rein gezerrt und mir vorgeworfen, was ich den mache.

Was der Grund wäre, warum ich wie eine Obdachlose im Garten schlafe.

Was, wenn das jemand von der Presse gesehen hätte?

Immer und immer wieder haben sie es mir gesagt, doch nachdem sie mich das erste Mal geschlagen haben, habe ich damit aufgehört.

Sie haben mir nichts zu sagen, aber ich will diese Schmerzen einfach nicht spüren.

Ich merke gar nicht wie warm meine Wangen werden als eine Träne über sie läuft.

Ich wische sie weg, doch aus einer werden zwei, aus zwei werden drei und aus drei wird ein Wasserfall, der warm über meine Wangen läuft. Mein Blick bleibt auf den Himmel gerichtet während ich nicht anderes kann als zu weinen, ich unterdrücke mein Schluchzen.

Ich will nicht, dass er mich so sieht, so zerbrochen, so kaputt.

Ich will ihn nicht wecken, doch als ich merke, wie sich jemand neben mich legt, wende ich meinen Blick nicht vom Himmel ab. Seine warmen Finger berühren mein Kinn als er meinen Kopf zu sich dreht und meine Tränen wegwischt.

"Es ist oke Cenicienta, es ist oke", murmelt er und mein Körper zittert.

Ob vor Kälte oder von den schmerzhaften Erinnerungen. Ich weiß es nicht.

"Du bist ja eiskalt. Wie lange warst du hier draußen?", fragt er mich und setzt sich schnell wieder auf, sieht auf mich herab, seine Augen schimmern vor Sorge und auch seine Stimme, ich höre Sorge.

Er macht sich keine Sorgen um mich.

Ich bin es nicht wert, dass man sich Sorgen um mich macht.

"Shhh komm her. Ich bringe dich rein", murmelt er leise und ich spüre wie er mich sanft in seine Arme hebt. Ich weiß nicht, wieso, aber das Schluchzen, was über meine Lippen dringt, fühlt sich so befreiend an, ich kann loslassen.

Ich bin die Person zum Loslassen für ihn und er ist meine.

"Du hasst mich", murmele leise und meine Stimme klingt heiser und müde.

"Ich hasse dich nicht, ich versuche nur dich zu beschützen", höre ich seine Stimme als mich aus dem Nichts eine Welle von Müdigkeit überschwemmt.

Ich schlafe ein, in den Arm des Jungen, den ich hassen wollte.

Aber ich kann es nicht.

Aber ich kann es nicht

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.
Twisted Desire | Cenicienta inocente ✔︎Where stories live. Discover now